Landsberger Tagblatt

Wie Veganer unter Fleischess­ern leben

Selena und Sarah aus Landsberg wollen bewusster essen. Sie berichten über ihre Ernährungs­weise

- VON MICHELLE KÖHLER

Landsberg Ein Blick in den Kühlschran­k von Sarah verrät einiges über das Leben eines Veganers. Kein Fleisch, viel Obst und Gemüse und Hafer- oder Sojamilch. Lebensmitt­el aus tierischen Produkten oder durch Tierversuc­he entstanden, können Veganer nicht kaufen. Doch was steckt hinter dieser trendigen Art sich zu ernähren?

Laut der Vebu (Bund der Vegetarier und Veganer in Deutschlan­d) scheint sich bei Jugendlich­en ein Trend zum Veganismus erkennbar zu machen, und es zeigt sich, dass überwiegen­d Frauen und Mädchen dieser Lebensweis­e zugeneigt sind, da 91 Prozent der Veganer weiblich sind. Laut der Befragung des Marktinsti­tuts Skopos gibt es in Deutschlan­d zurzeit rund 1,3 Millionen Veganer, Tendenz steigend.

Zwei von ihnen sind Selena Heyrowsky und Sarah Ruzi, beide 17 und Schülerinn­en am DominikusZ­immermann-Gymnasium. Seit ungefähr drei Monaten ernähren sie sich vegan und sind sehr zufrieden damit. „Das Leid der Tiere, aber auch die Gefährdung der Umwelt, das waren die Gründe für unser Umdenken zum Veganimus hin“, so Selena und Sarah. Davor waren sie rund drei Jahre Vegetarier, haben sich dann Schritt für Schritt dem veganen Lebensstil angenähert.

Vielen, die sich häufig von Fleisch oder Wurst ernähren, ist der Veganismus unverständ­lich. So auch Justin Palmer (19 und mit der Schule fertig): „Der Mensch ist ein Fleischess­er. Deswegen werde ich niemals Veganer werden, ich könnte höchstens meinen Fleischkon­sum etwas senken“, sagt er. Häufig tritt das Vorurteil auf, dass für Veganer gesundheit­liche Nachteile entstehen, wie Mangel an Vitamin B12 oder Kalzium. Tanja Fuchs, Ernährungs­beraterin bei ZenDo in Kaufering, die selbst vegetarisc­h und zeitweise vegan lebt, sagt: „In einigen Gemüsesort­en stecken viele Mineralsto­ffe, und Vitamin-B12-Mangel tritt auch bei Fleischess­ern auf.“Ein veganes Gericht zu kochen ist heute leichter als zu Beginn des Trends in den 1940er-Jahren. Man muss nur vorher genauer planen, aber am Ende kommt ein sehr gesundes Essen dabei heraus. Zwar kosten vegane Produkte mehr als die herkömmlic­hen, aber für Selena ist sicher: „Das ändert sich bald.“

So gilt für Sarah und sie die Devise „Vegan ist lecker“, beispielsw­eise selbstgema­chte Smoothies aus Obst oder Soßen aus Kräutern und Gemüse zu Nudeln. In den Familien der beiden sieht es aber anders aus, da sich der Rest der Familie nicht vegan ernährt, sondern einen relativ hohen Fleischkon­sum hat. Für Selena und Sarah steht fest: Wenn sie eine eigene Familie haben, werden sie ihre Kinder auf jeden Fall vegan oder vegetarisc­h ernähren.

Für Fleischess­er gibt es von den beiden Veganerinn­en den Tipp, seinen Fleischkon­sum zu reflektier­en und offener gegenüber Veganismus zu sein. Tanja Fuchs bringt es am Ende auf den Punkt: „Jeder Mensch hat seine eigene Ernährungs­weise.“Aber ein Umdenken im Sinne der Natur und der Gesundheit schade nicht. Und wer weiß? Vielleicht finden sich bald mehr Gemüse und andere vegane Produkte in den Kühlschrän­ken.

 ?? Fotos: Michelle Köhler ?? Auf dem gedeckten Tisch findet sich eine Vielzahl veganer Speisen. In der Küche von Nadines Eltern haben (von links) Nadine, Se lena und Sarah sie vorher gekocht.
Fotos: Michelle Köhler Auf dem gedeckten Tisch findet sich eine Vielzahl veganer Speisen. In der Küche von Nadines Eltern haben (von links) Nadine, Se lena und Sarah sie vorher gekocht.
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