Endlich elektrisch
Es wird nicht mehr geredet, es wird gearbeitet. Und wie! Endlich wird Bayerns letzte Strecke, auf der Fernverkehrszüge noch von Dieselloks gezogen werden, elektrifiziert. Schon in den 90er Jahren lieferten sich örtliche CSU- und SPD-Politiker im Allgäu einen Wettstreit, wer die besten Kontakte ins Bundes verkehrs ministerium hat, damit endlich Geld fließt für eine modernisierte und schnellere Verbindung in die Schweiz. Mit Fahrzeiten von bisher viereinhalb Stunden war die Bahn zwischen München und Zürich gegenüber Flugzeug oder Auto nur wenig wettbewerbsfähig. Elektrifizierung, Ausbau für den Einsatz von Neige technik und moderne Strecken sicherung lassen deutlich höhere Geschwindigkeiten zu. Der zusätzliche Ausbau in Lindau, wo der Hauptbahnhof von der Insel auf das Festland verlegt wird, bringt einen zusätzlichen Zeitgewinn.
Der konzentrierte Einsatz von Baukapazitäten ermöglicht es, das 540-Millionen-Euro-Projekt (440 Millionen für den Ausbau zwischen Geltendorf und Lindau und nochmals 100 Millionen in Lindau selbst) nach mehr als 20-jähriger Debatte und Vorbereitung binnen relativ kurzer Zeit bis Ende 2020 fertigzustellen. Die Reisenden, die auf Busse umsteigen oder einen Umweg in Kauf nehmen müssen, wird es freuen.
Für Bayern ist es der Auftakt für eine Welle von Elektrifizierungsprojekten. Im nächsten Jahrzehnt sollen die Strecken von München – Mühldorf–Freilassing und Regensburg–Hof folgen. Hier geht es, anders als im Allgäu, auch um einen Ausbau für mehr Güterverkehr. Es ist ein Zeichen dafür, dass der Bahn in der Fläche wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird.