Gerda Klamann ist 103 Jahre alt
Geburtstag Der Sport hat sie fit gehalten, sagt Dießens älteste Bürgerin. Und sie ist viel gereist. Heute lebt sie im Augustinum
Dießen Für Gerda Klamann sind 83-jährige Bewohner des Dießener Augustinums noch richtige Jungspunde. In diesem Alter ist die gebürtige Königsbergerin nämlich erst in das Seniorenstift am Ammersee gezogen. Eine Freundin aus München hat sie in die Seniorenresidenz gelockt. Dort hat sie am 9. Juli ihren 103. Geburtstag gefeiert.
Gut sieht die Jubilarin in ihrer hellen Seidenbluse aus, als Dießens Bürgermeister Kirsch der ältesten Einwohnerin eine Woche später die herzlichsten Grüße der Marktgemeinde und auch von Ministerpräsident Markus Söder überbringt. Eine lange Kette aus Bernstein ziert ihren Hals. Natürlich brachte Kirsch einen hübschen Strauß Blumen mit. Söder ließ ein edles Stück aus der Porzellanmanufaktur Nymphenburg für sie aussuchen. Eine wertvolle weiße Porzellanschale für Konfekt oder Obst mit dem bayerischen Rautenwappen. Vom Bundespräsidenten war bis zu diesem Zeitpunkt kein Gruß eingetroffen. Aber das kann noch kommen, erklärt Kirsch.
Gerda Klamann hatte nach einer unbeschwerten Jugend mit den Eltern kurz vor Kriegsende 1944/1945 die Flucht aus ihrer Heimatstadt in Ostpreußen angetreten. Schließlich sind die Flüchtlinge in Langenhagen bei Hannover gelandet und hatten sich dort niedergelassen. Gerda war das jüngste Kind der Familie eines Beamten, der oft auf Fernreisen weilte. Vom Vater hat Gerda dann schon mal einen Ring aus China mitgebracht bekommen. An dieses Schmuckstück mit einem Drachenkopf kann sie sich noch genau erinnern.
Mit ihrer Schwester Ella war sie gut befreundet. Ursel, die Zweitälteste hingegen „war furchtbar schlau.“Das vergisst sie selbst als 103-Jährige nicht. Von ihren Geschwistern lebt heute niemand mehr. Ihr einziger Verwandter ist der Neffe Klaus Danneberg. Der hatte sie zu ihrem Geburtstag am 9. Juli in Dießen besucht. Allerdings ist der auch schon in den 80ern.
Das Abitur hatte sie am angesehenen Körte-Gymnasium in Königsberg gemacht. Das Gymnasium war eine öffentliche Mädchenschule. Sie wurde nach dem ehemaligen Oberbürgermeister Siegfried Körte benannt. Das Schulgebäude wurde Ende August 1944 bei den britischen Flächenbombardements auf Königsberg zerstört. Als ehemalige Mitarbeiterin im Wirtschaftsministerium der Bundesregierung kann sich noch gut an den „dicken Mann mit der Zigarre erinnern“und meint damit den Minister und späteren Bundeskanzler Ludwig Erhard. Viel gereist ist die rüstige alte Dame. Sie sagt selbst mit einem Lächeln und Untertreibung: „Ich bin ein bisschen herumgekommen“. Insbeson- dere den Norden Europas hat sie gesehen: Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark. Auch die alte Heimat hat sie nach der Wende zusammen mit ihrem Neffen Klaus besucht. Tatsächlich existierte noch die Wohnung ihrer Eltern. Ein Wunder, denn Königsberg hat im Zweiten Weltkrieg starke Zerstörungen erlitten. Eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen ist Lesen. Gerda Klamanns Augen sind mittlerweile nicht mehr die besten, aber wenn sie liest, dann vor allem Romane und Städtebeschreibungen. Davon ist das Appartement im Augustinum voll.
Wie sie so alt geworden ist? Eines ihrer Geheimnisse ist wohl, dass sie regelmäßig Sport getrieben hat, stellt sie lakonisch fest. Für Pferde hatte sie auch eine große Vorliebe, sie ist viel geritten. Vor allem das Skifahren in den bayerischen Bergen gehörte zu ihren großen Leidenschaften. Deshalb ist sie auch gerne nach Dießen gekommen, um dort ihren Lebensabend zu verbringen.
Einst war sie Mitarbeiterin im Wirtschaftsministerium