Wie Veganer unter Fleischessern leben
Selena und Sarah aus Landsberg wollen bewusster essen. Sie berichten über ihre Ernährungsweise
Landsberg Ein Blick in den Kühlschrank von Sarah verrät einiges über das Leben eines Veganers. Kein Fleisch, viel Obst und Gemüse und Hafer- oder Sojamilch. Lebensmittel aus tierischen Produkten oder durch Tierversuche entstanden, können Veganer nicht kaufen. Doch was steckt hinter dieser trendigen Art sich zu ernähren?
Laut der Vebu (Bund der Vegetarier und Veganer in Deutschland) scheint sich bei Jugendlichen ein Trend zum Veganismus erkennbar zu machen, und es zeigt sich, dass überwiegend Frauen und Mädchen dieser Lebensweise zugeneigt sind, da 91 Prozent der Veganer weiblich sind. Laut der Befragung des Marktinstituts Skopos gibt es in Deutschland zurzeit rund 1,3 Millionen Veganer, Tendenz steigend.
Zwei von ihnen sind Selena Heyrowsky und Sarah Ruzi, beide 17 und Schülerinnen am DominikusZimmermann-Gymnasium. Seit ungefähr drei Monaten ernähren sie sich vegan und sind sehr zufrieden damit. „Das Leid der Tiere, aber auch die Gefährdung der Umwelt, das waren die Gründe für unser Umdenken zum Veganimus hin“, so Selena und Sarah. Davor waren sie rund drei Jahre Vegetarier, haben sich dann Schritt für Schritt dem veganen Lebensstil angenähert.
Vielen, die sich häufig von Fleisch oder Wurst ernähren, ist der Veganismus unverständlich. So auch Justin Palmer (19 und mit der Schule fertig): „Der Mensch ist ein Fleischesser. Deswegen werde ich niemals Veganer werden, ich könnte höchstens meinen Fleischkonsum etwas senken“, sagt er. Häufig tritt das Vorurteil auf, dass für Veganer gesundheitliche Nachteile entstehen, wie Mangel an Vitamin B12 oder Kalzium. Tanja Fuchs, Ernährungsberaterin bei ZenDo in Kaufering, die selbst vegetarisch und zeitweise vegan lebt, sagt: „In einigen Gemüsesorten stecken viele Mineralstoffe, und Vitamin-B12-Mangel tritt auch bei Fleischessern auf.“Ein veganes Gericht zu kochen ist heute leichter als zu Beginn des Trends in den 1940er-Jahren. Man muss nur vorher genauer planen, aber am Ende kommt ein sehr gesundes Essen dabei heraus. Zwar kosten vegane Produkte mehr als die herkömmlichen, aber für Selena ist sicher: „Das ändert sich bald.“
So gilt für Sarah und sie die Devise „Vegan ist lecker“, beispielsweise selbstgemachte Smoothies aus Obst oder Soßen aus Kräutern und Gemüse zu Nudeln. In den Familien der beiden sieht es aber anders aus, da sich der Rest der Familie nicht vegan ernährt, sondern einen relativ hohen Fleischkonsum hat. Für Selena und Sarah steht fest: Wenn sie eine eigene Familie haben, werden sie ihre Kinder auf jeden Fall vegan oder vegetarisch ernähren.
Für Fleischesser gibt es von den beiden Veganerinnen den Tipp, seinen Fleischkonsum zu reflektieren und offener gegenüber Veganismus zu sein. Tanja Fuchs bringt es am Ende auf den Punkt: „Jeder Mensch hat seine eigene Ernährungsweise.“Aber ein Umdenken im Sinne der Natur und der Gesundheit schade nicht. Und wer weiß? Vielleicht finden sich bald mehr Gemüse und andere vegane Produkte in den Kühlschränken.