Sebastian Arnold und seine Motorräder
Porträt Der Landsberger hat sich einen Kindheitstraum erfüllt. Fünf Jahre hat er für seine erste Maschine gespart. Jetzt fährt er mit seinen Mannschaftskollegen erfolgreich bei Langstreckenrennen mit
Landsberg Für alles, was zwei Räder und einen Motor hat, begeisterte sich Sebastian Arnold schon als Kind. Und seinen Traum, Motorradrennen zu fahren, verfolgt er schon lange. Heute ist der 28-jährige Maschinenbediener so oft es geht mit seiner Yamaha R6 auf etlichen Rennstrecken unterwegs, um sein Können bei Lang- und Rundstreckenrennen unter Beweis zu stellen. Zuletzt konnten er und sein Team einen tollen 3. Platz beim Langstreckencup auf dem Sachsenring verbuchen.
Einfach war der Weg bis hierher für Arnold nicht, denn der Widerstand in der Familie war groß. „Ich hatte mir aber ein eigenes Motorrad in den Kopf gesetzt und habe mein gesamtes Taschengeld und jedes Geldgeschenk gespart.“Fünf Jahre habe es gedauert, bis zum einen ein ordentlicher Geldbetrag zur Verfügung stand und zum anderen seine Überredungskünste bei den Eltern zum Einlenken geführt hatten. „2003 durfte ich mir dann endlich eine Yamaha mit 85 Kubik kaufen.“Damit begann im Alter von 13 Jahren die Rennsportgeschichte von Sebastian Arnold.
Im Motocross-Verein in Ellighofen trainierte er von nun an zweimal wöchentlich. „Ich war wirklich froh, dass mein Taschengeld immer wieder für eine Fünf-Liter-Tankfüllung reichte“, erinnert er sich an die Anfänge zurück.
Weil Körpergröße und Ansprüche im Laufe der Zeit stiegen, stand 2005 der Wechsel auf eine Honda CR 125 an. „Mit dieser größeren Maschine konnte ich noch mehr Fortschritte machen und auch anspruchsvollere Strecken fahren“, sagt Arnold. Denn ehrgeizig sei er schon immer gewesen und sei es bis heute geblieben. „Ich will mich immer weiter verbessern und schneller werden“, sagt Sebastian Arnold von sich selbst.
Aber was war dann der Anlass, von seiner letzten Straßenmaschine mit 170 PS auf sein jetziges Motorrad umzusteigen? „Bei einem Renntraining mit Instruktor habe ich ganz schnell feststellen müssen, dass ich eigentlich gar nichts kann.“Ihm sei klar geworden, dass er eine Maschine fahre, die er kaum beherrsche. Besser werden, schneller fahren, mehr Erfolge einheimsen – das sei so nicht möglich gewesen. „Also habe ich meine Honda CBR 1000 verkauft und bin auf die Yamaha R6 umgestiegen.“Von 170 PS ging es runter auf 128 PS, um das Motorradfahren von Grund auf zu lernen. „Weniger Leistung und weniger Gewicht waren perfekt um zu lernen und erfolgreicher zu werden.“
Die zahlreichen Pokale, die in der Garage hinter seinem „Baby“ste- geben ihm recht. Allein 2017 hat Arnold an vier von sieben Läufen zum deutschen Langstreckencup teilgenommen und mit seinem Team beim Sechs-Stunden-Rennen von Dijon den 1. Platz belegt. „Das war mein absolutes Highlight und daran möchte ich anknüpfen.“Auf der Landstraße fährt Sebastian Arnold längst nicht mehr Motorrad. „Das reizt mich gar nicht mehr.“Schließlich verbringe er beim Training und den Rennen sehr viel Zeit auf der Maschine. Sechs Stunden dauert so ein Rennen, das Arnold im Team mit zwei weiteren Fahrern bestreitet. „Wir haben alle drei die gleichen Motorräder“, erzählt er im Gespräch mit dem Landsberger Tagblatt.
Ähnlich wie beim Staffellauf wechseln sich die drei auf der Strecke ab. „Ungefähr 50 Minuten fährt ein Fahrer, bevor er einen Transponder an den zweiten Fahrer übergibt, der das Rennen dann weiter fährt und an Fahrer Nummer drei übergibt“, erläutert Arnold das Procedere. Je nach Strecke erreichen er und seine Teamkollegen Geschwindigkeiten von bis zu 260 Kilometern pro Stunde. Da sind höchste Kon- und optimale körperliche Fitness unerlässlich.
„Ich mache fünf Mal pro Woche Sport“, sagt Arnold. Von AusdauerTraining über Kraftsport, Fahrradfahren, Schwimmen und Laufen sei da alles dabei. Und das Lauftraining nutze er auch, um sich mental auf das nächste Rennen vorzubereiten. „Musik auf den Ohren brauche ich nicht. Ich gehe lieber im Kopf sämtliche Rennabläufe durch.“Aber auch bei allerbester Vorbereitung und höchster Konzentration auf der Strecke bleiben Verletzungen durch Stürze oder Ähnliches nicht aus. „Wir fahren immer am persönlichen Limit und loten unsere Grenzen aus“, erklärt der Motorrad-Rennfahrer. Angst fahre nicht mit, aber gehöriger Respekt.
Und wenn es doch mal zum Sturz kommt? „Dann heißt es nach dem Rennen genau analysieren, was schiefgelaufen ist und vor dem nächsten Rennen den Sturz eiskalt ausblenden.“Wenn möglich, versuche er dann auch sehr viele Runden auf der gleichen Strecke zu fahren. Immer wieder an der Stelle vorbei, an der er gestürzt sei, um wieder neues Vertrauen in Strecke, Motorhen, rad und sich selbst zu bekommen. Von April bis Oktober ist Sebastian Arnold alle zwei bis drei Wochen auf der Rennstrecke. Manchmal begleiten ihn seine Mutter oder seine Freundin. „Für sie muss ich auch den Spagat schaffen zwischen Arzentration beit, Rennen und gemeinsamer Freizeit“, sagt Arnold. Das sei manchmal ganz schön schwierig. Zum Glück habe er einen Job, in dem er durch Mehrarbeit in den Wintermonaten genügend Überstunden aufbauen könne, damit er die dann in der Saison nutzen kann, um seine Rennen zu fahren. Seinen regulären Urlaub könne er so fast komplett für sich und seine Freundin nutzen.
„Das bekomme ich ganz gut hin, auch wenn ich manchmal ziemlich jonglieren muss.“Jonglieren müsse er auch mit dem Geld, das ihm für seine Leidenschaft zur Verfügung stehe. „Es gibt keine hohen Preisgelder und mein Hobby kostet doch eine Menge“, sagt Sebastian Arnold. Daher ist er auf der Suche nach Sponsoren, die sich als Gegenleistung für ihre finanzielle Unterstützung unter anderem über Werbung auf der Yamaha oder dem Transporter freuen könnten, mit dem Arnold und seine Maschine von Rennen zu Rennen durch die Lande ziehen.
Kontakt zu Sebastian Arnold kann man am Besten über seine Facebook-Seite aufnehmen.
Von 170 PS ging es runter auf 128 PS