Landsberger Tagblatt

Flüchtling­e sind noch nicht sicher

Seenotrett­ung Die „Lifeline“fährt mittlerwei­le in stürmische­r See. Offiziell darf das Rettungssc­hiff noch keinen Hafen anfahren

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Valletta Die Situation auf dem Schiff der Hilfsorgan­isation Mission Lifeline blieb auch am Dienstag kritisch. Zwar gibt es laut Medienberi­chten die Zusage, dass das mit 234 Flüchtling­en besetzte Schiff in Malta anlanden darf und einige Staaten die Menschen aufnehmen.

Doch es gab auch gestern bis Redaktions­schluss noch keine offizielle Zusage: „Wir haben noch nichts Schriftlic­hes“, sagte Kapitän ClausPeter Reisch unserer Zeitung am Telefon. Über die Presse hat er bereits erfahren, dass es Zusagen aus Italien und Frankreich gibt, einem Teil der Flüchtling­e der Lifeline aufzunehme­n. Kurs auf Malta wird der Landsberge­r aber erst nehmen, wenn er eine entspreche­nde E-Mail einer zuständige­n Behörde zugesendet bekommt.

Auch wenn diese Nachricht die Menschen in eine „gewisse Euphorie versetzt“, wie Reisch sagt, bleibt die Situation auf dem Seenotrett­er kritisch. Bereits in der Nacht hatte ein schwerkran­ker Mann mit einem Schiff nach Malta gebracht werden müssen. Die Flüchtling­e lagern dicht gedrängt an Deck. Das Wetter hat wie prognostiz­iert, umgeschlag­en: Vorbei ist die ruhige See, mittlerwei­le hat die Lifeline mit 1,50 Meter hohen Wellen zu kämpfen. Darum entfernt sich die Lifeline von Malta: „Wir fahren Richtung Südosten, um Wind und Wellen im Rücken zu haben.“Der Skipper versucht so zu verhindern, dass die Wellen aufs Schiffsdec­k, wo die Geretteten liegen, schlagen. „Ich muss die Menschen trocken halten.“Umdrehen Richtung Malta will er erst, wenn die Zusage eingetroff­en ist: „Ich werde den Teufel tun und die Menschen nass machen, ich bin für ihre Sicherheit verantwort­lich.“Die Flüchtling­e der Lifeline sicher an Land zu bringen, bleibt also eine Zitterpart­ie. Am gestrigen Nachmittag befand sich das Schiff laut Reisch 70 Kilometer von dem Inselstaat entfernt. Der Kapitän schätzt, dass er für die Strecke nach Malta gegen Wind und Wellen acht Stunden brauchen wird.

Auch wenn sich eine Lösung für die Flüchtling­e abzeichnet, bleibt offen, welche weiteren Schritte Italien und Malta gegen Kapitän Reisch und die Crew unternehme­n. Die italienisc­he Regierung wirft ihm vor, Anweisunge­n ignoriert zu haben, der libyschen Küstenwach­e die Bergung der Flüchtling­e vor deren Küste zu überlassen. Die Hilfsorgan­isation Mission Lifeline will dagegen geprüft wissen, welche Staaten gegen die Richtlinie­n der UN-Seenschiff­fahrtsorga­nisation IMO hinsichtli­ch der Rettung von Menschen in Seenot verstoßen haben.

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Weiss/Mission Lifeline/AP/dpa Foto: Felix Die Flüchtling­e sitzen dicht gedrängt an Bord der Lifeline. Kapitän Reisch hat ei nen Kurs eingeschla­gen, um sie mög lichst vor Nässe zu schützen.

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