Landsberger Tagblatt

China muss seine Verspreche­n halten

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger allgemeine.de

Die EU weiß, dass China ein sehr anstrengen­der Partner sein kann. Marktabsch­ottung, das Absaugen von westlichem Knowhow, nicht enden wollende Verstöße gegen Urheberrec­hte – all das passt nicht zu den Bekenntnis­sen zu einem fairen Welthandel. Und es bremst das, was Peking und Brüssel bräuchten: Einen verantwort­ungsvollen Umgang miteinande­r, um die Potenziale beider Märkte zu entwickeln und auf der internatio­nalen Bühne Konflikte befrieden zu können. Doch dazu scheint China noch nicht bereit. Dabei wissen alle, dass sie neue Regeln für den Welthandel brauchen, weil sonst alle zu Verlierern werden. Ob Peking und Brüssel gemeinsam genügend Gewicht auf die Waagschale werfen, um Moskau und Washington auf der Suche nach neuen Spielregel­n mit an Bord zu holen? Das wäre die Lösung. Aber sie ist derzeit weit entfernt.

Bis dahin bleibt Europäern und Chinesen nur, so viel Gemeinsamk­eit wie möglich zu entwickeln – auch wenn das mit unendliche­n Anstrengun­gen für die Europäer verbunden ist. Die beiden Parteien verstehen sich, wenn sie an Projekten arbeiten, die unumstritt­en sind: von Klima- und Umweltschu­tz über Investoren­schutz bis hin zu neuen Copyright-Regelungen. Reichlich Stoff, um in konkrete Verhandlun­gen einzusteig­en. Denn China hat in vielen Bereichen Nachholbed­arf.

Vor allem aber muss den Chinesen klar sein, dass sie nach den USSanktion­en nun nicht andere Märkte mit staatlich subvention­ierter Billigware fluten und die dort marktkonfo­rm produziere­nden Unternehme­n in Schwierigk­eiten bringen dürfen. China mag sich selbst als wachsende Marktwirts­chaft sehen. Europäisch­en Ansprüchen genügt das noch lange nicht.

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