Mit dem untrüglichen Gespür für Wasser
Unternehmen in der Region Filter von Grünbeck finden sich in Millionen Haushalten. Selbst im Stadion des FC Bayern steckt Technik aus Höchstädt. Woher der Erfolg? Vielleicht, weil die Mitarbeiter von Günter Stoll am Unternehmen beteiligt sind
Höchstädt Günter Stoll schenkt zuerst ein Glas Wasser ein. Natürlich. Das Unternehmen Grünbeck aus Höchstädt ist ganz auf Wasser ausgerichtet. Darauf, Wasser besser, sauberer, hygienischer zu machen. „Unser Körper besteht zu 90 Prozent aus Wasser“, sagt der Geschäftsführer, ein kräftiger, kerniger Mann, der überlegt und hintergründig formuliert. „Es gibt kein Lebensmittel, das so streng überprüft wird wie Trinkwasser. Und das ist gut so.“Das Unternehmen in Höchstädt im Kreis Dillingen mit inzwischen 900 Beschäftigten in der Firmengruppe will mit seinen Produkten zur Wasseraufbereitung sicherstellen, dass das Wasser stets rein aus der Leitung kommt. Dass man in Deutschland Marktführer ist, führt Grünbeck nicht nur auf einen visionären Gründer zurück, sondern auch darauf, dass die Mitarbeiter direkt am Unternehmenserfolg beteiligt sind.
Um zu wissen, was Grünbeck herstellt, genügt meist ein Blick in den eigenen Keller. In unzähligen Haushalten in Deutschland und in anderen Ländern sind Filter aus Höchstädt installiert. Das erste selbstentwickelte Produkt ist auch das meistverkaufte: der GrünbeckWasserfilter, der kleine Schmutzpartikel aus dem Wasser holt, die auf dem langen Transport zwischen dem Wasserwerk und den Haushalten aus der Rohrleitung kommen können. Rund 100000 dieser Filter liefert man jedes Jahr aus. Längst ist die Produktpalette größer: Grünbeck bietet Lösungen an, wo Wasser entkalkt oder entsalzt werden muss oder besonderen hygienischen Ansprüchen zu genügen hat. Die Anlagen sichern heute die Wasserqualität in Kliniken, Brauereien, Bäckereien, Molkereien und Schwimmbädern. Eine neue Anlage entfernt gezielt Legionellen aus dem Wasser. Selbst im Fußball ist das Unternehmen angekommen.
Kommen beim FC Bayern München die Spieler in der Allianz-Arena vom Feld, ruhen sie im Entspannungsbecken im warmen Wasser aus. „Da ist es wichtig, in kurzer Zeit die richtige Temperatur bereitstellen zu können“, sagt Stoll. Dass sein Unternehmen dies mit speziellen Wärmetauschern zuverlässig schafft, hat auch den FC Augsburg bewogen, in seiner Arena eine Anlage zu installieren.
„Unser wichtigster Erfolgsfaktor sind unsere Mitarbeiter“, ist der Geschäftsführer überzeugt. Um Marktführer zu werden, brauche man Know-how. „Wasseraufberei- im Wert von 600 Euro bis zu einer halben Million. Zum zweiten partizipieren Mitarbeiter als stille Teilhaber mit bis zu 360 Euro im Jahr steuerfrei am Erfolg. Und zum dritten sichert eine Stiftung die Zukunft des Unternehmens ab – die Loni und Josef Grünbeck-Stiftung, der 51 Prozent der Firma gehören. Deren Anteile sind unverkäuflich. Damit ist Grünbeck geschützt vor Heuschrecken oder dubiosen Investoren. „Wir können den Großteil unseres Geldes für die Weiterentwicklung unserer Firma verwenden“, sagt Stoll. „So können wir langfristiger denken und handeln und müssen nicht wie börsennotierte Unternehmen unter Druck jedes Quartal neue Zahlen vorlegen.“
Günter Stoll hat übrigens eine ganz eigene Liebe zum Wasser: Er ist Rettungsschwimmer und hat lange
Rettungsschwimmer und begeisterter Taucher
Zeit mit Begeisterung getaucht – sei es im Ilsesee südlich von Augsburg, sei es im Roten Meer. Bis zu zwanzig Meter unter Wasser zu sein, sich in der dritten Dimension zu bewegen, zu schweben, Fische und die Artenvielfalt unter Wasser zu erleben, das sei eine eigene Erfahrung. „Dort ist man in einer anderen Welt, man kann abschalten und alle Sorgen und Nöte sind fort.“Der 56-Jährige lebt mit seiner Familie in der Region. Geboren in Augsburg, lernte er erst Installateur, arbeitete zwei Jahre auf dem Bau und studierte und arbeitete an der TU München. Im Jahr 1994 gewann Josef Grünbeck den MaschinenbauIngenieur dann für seine Firma.
Um Grünbeck in die Zukunft zu führen, setzt Stoll darauf, aus Fehlern zu lernen, Dinge immer wieder infrage zu stellen. Auf diese Weise ist auch das neue, 2015 eingeführte Design der Grünbeck-Produkte entstanden. Die neuen Enthärtungsanlagen für Ein- und Mehrfamilienhäuser sehen aus, als wären sie der Design-Abteilung von Apple entsprungen. Stoll streicht mit der Hand über eine Anlage: zylindrisch, reinweiß, ein grüner Ring, ein Knopf, ein Display, das war es. Die Technik verschwindet im Inneren. Die neue Linie kommt gut an: „Unserem Hauptumsatzträger hat es vergangenes Jahr ein Plus von 35 Prozent beschert“, berichtet Stoll. „Es ist die Liebe zum Detail, die über Qualität entscheidet.“
Die Zuversicht für die Zukunft ist groß. Alle Produkte werden in Höchstädt gefertigt. „Wir stehen zum Produktionsstandort Deutschland“, verspricht Stoll. Für die Zukunft hat die Firma bereits vorgesorgt: Gleich in der Nachbarschaft hat man ein 40000 Quadratmeter großes Grundstück erworben.