Uttinger Künstler öffnen Ateliers
10.Ateliertage Besuche bei 14 Uttinger Künstlern bieten ungewöhnliche Einblicke in Arbeitsumgebungen. Von der malenden Chronistin bis zum Multitalent in der Ortsmitte
Utting Am südlichen Ortseingang von Utting grüßt ein großes Wandtransparent: Ein Bub taucht kopfüber in den Ammersee. Gleichzeitig ist das ein Hinweis: Man ist bei Station 2 und damit bei Angelika Böhm-Silberhorn angekommen. Sie ist eine der 14 Künstler und Künstlerinnen, die sich an den 10. Uttinger Ateliertagen beteiligen. Am 30. Juni und 1. Juli sind die Ateliers nochmals geöffnet.
Angelika Böhm-Silberhorn, die malende Chronistin der AmmerseeGemeinde, ist mit ihrer Staffelei stets vor Ort dabei. Ihre Motive sind das Leben im Dorf, Feste, Gärten, blühende Wiesen, historische Anwesen; doch alles Folkloristische liegt ihr fern. Sie möchte mit ihren Bildern den Blick auf Erhaltenswertes lenken, auf die Identität des Ortes, das Uttinger Lebensgefühl. Dafür steht zum Beispiel auch der hölzerne Sprungturm im Strandbad, der nicht zuletzt durch die Bilder der Künstlerin zu einem Wahrzeichen der Gemeinde geworden ist.
Geht man an den Bildern vorbei hinauf ins Atelier, fällt das Sonnenlicht durch Jugendstilfenster auf großformatige Blumenwiesen, gemalt im typisch, pastosen Farbauftrag der Künstlerin, der ihren meist fröhlichen Bildern eine geradezu räumliche Wirkung verleiht.
Wie viele schöne Ateliers in Utting ist auch das Haus der Böhm-Silberhorns eine Entdeckung. Gemeinsam mit ihrem Mann hat die Künstlerin das ursprünglich unscheinbare Anwesen mit Versatzstücken aus Abrisshäusern und aus dem Fundus von Baustoffhändlern, die sich auf alte Materialien spezialisiert haben, saniert: Über antike Bodenfliesen schreitet man in die Hauskapelle. Dort zeigt die Künstlerin Bilder, die sie in Kirchen der Region gemalt hat.
Dieter Finzels (Station 9, Hechenwanger Straße 15) Atelier- und Wohnhaus liegt versteckt hinter Bäumen und Sträuchern. Ein Markenzeichen ist seine abstrakte Malweise mit dickem, kräftigem Spachtelauftrag. Auch mit fernöstlicher Kalligrafie hat sich der Künstler lange beschäftigt. Ein wichtiges Thema ist für Finzel das Labyrinth als Sinnbild des Lebensweges. Farben verwendet er bewusst und sparsam. Ein aktueller Themenbereich des Künstlers ist das Porträt. Mit taktilen Strichen moduliert er suchend das Wesen seiner Modelle.
Schon am Eingang zum blühen- den Garten von Meike von Arndt (Station 1, Annafeldstraße 15) werden die Besucher von weichfließenden Bronzeplastiken begrüßt. Die figürlichen Arbeiten sind Seelenbilder: Menschenfiguren klettern in Mundöffnungen von großen Gesichtern oder steigen aus Kopf- und Augenhöhlen oder geteilten Profilen hervor. In der Garage nebenan kann man hübsche Linolschnitte und Kleinplastiken bewundern.
Kommt man zum Bürgertreff 17, wird man von Kathleen Canady und einem skurrilen Bajuwaren mit Headset begrüßt, dem elektronische Blitze aus dem Seppelhut aufsteigen. Er gehört zu Canadys aktueller Porträtreihe „Modern Times“, die den Betrachter mit irritierenden Zeitgenossen konfrontiert. Ganz anders die Sehnsuchtsbilder von weiter Landschaft und Meer, in denen die kurze Zeit vor der Ankunft am Ziel eingefangen wird – Bilder, die von Vorfreude und sehnlicher Er- wartung erzählen: Eine Pappelallee in der Emilia Romagna wirkt wie ein verzauberter Ort, die Pinien in Meeresnähe lassen den Betrachter die salzige Luft erspüren.
Eine beachtliche Künstlerdichte findet sich in Uttings Ortsmitte. Müsste man sich entscheiden, wäre unter anderem Peter Dietz (Station 7, Im Gries 28) eine spannende Option. Er ist ein Multitalent, sowohl als Maler, Zeichner, Bildhauer und Komponist. Betritt man sein Atelier, fallen zuerst seine filigranen Skulpturen auf. Schlanke menschliche Silhouetten, mit Säge und Spachtel aus uraltem Olivenholz herausgearbeitet, blicken dem Betrachter entgegen. An der Stirnseite des Ateliers hängt eine große Leinwand, zart, fast unsichtbar, scheint eine Zeichnung durchs Weiß. Dietz malt und zeichnet Figuren in verschiedenen Posen, fotografiert sie und übermalt sie wieder mit weißer Farbe. Mehr als 100 Zeichnungen bilden schließlich ein Tableau.
„Pink, Grün, Gelb – Welche Farben hat das Mitgefühl?“fragt Christiane Noll (Station 8, Seeholzstraße 1-3), die ihre farbenfrohen Arbeiten heuer nicht in ihrem Atelier, sondern in der Verwaltungsschule Holzhausen zeigt. Ihre interaktive Ausstellung lädt zum Mitmachen ein und verändert sich täglich. In einer Finissage am Sonntag, 15. Juli, sollen diese gewürdigt werden.
Eine Pappelallee wirkt wie ein verzauberter Ort