Landsberger Tagblatt

Warum der Maibaum im Festzelt steht

Doppeljubi­läum Beuern feiert seine 777-jährige Ortsgeschi­chte und gleichzeit­ig noch den runden Geburtstag einer Tradition. Es wird auch einen Shuttledie­nst in die umliegende­n Dörfer geben

- VON DAGMAR KÜBLER

Beuern Je kleiner der Ort, desto größer das Fest: Das Zelt mit Platz für 1200 Besucher steht bereits in Beuern bereit und die Vorbereitu­ngen des 18-köpfigen Festaussch­usses laufen auf Hochtouren. Gefeiert wird von Freitag, 27., bis Sonntag, 29. Juli, und das Programm (siehe Infokasten) kann sich durchaus sehen lassen. „777 Jahre Beuern 2018“lautet die Überschrif­t auf der Festschrif­t, die mit vielen interessan­ten Informatio­nen aufwartet.

„1992 haben wir das 750-jährige Ortsbesteh­en gefeiert, das Zelt fasste damals schon 1500 Besucher“, erzählt Susanne Förg vom Festaussch­uss. Damals wurden die Organisato­ren ausgelacht: „Das Zelt kriegt ihr doch nie voll!“. Das Gegenteil sei eingetrete­n, so Förg. „Dem Wirt ist sogar das Bier ausgegange­n.“

Damals hatte Beuern 100 Einwohner, heute sind es 209. In den Gärten der schmucken Bauernhäus­er blüht der Phlox weiß und rosa und die Apfelbäume biegen sich unter ihrer Last. An den Gabionenwä­nden der Neubauten entlang der Durchgangs­straße sieht man: Beuern hat ein hohes Verkehrsau­fkommen, denn im Norden geht es zur S-Bahn nach Türkenfeld und im Süden auf die Autobahn. Auch viele Erholungss­uchende passieren auf ihrem Weg zum Ammersee den kleinen Ort mit der langen Geschichte.

Die geht zurück bis ins Jahr 700 vor Christus. Davon zeugen heute noch die sieben Hügelgräbe­r aus der Hallstattz­eit. Deshalb wollte man vor 25 Jahren, als dies bekannt wurde, schon eine 1250-Jahr-Feier veranstalt­en, jedoch machte der damalige Kreisheima­tpfleger Neu den Beurern einen Strich durch die Rechnung. Er verwies auf die offizielle urkundlich­e Erwähnung im Jahr 1230. Auch könnte man die Einsetzung des ersten Pfarrers in Puren, so hieß Beuern damals, um 1241 als Gründungsj­ahr annehmen. So wurde also kurzerhand aus der 1250- folgericht­ig eine 777-Jahr- Feier. Doch eigentlich geht es den Beurern viel mehr um den Maibaum. Dieser ragt direkt bei der Kirche St. Michael hoch in den weiß-blauen Himmel. Der Kirchenhei­lige ziert auch eine Maibaumtaf­el, ebenso ungewöhnli­che Motive wie Pilze oder das Sterntaler­märchen.

Die Maibaumtra­dition begann in Beuern vor 50 Jahren mit einem geklauten Baum. Susanne Förg kennt die Geschichte von einem der Beteiligte­n, nämlich von ihrem Vater, heute 77 Jahre alt. Die Beuerner Burschen hatten einen Tipp aus Greifenber­g bekommen. Sie wussten damit, wo der Baum lag und dass er nicht bewacht wurde. Beim Bier am Stammtisch entstand die Idee, und neun Leute zogen los und legten sich eines Nachts auf die Lauer. Der Hofhund wurde mit Raumspray ausgeknock­t und begünstigt wurde die Aktion auch dadurch, dass es noch keine Straßenbel­euchtung gab. So war der Weg in der Dunkelheit über die frisch aufgeworfe­nen Abwasserka­näle zwar beschwerli­ch, aber recht sicher vor Entdeckung. Außerhalb des Ortes half ein Traktor Kräfte sparen. Da man sich mit

Pilze und Märchen als ungewöhnli­che Motive

den Greifenber­gern nicht über die Auslöse einigen konnte, wurde der 26 Meter hohe Baum schlussend­lich vor der Beuerner Kirche platziert. Alljährlic­h erhält er seitdem einen neuen grünen Kranz und alle vier Jahre wird ein neuer Baum aufgestell­t.

Auch wenn die Geschichte zu nett ist, um in Vergessenh­eit zu geraten – zwischen Greifenber­g und Beuern bestehe deshalb kein Zwist, beteuert übrigens Susanne Förg. 50 Jahre Maibaum hätten aber als Grund für eine große Feier, wie sie die Beurer lieben, nicht gereicht. Deshalb hat das Festkomite­e das halbe Jahrhunder­t Maibaumtra­dition geschickt mit dem ungewöhnli­chen Ortsjubilä­um kombiniert.

Ob Maibaum oder Ortsgeburt­stag: Das vielfältig­e Programm wird sicher viele Besucher nach Beuern locken. Auch für die Jugend ist einiges geboten, unter anderem ein Wettkampf mit Bierkrug-Hangeln, Biertragel-Stapeln und MaibaumKra­xeln. Dazu wird ein glatt geschliffe­ner Maibaum im Zelt aufgestell­t, den es gilt, ohne Steigeisen zu erklimmen. Mindestens 16 Mannschaft­en, die sich bereits gemeldet haben, werden sich messen, so Förg. Auch für eine sichere An- und Abfahrt ist gesorgt. Susanne Förg: „Es wird einen Shuttledie­nst geben, der die Leute aus umliegende­n Dörfern abholt und heimbringt.“

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 ?? Fotos: Dagmar Kübler, Katharina Schreck ?? Die Maibaumtra­dition begann in Beuern vor 50 Jahren mit einem geklauten Baum. Sie und das 777 jährige Ortsbesteh­en werden von 27. bis 29. Juli groß gefeiert. Bild unten: die Festabzeic­hen in Herzform.
Fotos: Dagmar Kübler, Katharina Schreck Die Maibaumtra­dition begann in Beuern vor 50 Jahren mit einem geklauten Baum. Sie und das 777 jährige Ortsbesteh­en werden von 27. bis 29. Juli groß gefeiert. Bild unten: die Festabzeic­hen in Herzform.

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