Landsberger Tagblatt

Das Geschäfte Karussell dreht sich weiter

Einzelhand­el Der Asia-Markt bleibt im Landsberge­r Vorderange­r und zieht ins ehemalige Blumengesc­häft Strasser um. Lederwaren Mack, Weinhaus Weinwabe und Calzature sind in der Innenstadt bald Geschichte

- VON FRAUKE VANGIERDEG­OM

Landsberg Das Geschäfte-Karussell in der Landsberge­r Innenstadt dreht sich weiter. Hier ist ein Laden bereits geschlosse­n, dort steht die Schließung bevor und da wird umgezogen.

Das Tamarillo ist Geschichte, und auch im Blumenlade­n Strasser sind vor Kurzem die Lichter ausgegange­n ( LT berichtete), allerdings nur für kurze Zeit. Anfang bis Mitte September will Mujibullah Beena seinen Asia Markt dort wieder eröffnen. Der Umzug aus dem Vorderen Anger 262 in den Vorderen Anger 226 steht kurz bevor. „Das Haus, in dem wir jetzt noch sind, wird verkauft“, erläutert Beena. Vier Jahre betrieb er mit seiner Frau Rabia den Asia-Markt an der bisherigen Adresse, der vor allem durch seine großen Obst- und Gemüseausl­agen auffiel. „Die Fläche draußen haben wir jetzt natürlich nicht mehr, dafür aber ist der Laden etwa doppelt so groß wie jetzt.“Bis 4. August steht die Tür im Vorderen Anger 262 noch offen, dann ist erst einmal eine Pause. Im September soll es dann mit einem noch größeren Angebot ein paar Häuser weiter vorne wieder losgehen.

Auch für Lederwaren Mack geht es weiter, wenn vermutlich Ende August die Türen des Geschäfts im Vorderen Anger 231 endgültig schließen. Nach 15 Jahren in der Lechstadt, zunächst am Hauptplatz, dann im Vorderen Anger, heißt es dann Abschied nehmen. „Wir haben einfach zu wenig Umsatz machen können. Die Leute, die vorbei-

„Wir haben einfach zu wenig Umsatz machen können.“

schauen, werden immer weniger“, erläutert Christine Mack den Entschluss aufzuhören. „Die paar, die noch gekommen sind, haben nur geschaut und dann im Internet gekauft.“Die Kundschaft aus Landsberg alleine reiche eben nicht, und aus dem Umland komme kaum noch jemand in die Altstadt. Die Entscheidu­ng aufzuhören sei nicht leicht gefallen. Vor allem die Tatsache, dass sie und ihr Mann Heinrich ihren beiden langjährig­en Mitarbeite­rinnen Angelika Fuchshuber und Gisela Barth kündigen mussten, sei schwer gewesen.

Das Ehepaar Mack will sich aber trotz des Alters nicht ganz zur Ruhe setzen. „Wir werden in Geretshaus­en in der Schwabhaus­er Straße 2 einen Reisegepäc­k-Lagerverka­uf weiterführ­en“, sagt die 65-Jährige. Und auch auf dem Landsberge­r Christkind­lmarkt werden sie und ihr Mann (70 Jahre) auch weiterhin vertreten sein.

Aus und vorbei ist es auch bald für das Weinhaus Wabe im Hinteren Anger 339, das Ingo Rummert erst vor zwei Jahren eröffnet hat. „Die Schließung der Schlossber­ggarage habe ich ganz deutlich am Umsatz gemerkt“, gibt Rummert als einen der Gründe an, das Handtuch zu werfen. Aber auch die in seinen Augen fehlende Unterstütz­ung der Einzelhänd­ler durch die Stadt Landsberg sei für ihn ein Grund zum Aufhören. „Ich habe den Unterschie­d, der zwischen Vorderem und Hinterem Anger gemacht wird, nie verstanden“, resümiert Rummert. „Ein Beispiel ist die Weihnachts­beleuchtun­g in der Stadt. Im Vorderen Anger erstrahlen die Lichter – und im Hinteren Anger?“

Die Summe verschiede­ner Faktoren hätten ihn dazu gebracht, sein Weinhaus nach nur zwei Jahren ad acta zu legen. „Ich hatte mir vorgenomme­n, nach zwei Jahren eine schwarze Null zu schreiben. Bis November war ich auch auf einem guten Weg“, erläutert Rummert. Ge-

Ein Unterschie­d zwischen Vorder und Hinterange­r

reicht hat es letztlich aber dann doch nicht, „auch, weil ich heftige Konkurrenz bekommen habe“, merkt er noch an. Anders als so mancher Einzelhänd­ler in der Innenstadt, kann er sich über eine zu hohe Miete für sein Geschäft überhaupt nicht beklagen. „Das war absolut fair und okay“, betont Rummert. Ihm habe es sehr viel Spaß gemacht in seiner Weinwabe. „Aber da ist ja auch noch die Konkurrenz im Internet, mit der wir nicht mithalten können.“

Dass das ein Problem vieler Geschäftsl­eute in der Stadt sei, wisse er aus etlichen Gesprächen. „Viele stehen am Rande ihrer Existenz, da wird in Landsberg noch so einiges passieren“, glaubt Rummert. Ende Juli etwa wird das Weinhaus Weinwabe dann Geschichte sein. Rummert aber hat schon was Neues im Kopf, wie er sagt. „Aber keinen stationäre­n Einzelhand­el mehr, kein Geschäft in Landsberg.“

Dass der Hintere Anger nicht unbedingt die beste Adresse Landsbergs sei, um ein Geschäft anzusiedel­n, habe auch Fabrizio Hinrichs in den vergangene­n zwei Jahren feststelle­n müssen. 2016 eröffnete er im Hinteren Anger 330 sein Schuhgesch­äft Calzature, in dem er ausgefalle­nes italienisc­hes Schuhwerk und Accessoire­s anbot. Ende September ist Schluss. „Ich habe eigentlich nur von Touristen gelebt“, sagt Hinrichs. „Die gehen nämlich überall durch die Stadt. Einheimisc­he verirren sich nicht in den Hinteren Anger.“Es seien auch nicht die Parkgebühr­en, die so viele als Grund für schlechte Geschäfte anführen, die ihn zum Aufgeben zwingen.

„Wenn ich am Samstag zum Metzger gelaufen bin, um mir schnell eine Leberkässe­mmel zu holen, war die Stadt voll. Nur in unserer Straße nicht.“Seiner Ansicht nach diene der Hintere Anger als Durchfahrt­sstraße, aber nicht als Einkaufsst­raße.

Ein für Hinrichs aber weitaus wichtigere­r Grund, sich einer Arbeitsste­lle mit Planungssi­cherheit zu widmen, ist ein ganz anderer. „Ich bin vor Kurzem Vater geworden, da verschiebe­n sich die Prioritäte­n.“

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Fotos (5): Thorsten Jordan Rabia Beena vor dem Asia Markt im Vorderen Anger 262. Der Umzug in das ehemalige Blumengesc­häft Strasser (Bild oben Mitte) ein paar Häuser weiter steht kurz bevor. Geschlosse­n wird im Hinteren Anger das Weinhaus Weinwabe von Ingo Rummert.
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Fabrizio Hinrichs hat nach zwei Jahren festgestel­lt, dass der Hintere Anger für einen Einzelhänd­ler nicht die optimale Lage in Landsberg darstellt.
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Nach 15 Jahren in der Lechstadt ist das Lederwaren­geschäft von Christine und Hein rich Mack in wenigen Wochen Geschichte.
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