Landsberger Tagblatt

Die Jugend ist einfach schlecht!

Forschung Wieso Ältere oft so skeptisch mit den Nachfahren sind

- VON MARKUS BÄR

Schon Sokrates war sich bekanntlic­h sicher: Die Jugend habe schlechte Manieren, verachte die Autorität, habe keinen Respekt vor den älteren Leuten „und schwatzt, wo sie arbeiten sollte“. Sein philosophi­scher Enkel Aristotele­s zweifelte dann angesichts der Jugend gar an der Zukunft der Zivilisati­on. Und hübsch formuliert­e es auch ein englisches Magazin im Jahre 1772: „Diese verweiblic­hten, selbstverl­iebten, ausgemerge­lten Narren können niemals direkt von unseren Helden abgestammt sein.“Was aber irgendwie seltsam anmutet: Trotz sich permanent verschlech­ternder Jugend existieren wir immer noch.

Jetzt will der US-Soziologe David Finkelhor – wissenscha­ftlich fundiert – herausgefu­nden haben, warum die Vorgängerg­eneration die Jugend immer so schlecht findet: Als Spezies, die sich in recht stabilen Verhältnis­sen entwickelt hat, haben Menschen evolutionä­r bedingt Angst vor Veränderun­gen. Finkelhor hat auch gleich ein Wort dafür erfunden: Juvenoia. Darin stecken die Bestandtei­le juvenil und Paranoia – das steht für die Angst vor der Jugend und zugleich auch die Angst um die Jugend. Ob diese Erklärung die Älteren wirklich überzeugt?

Aber wie steht es überhaupt mit den Älteren? Sind die im Gegenzug immer besser geworden? Ältere, von denen viele mit 60 noch wie 50 sein wollen? Mit 50 wie 40? Fitnessstu­dios stürmen? Die gleichen Klamotten bei H&M kaufen wie die Nachkommen? In großen Gruppen auf Malle oder am Rhein oft nicht viel leiser feiern als die Jugend? Von Terminen in Schönheits­praxen ganz zu schweigen. O je, o je! Was hätte Sokrates nur dazu gesagt…

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Foto: dpa Diese Jugend!

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