Wenn Siebtklässler durch die Luft fliegen
St.Ottilien Alle drei Jahre verwandeln Schüler und Mönche zusammen das Klostergelände in eine kulturelle Wohlfühl-Zone. Gaukeleien und Artistik in der Manege, aber auch Konzerte und ein Zeltgottesdienst für die Familien
St. Ottilien Alle drei Jahre herrscht gegen Ende des Schuljahrs am Rhabanus-Maurus-Gymnasium in St. Ottilien Ausnahmezustand. Dann rennen plötzlich kleine Clowns durch die Gänge, hetzen Oberstufler von A nach B, tönt Musik aus Klassenzimmern. Es setzt Besprechungen, es wird geplant und verworfen und alle sind, aufgeregt. Es ist mal wieder, Zirkuszeit.
Seit 1991, als Stephan Klotz, Bruder Joseph Götz und der damalige Erzabt Notker Wolf in feuchtfröhlicher Runde beschlossen, gegen Schuljahresende auch mal Spaß zu haben und dafür einen Zirkus auf die Beine zu stellen, wird in Sankt Ottilien im dreijährigen Rhythmus Zirkus gespielt. Das Besondere: Gymnasium und Kloster sind gleichermaßen daran beteiligt, es ist eine Veranstaltung der großen Klosterdorfgemeinschaft.
Und eine erfolgreiche: Steht das große Zelt auf der Wiese neben dem Parkplatz, sind Vorreservierungen schon kaum mehr möglich. Karten sind dann nur noch am Veranstaltungstag, und auch das nur bei rechtzeitigem Eintreffen zu bekommen. Für die Mitwirkenden ist dieser große Zuspruch Lohn für ein Jahr Vorbereitung. Letztere liegt in den Händen von mehreren P-Seminaren der Q 11. Büro, Öffentlichkeitsarbeit, kreatives Schreiben und vor allem „Budenzauber“und „Manege frei“haben von Beginn des Schuljahrs an etliches zu leisten. Für den aktuellen neunten „Circus Sankt Ottilien“konnte das P-Seminar „Budenzauber“rund 20 Stände für den Jahrmarkt organisieren.
Dort finden Besucher alles für einen rundum gelungenen Aufenthalt, von süßem und herzhaftem Essen über Getränke bis zu allerlei Belustigung wie Krugschieben oder Kinderschminken. „Manege frei“schließlich hatte am Ende 60 (!) Nummern auf der Liste. Mehr als 20 pro Aufführung gehen aber nicht. Das bedeutet, das Besucher problemlos auch zweimal kommen können, weil sie unter Umständen ein völlig anderes, dabei gleichermaßen unterschiedliches und unterhaltsames Programm zu sehen bekommen.
Selbst die Zirkusdirektoren und auch die Musiker der Zirkusband wechseln durch. Beim Pressebesuch waren Stephan Klotz und Markus Ücker für die Ansagen zuständig. „Wir sind zwei Fossile“, erklärte Klotz fröhlich, „ich, als einer, der von Anfang an dabei ist und Markus, der als Fünftklässler schon ansagte.“Markus sei damit der jüngste und gleichzeitig der am längsten tätige Direktor. Die knapp 20-köpfige Zirkusband dirigierte Simon Weigl. Er macht das im Wechsel mit Victor von Wolff. „Wir erledigen das ganz allein“, betont Simon, der Vorstand im Schülerblasorchester ist. Das sei auch dem SBO-Dirigenten Schwanzer ganz wichtig. Nach fröhlichem Warm-up startete ein Programm, das sich als buntes Feuerwerk an lustigen und anspruchsvollen, schwierigen und clownesken Nummern entpuppte. Sechstklässler mimten Showgirls, Paula und Antonie flogen märchenhaft durch die Luft – einige Siebtklässler machten das als Teufelchen. Es gab Jonglage, eine Laufkugel, Nummern am Vertikaltuch, Aerialring, Doppeltrapez, Bungeegummi. Clowns sorgten für Stimmung, und es gab jede Menge wundervolle Kostüme zu bestaunen. Die „Superpuste“ist ein Dauerrenner. Seit 1991 ist sie jedes Mal dabei.
Circus Sankt Ottilien, das ist ein Fest für alle Altersstufen. Sogar Kindergeburtstage werden bei den Vorstellungen gefeiert. Und die Mitwirkenden? „Hier werden jahrgangsübergreifend Freundschaften für das ganze Leben geschlossen“, erklärt Stephan Klotz. Circus Sankt Ottilien, das ist eben nicht nur der weltweit einzige Klosterzirkus, er hat auch eine große soziale Komponente.
Info Circus Sankt Ottilien bedeutet nicht nur täglich mehrmals Vorstellun gen in der Manege. Jeden Abend finden auch zusätzliche Veranstaltungen statt. Das sind bis zum Sonntag, 22. Juli, Kon zerte in der Klosterkirche oder im Fest saal des Gymnasiums, Musik oder Tanz abend im Zirkuszelt und ein Jugend und Familiengottesdienst im Zelt als be sondere Erlebnisse.
Sechstklässlerinnen mimen Showgirls