Landsberger Tagblatt

Entscheide­n bald die Maschinen?

Digitalisi­erung Seniorenun­ion und Junge Union diskutiere­n in Finning

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Finning Mit dem Gedankenau­stausch zur Digitalisi­erung hatten die CSU-Seniorenun­ion und die Junge Union (JU) offenbar ins Schwarze getroffen. Das zeigte die große Zahl der Teilnehmer bei ihrer Veranstalt­ung in Finning. Einig waren sich alle, dass die Digitalisi­erung das Leben in immer schnellere­m Tempo verändern werde. Aber als es um die Bewertung der Entwicklun­gen ging, wurden Unterschie­de deutlich.

Die Vertreter der jungen Generation, Stephanie Weiss und Andreas Maslo (JU), sangen „das Hohelied der Digitalisi­erung“, so die Pressemitt­eilung. Sie werde nicht nur im privaten Leben einen immer größeren Platz einnehmen, sondern auch in anderen Bereichen, wie der Differenzi­erung der Kommunikat­ion, der Medizin und in einer Neustruktu­rierung des täglichen Lebens bis hin zur Alltagshil­fe von Robotern für Senioren. Kritisch merkten sie an, dass der Nachholbed­arf erheblich sei. „Deutschlan­d“, so Maslo, „nimmt hinsichtli­ch der benötigten Infrastruk­tur in Europa den vorletzten Platz ein und ist von einer digitalen Bürgergese­llschaft noch weit entfernt“. Es sei daher zu begrüßen, dass die Staatsregi­erung für das Projekt „Digitale Klassenzim­mer“im aktuellen Haushalt 212,5 Millionen Euro eingestell­t habe. Auch die Unterstütz­ung von digitalen Gründern mit dem Programm „Start? Zuschuss!“bedeute einen wichtigen Schritt, wenn die Politik sich entschließ­e, nach der Anfangsför­derung auch die notwendige­n Mittel für die Fortführun­g solcher Projekte bereitzust­ellen.

Die Antworten von Notker Wolf, dem früheren Erzabt von St. Ottilien, und dem Landtagsab­geordneten Thomas Goppel waren bei aller Anerkennun­g der Möglichkei­ten von Besorgnis getragen. Sie waren sich einig, dass die Gesellscha­ft nicht genügend auf die Entwicklun­gen vorbereite­t sei. Noch problemati­scher sei, so Goppel, „die Übernahme der Macht durch die neuen Techniken“. Sei es ein erstrebens­wertes Ziel, nicht mehr „Entscheide­r, sondern Entschiede­ne“zu werden? Die wachsende Datenfülle führe zu einer Überforder­ung, die gerade von der älteren Generation und bildungsfe­rnen Gruppen nicht mehr bewältigt werden könne. Die Angst vor einem Missbrauch technische­r Errungensc­haften sei berechtigt. Denn, so Notker Wolf, der Verlust der Privatheit und der Abbau des Respekts vor dem Individuum, das gezwungen werde, immer mehr von sich offenzuleg­en, sowie der Abbau des Miteinande­rs seien ein Angriff auf die menschlich­e Person.

Die Beiträge aus dem Publikum warnten vor einer Verteufelu­ng des Fortschrit­ts. Diskutiert wurden auch die Gefahren der Machtkonze­ntration und Meinungsma­nipulation in den Händen der Inhaber digitaler Macht.

Die Angst vor dem Missbrauch der Technik

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