Wenn Porträts Emotionen wiedergeben
Ausstellung Das Große Format in Dießen ist eine allumfassende Schau mit verschiedenen Stilrichtungen und witzigen Beiträgen
Dießen „Das Große Format“: Damit meint der Kunstverein Landsberg, der seiner aktuellen Schau im Blauen Haus in Dießen diesen Titel gab, nicht unbedingt die Größe der Leinwände, auf denen Motive Gestalt annahmen, oder die Mächtigkeit der gezeigten Skulpturen. Beim Gang durch die Ausstellung wird schnell deutlich, wofür „Groß“steht: Es ist eine große, eine allumfassende Schau. Die 14 ausstellenden Künstler haben sich für die Sichtbarmachung von Gedanken und Ideen unterschiedlichster Techniken bedient. Sie wählten verschiedene Stile, vermischten diese auch mal oder kreierten völlig anderes.
So wird der Besucher immer wieder überrascht von neuen Ein- beziehungsweise Ausdrücken. Da ist Rudolf Bille, der gegenständlich, fast fotografisch abbildet. Er möchte eigenständige Motive aufspüren und diese in einer Mischung aus real und expressiv umsetzen, sagt Bille über sich selbst. Oder Gudrun Daum, die Figuration als „ihr Ding“bezeichnet: Sie ist in der Schau mit überlebensgroßen Kopf- und Charakterstudien vertreten. Ihre Porträts geben ihre Emotionen wieder, sagt Daum über ihre Kunst. Ulla Schweizer ist mehr in der Abstraktion zu Hause. Für sie sind Farben das Wichtigste in einem eher experimentellen Malprozess.
Ebenfalls Farben, dazu auch Strukturen, sind für Rainer Walch die Hauptmedien, um Gedanken und Erinnerungen zu materialisie- ren. Gut zu sehen ist das bei den See-Bildern. Walchs dreifaches „Seestück“wirkt allein durch Farbe und angedeutete Strukturen an Land (Bäume, Sträucher). Der Betrachter kann sich relativ schnell hi- nein versetzen in das Seestück bei Nacht oder jenes in golden gleißender Sonne.
Für Monika Neubauer bedeutet „Größe“hohe, schwer bezwingbare Berge wie das in gläsern-blauer Käl- te dargestellte Matterhorn. Auch Tanja Popp begab sich künstlerisch in die Alpen, sie lässt in ihrem Bild „glacier“Strukturen in die Dreidimensionalität aufbrechen und verlieh dem Gletscher mit Autolack kalten Glanz. Andrea Reiners hat sich unter anderem eines großen Liebespaares der Weltliteratur angenommen. Sie thematisiert die Liebe, verarbeitet Zitate aus Romeo und Julia. Lisa Wehrmann abstra- hiert, sie verarbeitet, wie sie selbst sagt, oft zufällig gehörte/gesehene Medien-Impressionen. Witzig ist einer der Beiträge von Rike Brysch: Sie hat zwölf kleine Formate zu einem großen Format zusammengefügt. Weitere Malerei in Acryl auf Leinwand ist von Heidi Bille, Inge Diepold und Ruth Frank ausgestellt. Deren Arbeiten sind ebenfalls beschreibenswert, würden aber hier den Rahmen sprengen.
Zwei Künstlerinnen arbeiten dreidimensional, ihre Skulpturen könnten unterschiedlicher nicht sein. Eva Radek fertigt auch Bron-
Wie ein Kleid ohne Inhalt
zeguss, vor allem aber arbeitet sie mit Ton, liebt die oft überraschenden Ergebnisse bei Raku- oder auch Erdbrand.
Radeks Figuren sind ebenmäßig, die Körper formschön. Gina Borrmann hingegen arbeitet zwar auch vor allem in Keramik. Ihre in Dießen ausgestellten Figuren sind aber meist hohl, beziehungsweise bestehen nur aus einer dünnen Schale, so als hätte jemand ein Kleid ohne Inhalt hingestellt. Oberflächen sind teilweise mit unterschiedlichen Mustern verziert.
„Das Große Format“14 Mit glieder des Kunstvereins Landsberg im Blauen Haus in Dießen; Öffnungszeiten bis einschließlich Sonntag 22. Juli Mitt woch bis Freitag von 15 bis 18 Uhr, Sams tag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.