Landsberger Tagblatt

Lamborghin­i Rückruf: Motor kann absterben

-

Lamborghin­i ruft 6893 Sportwagen in die Werkstatt zurück, weil der Motor ausgehen kann. Wegen einer falschen Berechnung der Benzinzufu­hr könne der Motor bei niedrigen Drehzahlen und im Leerlauf ohne Vorwarnung abschalten, teilte das Unternehme­n mit. Servolenku­ng und Bremskraft­verstärker seien dann nicht mehr gewährleis­tet. Unfälle seien aber nicht bekannt. Der freiwillig­e weltweite Rückruf betreffe Sportwagen der Modelle Aventador, Veneno und Centenario der Jahre 2012 bis 2018. Wochenende gehen, wenn die Finanzmini­ster der G20 zusammenko­mmen. Und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Vereinigte­n Staaten sich diesem Prozess verweigern, die Importzöll­e gegen China und die EU immer mehr ausweiten und erhöhen, weil Peking und Brüssel sich ebenfalls mit weiteren Importabga­ben revanchier­en. Das kann doch niemand wollen und das darf eigentlich niemand zulassen.

Pierre Moscovici, EU Wirtschaft­skommissar

Wie wollen Sie denn den amerikanis­chen Präsidente­n für diese Rückkehr zu fairen Regeln einfangen? Moscovici: Es gibt ja einen gemeinsame­n Nenner. Auch wenn Donald Trump die Ergebnisse des G7-Gipfels im Nachhinein für ungültig erklärt hat, so war man sich doch vorher einig, dem Welthandel neue und faire Regeln zu geben – so schnell wie möglich. Genau das wollen wir tun. Die EU-Kommission geht diesen Weg: Sie arbeitet Vorschläge aus, die wir mit denen verwirklic­hen wollen, die mit uns auf einer Linie liegen.

Was sind das für Regeln?

Moscovici: Die Reformvors­chläge zielen beispielsw­eise darauf ab, fle- Verhandlun­gen zu ermögliche­n, Probleme im Zusammenha­ng mit Industries­ubventione­n oder geistigem Eigentum wirksamer anzugehen, die Kosten des Handels zu senken und eine wirksamere und transparen­tere Streitbeil­egung zu ermögliche­n.

Es gibt ja konkrete Vorschläge – beispielsw­eise den Verzicht auf Einfuhrzöl­le für Autos vonseiten aller Beteiligte­n. Oder sogar die Idee, Zölle generell abzuschaff­en. Was halten Sie denn davon?

Moscovici: So einfach ist das nicht. Autonome Zollsenkun­gen durch die EU wären ein Geschenk an Erzeugerlä­nder wie China und Indien und ein Schlag ins Gesicht für Handelspar­tner wie Japan und Korea, mit denen wir ausgewogen­e Freihandel­sabkommen ausgehande­lt haben. Aber wir bleiben dem Dialog verpflicht­et und in diesem Sinne wird Kommission­spräsident Juncker nächste Woche in Washington mit Donald Trump zusammentr­effen.

Die EU nimmt eine durchaus umstritten­e Rolle ein, weil sie auch immer neue Handelshin­dernisse erfindet – jüngstes Beispiel ist die Digitalste­uer. Das wird Trumps Verärgerun­g über die EU nicht mindern ...

Moscovici: Dieses Instrument ist notwendig und auch schnell nötig, weil wir die Ungerechti­gkeiten zwischen traditione­llen Unternehme­n und digitaler Wirtschaft beseitigen müssen. Es kann ja nicht sein, dass die einen 23 Prozent Unternehme­nssteuer zahlen, die anderen aber nur neun – oder sogar noch weniger. Dies ist nicht fair. Jeder muss dort seine Abgaben zahlen, wo er Gewinne erwirtscha­ftet. Ich erwarte im Übrigen, dass dieser europäisch­e Weg sehr zügig Schule machen und auch in anderen Regionen der Welt eingeführt wird. Die Zeit, in der Internet-Konzerne gegenüber anderen Betrieben, die Arbeitsplä­tze schaffen, Sozialleis­tungen generieren und Steuern zahlen, bevorteilt waren, geht zu Ende.

Am Dienstag hat die EU ein neues Freihandel­sabkommen, dieses Mal mit Japan, geschlosse­n. Ist das ihr Weg, die USA jetzt für ihre Abschottun­g zu bestrafen?

Moscovici: Das ist kein Anti-USAVertrag. Die Verhandlun­gen haben vier Jahre gedauert, begannen also lange vor der Ära dieses US-Präsixible­re denten. Trump ist nicht der Nabel der Welt und wir richten unser Handeln nicht alleine nach den USA aus, sondern tun, was für die EU wichtig und richtig ist. Herr Trump irrt, wenn er glaubt, Protektion­ismus sei der richtige Weg. Freihandel und Offenheit mit Partnern ist der Garant für eine ökonomisch erfolgreic­he und stabile Zukunft.

Die Wirtschaft brummt, die konjunktur­ellen Voraussage­n der EU-Kommission sind positiv. Dennoch gibt es in Deutschlan­d Befürchtun­gen vor neuen Rückschrit­ten. Sehen Sie Anzeichen dafür, dass die Wachstumsl­okomotive der EU schwächeln könnte? Moscovici: Deutschlan­d ist die mit Abstand stärkste und widerstand­sfähigste Volkswirts­chaft in Europa. Die Entwicklun­g auf dem Arbeitsmar­kt ist beispielha­ft. Die Qualität der in Deutschlan­d hergestell­ten Produkte und Dienstleis­tungen ist ausgezeich­net. Der extrem hohe Leistungsb­ilanzübers­chuss zeigt aber auch, dass Deutschlan­d mehr spart, als gesund ist, und nicht genug investiert. Das führt zu Ungleichge­wichten innerhalb der EU. Denn es stimmt: Es gibt Signale, die nicht nur die EU-Kommission, sondern

 ?? Foto: dpa ?? Lamborghin­i ruft fast 7000 Sportwagen zurück.
Foto: dpa Lamborghin­i ruft fast 7000 Sportwagen zurück.

Newspapers in German

Newspapers from Germany