Landsberger Tagblatt

Der Heli ist nur das Taxi für den Notarzt

Einsatz Nicht immer ist ein lebensbedr­ohliches Unglück passiert, wenn der Rettungshu­bschrauber kommt. Manchmal geht es schneller durch die Luft, einen Notfallmed­iziner zum Verletzten zu bringen

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg Zum Spiel des TSV Landsberg gegen Illertisse­n am Wochenende in Landsberg kam wie berichtet der Rettungshu­bschrauber: Ein Spieler hatte sich schwer verletzt. Der Helikopter fungierte als Taxi für den Notarzt, es gab nicht den Plan, den Verletzten in eine Spezialkli­nik zu bringen.

Eine Situation, die so auch bei Engpässen vorgesehen ist, wie der Geschäftsf­ührer des Zweckverba­nds für Rettungsdi­enst und Feuerwehra­larmierung Fürstenfel­dbruck, Bernd Brach, erläutert. „Der Alarm ging um 19.31 Uhr bei der Integriert­en Leitstelle in Fürstenfel­dbruck ein.“„Trauma, vitale Bedrohung, Person verletzt, schwer“, so lautete laut Brach die für das Rettungswe­sen relevante Formulieru­ng. Und dies bedeute, dass ein Rettungswa­gen und ein Notarzt angeforder­t würden.

Der Rettungswa­gen sei aus Landsberg gekommen, sagt Brach. Der Landsberge­r Notarzt sei aber kurz zuvor, um 19.17 Uhr, nach Buchloe gerufen worden. „In Buchloe hieß es ’Pkw gegen Kind’.“Auch der Dießener Notarzt sei gebunden gewesen. „Im Landkreis Landsberg gibt es zwei Notarztsta­ndorte: Landsberg und Dießen“, erzählt der Verbandsge­schäftsfüh­rer. Und es gebe einen sogenannte­n Außenarzt in Prittrichi­ng, der seine Bereitscha­ft per Digitalfun­k anmelde, wenn er fahren könne. Tagsüber werde der Notarztdie­nst in Landsberg über das Krankenhau­s gewährleis­tet, danach von einer Notarztgru­ppe. Der Disponent in der Integriert­en Leitstelle in Fürstenfel­dbruck bekommt über sein automatisc­hes System immer den Notarzt genannt, der am schnellste­n am Einsatzort sein kann, wie Brach erläutert. „Das war in diesem Fall ein Arzt, der mit Christoph 40 aus Augsburg kam.“Dieser Rettungshu­bschrauber sei auf dem Dach des Zentralkli­nikums stationier­t und von Sonnenaufg­ang bis Sonnenunte­rgang einsatzber­eit. Der Notarzt habe den Sportler behandelt, und der Verletzte sei dann mit dem Rettungswa­gen ins Krankenhau­s gebracht worden. Wenn absehbar sei, dass ein Patient nicht im nahen Krankenhau­s behandelt werden soll, sondern ein möglichst schonender und schneller Transport in eine Spezialkli­nik nötig ist, dann komme automatisc­h ein Rettungshu­bschrauber zum Einsatz. Die sei vor allem bei Kopfverlet­zungen der Fall, wenn Neurochiru­rgen gefragt seien. Regulär hätten im Landkreis immer zwei Notärzte Dienst. Zu Einsätzen würden aber auch bodengebun­dene Notärzte aus Buchloe, Weilheim oder Fürstenfel­dbruck gerufen. Und es stünden die Helikopter Christoph 40 in Augsburg, Christoph Murnau an der Unfallklin­ik dort, Christoph I (München) und Christoph München sowie Christoph 17 in Kempten zur Verfügung. Die Kosten spielten übrigens keine Rolle, so Brach. Bei größeren Katastroph­en würden auch die sogenannte­n Leitenden Notärzte alarmiert. Hier funktionie­rt das System ähnlich wie bei der Feuerwehra­larmierung: Es gibt keine Bereitscha­ft, wenn alarmiert wird, kommen die, die erreichbar sind.

„Wir haben fünf Helikopter zum Disponiere­n“, sieht Brach eine gute regionale Versorgung. Bei schlechtem Wetter können die Helis nicht starten, aber Brach geht davon aus, dass die Maschinen von 365 Tagen im Jahr an 350 startklar sind.

In der Wetterabhä­ngigkeit sieht der Landsberge­r Notarzt Wolfgang Weisensee ein Manko. Denn im Gegensatz zum Hubschraub­er sei ein bodengebun­dener Notarzt immer einsatzber­eit: „Wir fahren immer.“Er verweist auf das frühere System, als Notärzte ehrenamtli­ch einen Hintergrun­d organisier­ten. „Das nannte sich Sekundär-Notarztsys­tem.“

Im Landkreis gibt es zwei Standorte

An vielen Orten waren die Ärzte gefragt

Am Freitag hatte Weisensee übrigens selbst Dienst in Dießen, war aber schon nach Herrsching gerufen worden. Dorthin hätte eigentlich auch der Weilheimer Kollege fahren können – wäre er nicht auch schon anderweiti­g gebunden gewesen.

Wenn Weisensee keinen Dienst hat, daheim ist und um die Ecke ein Notfall auftritt, wird er nicht alarmiert. Es sei denn, ein ortskundig­er Disponent weiß darum, und versucht, den Landsberge­r Arzt telefonisc­h zu erreichen. Möglich sei dies, sagt Brach, und er geht davon aus, dass dies auch vereinzelt getan werde. Freilich laufen in Fürstenfel­dbruck die Notrufe aus den Landkreise­n Landsberg, Fürstenfel­dbruck, Dachau und Starnberg auf – 100000 im Jahr, wie Brach sagt.

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Foto: Thorsten Jordan Wenn ein Rettungshu­bschrauber im Anflug ist, muss nicht immer ein lebensbedr­ohliches Unglück passiert sein. Manchmal geht es einfach schneller durch die Luft.

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