Seit 100 Tagen Bürgermeisterin
Interview Seit mittlerweile 100 Tagen ist Bärbel Wagener-Bühler Bürgermeisterin in Kaufering. Im Gespräch mit dem LT verrät sie, welche ihrer Entscheidungen bislang die wichtigste war
Sie sind heute seit 100 Tagen im Amt. Haben Sie mitgezählt?
Wagener Bühler: Der Tag ist mir schon wichtig. Man sagt ja, dass in den ersten 100 Tagen auch Weichen gestellt werden. Ich habe von Anfang an mit vollem Einsatz gearbeitet.
Was war Ihre erste Entscheidung? Wagener Bühler: Die erste Entscheidung war, welche Strukturen im Tagesablauf des Rathauses ich übernehmen werde und wo ich eigene Akzente setzen möchte.
Und was war die für Sie überraschendste Entscheidung?
Wagener Bühler: Ich war gleich mit der Frage konfrontiert, wie ich meinen Einstand feiern möchte, also zum Beispiel in welcher Kirche und welche Lieder ausgewählt werden sollen. Ich habe mir das Ave Maria gewünscht.
Ihre wichtigste Entscheidung bislang? Wagener Bühler: Meine Personalentscheidungen. Die haben sich bislang als wichtig und gut herausgestellt. Wir haben zum Beispiel einen Leiter Technisches Bauamt geschaffen, das wieder im Rathaus angesiedelt ist. Andreas Giampa hat diese Aufgabe übernommen. Auch sonst gab es und wird es noch personelle Veränderungen geben. Die neuen Mitarbeiter machen alle einen guten Eindruck.
Was haben Sie noch verändert? Wagener Bühler: Es gibt jetzt regelmäßig einen Jour fixe, bei dem alle Abteilungen teilnehmen. So sind alle auf dem gleichen Stand und können besser zusammenarbeiten.
Sie mussten noch vor Ihrem Amtsantritt umziehen. War es stressig? Wagener Bühler: Ich hatte zwei Wochen Zeit und war rechtzeitig fertig. Jetzt wohne ich zehn Sekunden Fußweg vom Rathaus entfernt. Das ist gut, weil ich die meiste Zeit in meinem Büro verbringe.
Was haben Sie bislang erreicht? Wagener Bühler: Ich habe mich, wie im Wahlkampf versprochen, umfassend mit den Tempo-30-Zonen im Ort beschäftigt und auch mit Experten gesprochen. Ich bleibe dabei, für mich ist der aktuelle Zustand nicht rechtskonform. Am Mittwoch wollen wir das Thema im Marktgemeinderat abschließen.
Es gibt aber noch andere wichtige Themen in Kaufering?
Wagener Bühler: Dazu zähle ich den Um- oder Neubau des Feuerwehrhauses, Sanierung oder Neubau der Kindertagesstätte Don Bosco oder den Wohnungsbau am Berliner Ring. Alle Themen haben wir fachlich neu aufbereitet. Damit wird der Gemeinderat für seine Ende September stattfindende Klausur optimal vorbereitet sein.
Die Klausur war eine schwere Geburt? Wagener Bühler: Das stimmt. Aber am Ende ist genau das herausgekommen, was ich anfangs wollte. Mich hat die Debatte eines gelehrt: Die, die sich am lautesten beschweren, sind nicht immer die Mehrheit.
Wie läuft denn die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat?
Wagener Bühler: Das gegenseitige Vertrauen entwickelt sich. Es darf auch Kritik geben. Mit ist wichtig, dass jeder sagt, was ihn bewegt. Wie oft werden Sie eigentlich mit Frau Bühler angesprochen?
Wagener Bühler: Einige sagen Bühler, andere Wagener. Manche sprechen mich einfach mit „Frau Bürgermeister“an, dann umgehen sie elegant die Namensfrage.
Werden Sie mit Ihrem Vater verglichen, der lange Jahre Bürgermeister in Kaufering war?
Wagener Bühler: Das passiert eher selten. Eine Mitarbeiterin meinte, dass ich ähnlich ungeduldig werde, wenn Besprechungen nicht zielführend sind.
Was wollen Sie noch anpacken? Wagener Bühler: Die Arbeitsbelastung in der Verwaltung ist derzeit noch sehr hoch. Wir müssen einige Altlasten beseitigen. Ich hoffe, dass spätestens in einem Jahr wieder mehr Luft ist für neue Ideen. Zum Beispiel?
Wagener Bühler: Ich möchte zum Beispiel das Thema Klimaschutz noch intensiver behandeln. Am Mittwoch wollen wir einen Klimaschutz-Beirat gründen, der sich der Sache annimmt. Wichtig sind mir auch die Kommunalwerke. Wir suchen derzeit einen Leiter. Und dann wollen wir nach Wegen suchen, wie wir mit regionalen Energieversorgern zusammenarbeiten können.
OPerson Bärbel Wagener Bühler von der Kauferinger Mitte ist seit April Bür germeisterin in Kaufering. Die Tochter des langjährigen Bürgermeisters Dr. Klaus Bühler hatte sich Mitte März in einer Stichwahl gegen den SPD Kandidaten Thomas Salzberger durchgesetzt. Die 45 Jährige ist studierte Juristin, arbei tete in der Verwaltung der Stadt München und war auch als Mediatorin tätig.