Mehr Wohnungen, und der Maulwurf muss weg
Wiesengrund Nach längerem Stillstand will die Stadt Landsberg jetzt den Bau von preiswerten Wohnungen an der Schongauer Straße vorantreiben. Bevor es so weit ist, wartet aber auch noch eine besondere Herausforderung
Landsberg In die 41 Wohnungen des kirchlichen Ulrichswerks an der Schongauer Straße in Landsberg sollen im Oktober die ersten Mieter einziehen, doch ein paar Meter weiter südlich macht die Bebauungsplanbezeichnung „Wiesengrund“dem Gelände noch immer alle Ehre. Von den von der Stadt beabsichtigten preiswerten Wohnungen ist bislang nichts zu sehen, stattdessen sattes Grün. Das soll sich jetzt ändern: In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses hat Stadtbaumeisterin Birgit Weber die Grundzüge eines neuen Bebauungskonzepts vorgestellt. Und die lauten: Es soll wesentlich dichter und einfacher gebaut werden. Das Echo unter den Stadträten fiel gemischt aus, vom Grundsatz her aber eher zustimmend.
Bei der bisherigen Planung für das rund 2,4 Hektar große Gelände, das machte Weber wiederholt deutlich, sei für günstigen Wohnraum keine Wirtschaftlichkeit gegeben:
Auch eine Kindertagesstätte ist vorgesehen
Die Erschließung, die Gebäudeformen und die Baudichte seien dazu nicht angetan – weder für die Stadt, die im südlichen Teil selbst Wohnungen bauen will, noch für die Investoren, die die nördliche Hälfte übernehmen wollten. Ergänzend zu den Wohngebäuden sei noch vorgesehen, eine Kinderkrippe und einen Kindergarten zu errichten.
Nun will man sich in der Verwaltung vom bisherigen Bebauungskonzept verabschieden und ordentlich Baurecht draufsatteln: Die Baudichte soll um knapp 45 Prozent erhöht werden. Statt der bis dato vorgesehenen 13 700 Quadratmeter Geschossfläche könnten nach dem Vorschlag des Stadtbauamts knapp 20000 verwirklicht werden. Dazu soll die Wegeführung vereinfacht, nur noch ein Zugang von der Schongauer Straße vorgesehen und eine Bebauung in Form von zwei bis drei langen Baureihen parallel zur Straße verwirklicht werden. Gespart wer- den könnte auch bei den Stellplätzen: Statt in einer Tiefgarage könnten die Autos ebenerdig geparkt werden, darüber sollen dann auf Stelzen die Wohnhäuser kommen.
Diese städtebauliche „Hausmannskost“(Dieter Völkel, SPD) wurde im Ausschuss kontrovers diskutiert. Jonas Pioch (Landsberger Mitte) bezeichnete es als „größte Herausforderung in dieser Sitzung, mich von diesem Plan begeistern zu lassen“, denn dieser habe den „Charme einer Bundeswehr-Wohnblocksiedlung“. Auch Traudl Lüßmann (Grüne) bekundete ihre „Schwierigkeit, dies als Qualität am Ortseingang zu bezeichnen“. Sie kritisierte zudem, dass insbesondere auf dem Teil, der zum Verkauf an Investoren vorgesehen ist, das Bau- recht fast verdoppelt werden soll. Petra Ruffing (CSU) warnte davor, nur auf das Geld und weniger auf die Qualität der Bebauung zu blicken. Denn: „Wenn sich irgendwann einmal der Wohnungsmarkt wieder entspannt, will dort keiner mehr hin.“Wolfgang Neumeier (UBV) sprach sogar davon, die Entwicklung am Wiesengrund werde immer mehr zu einem „Albtraum“.
Positiv äußerte sich hingegen Ludwig Kaiser (SPD), der auch kein Problem mit der von anderen kritisierten „Riegelwirkung“großer Gebäude am Ortseingang hatte. Au-
Vorher müssen Maulwürfe umgesiedelt werden
ßerdem müsse man den Investoren entgegenkommen, momentan sei man „genauso weit, wie wir im Juli 2013 waren“. Auch Stefan Meiser (ÖDP) zeigte sich aufgeschlossen und meinte, speziell an die Grünen gewandt: „Wenn man sonst darauf bedacht ist, Flächen zu sparen, kann man nicht gleich wieder einknicken, wenn mal so etwas gezeigt wird.“Es komme ganz darauf an, was Architekten aus diesen Vorgaben machen, meinte er, und riet dazu, „alsbald Beschlüsse zu fassen“.
Die waren am Mittwoch noch nicht gefragt. Als Meinungsbild des Ausschusses fasste Bürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV), die die Sitzung leitete, zusammen: Die Riegelwirkung an der Schongauer Straße werde kritisch gesehen, sehr kritisch werde die im Raum stehende Verdichtung insbesondere im Investorenabschnitt betrachtet. Dagegen ginge die Höhe der Gebäude (drei bis vier Stockwerke) und die reduzierte Erschließung in Ordnung. Den geänderten Bebauungsplan will die Verwaltung im Herbst vom Stadtrat beschließen lassen.
Wenn dann baurechtlich alles in trockenen Tüchern sein sollte, steht noch eine naturschutzfachliche Herausforderung an: Bevor gebaut wird, müssen die am Wiesengrund vorkommenden Maulwürfe umgesiedelt werden, kündigte Weber an. Ein Umsiedlungskonzept liegt bereits vor. Als Ersatzlebensraum könnten sich eventuell die städtischen Flächen südlich des Gewerbegebiets Isotex eignen.