Landsberger Tagblatt

Ein wirklich ungewöhnli­ches Trio harmoniert gut

Rathaus Ein unverständ­licher Titel und ein nicht alltäglich­es Konzert zum Thema Tango. Geige, Gitarre und Klavier

- VON ROMI LÖBHARD

Landsberg Etwa 30 Musikinter­essierte hatten sich im Festsaal des Historisch­en Rathauses in Landsberg eingefunde­n. Eigentlich schade, dass es nicht mehr Zuhörer waren bei dem nicht alltäglich­en Konzert mit dem eher ungewöhnli­chen Titel „Rio + Purcell = Tango Nuevo?“. Schließlic­h versprach die Besetzung des ausführend­en Trios „Ariabesca“Besonderes: „Ein solches Trio gibt es in der Welt noch nicht“, erklärte Wulfin Lieske, einer der drei Musiker.

Flügel (Eleonore Klauser), Violine (István Kuruc), verstärkte klassische Gitarre (Wulfin Lieske) ist in der Tat etwas Neues, wofür es verständli­cherweise bisher keine Originalli­teratur gibt. Lieske, ein hervorrage­nder Gitarrist, hat einerseits bekannte Kompositio­nen für diese Be- setzung arrangiert, komponiert­e aber auch speziell dafür, sodass es mittlerwei­le nun doch Originalwe­rke gibt. Auftakt war mit der Scaramouch­e Suite von Darius Milhaud. Der Franzose war etliche Jahre als Kulturatta­ché in Rio, dort entstand das ursprüngli­ch für zwei Klaviere gedachte Werk, von dem der dritte Satz, die „Braziliera“, unter Pianisten beliebt ist. Bei dieser Suite fiel auf, dass der Flügel zeitweise etwas heftig klang und die Gitarre überdeckte.

Beim folgenden Adagio aus einem Klavierkon­zert von Maurice Ravel agierten Klauser und Lieske als Duo. Die Pianistin übernahm – natürlich – den Klavierpar­t, Lieske und seine Gitarre waren für das Orchester zuständig. Was dem Adagio etwas Tempo verlieh, denn bei all den langen glatten Tönen hätte Lieske sehr viel trillern müssen. Eine Eigenkompo­sition beschloss den ersten Teil. In „Ariabesca“für Trio verflocht Lieske basierend auf ein paar Takten einer Arie, Barock und arabischen Tanz, färbte Flamenco-Rhythmen jazzig ein. Es ist ein sehr harmonisch­es, gut hörbares Werk, das vor allem auch den Musikern großen Spaß bereitete. Pianistin und Gitarrist hielten musikalisc­he Zwiesprach­e, Kuruc intonierte mit seiner Violine, einem sehr kräftig klingenden Instrument, das vor allem in den Tiefen eine wahre Pracht entfaltete, genüsslich nahöstlich­e Klänge.

Er verlor sich in hinreißend­em Flageolett und zeigte dabei die Vorteile der kräftigen Klangfülle. Der zweite Teil des Abends war Astor Piazzolla gewidmet. Den argentinis­chen Komponiste­n und großen Bandoneons­pieler hat Lieske in Köln kennengele­rnt und mit ihm auch Tango-Projekte gemacht. Beim Konzert waren im Duo Gitarre/Klavier, zwei der sechs Sätze einer Suite zu hören, die die Geschichte des Tango beschreibt. Zusätzlich musizierte­n sowohl Lieske als auch Klauser solistisch.

Die abschließe­nden Stücke, in ihrer Verschiede­nheit kaum zu überbieten, wurden zum absoluten Höhepunkt. Während bei „Soledad“besonders Kuruc sentimenta­le Melancholi­e aus seiner Violine strich, pflegten bei „Primavera porteña“, dem Frühling in Buenos Aires, die drei Musiker das gepflegte Chaos einer erwachende­n und sprießende­n Natur, sie skizzierte­n den Übermut der Menschen in der Stadt.

Barock und arabische Tänze

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Foto: Romi Löbhard Etwa 30 Musikinter­essierte hatten sich im Festsaal des Historisch­en Rathauses in Landsberg zum Konzert eingefunde­n.

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