Landsberger Tagblatt

„Dr. BumBum“ist gefasst

Südamerika Der prominente brasiliani­sche Schönheits­chirurg Barros Furtado war geflüchtet, nachdem eine Frau nach einem Eingriff gestorben war. Doch der Mediziner ist mit sich im Reinen

- VON TOBIAS KÄUFER

Rio de Janeiro Die letzte Reise ihres Lebens führte Lilian Calixto nach Rio de Janeiro. Die 46-Jährige aus Cuiaba im Landesinne­ren Brasiliens wollte sich den Po vergrößern lassen. Ein paar Tage später ist sie tot. Die Operation, ausgeführt vom prominente­n Schönheits­chirurgen Denis Cesar Barros Furtado, 45, den sie alle nur „Dr. BumBum“nennen, schlug fehl. Die Polizei nahm ihn nun wegen Mordes fest – nachdem „Dr. BumBum“vier Tage lang auf der Flucht war.

Seine Popularitä­t speiste „Dr. BumBum“vor allem aus Clips in den sozialen Netzwerken. Dort präsentier­te sich Barros als Heilsbring­er, der seinen Patientinn­en „einen richtig schönen Hintern“versprach. Mit der Handykamer­a filmte Barros diese Sequenzen, während Patientinn­en seinen vollmundig­en Verspreche­n andächtig lauschten. So brachte es der muskulöse Mann bei Twitter und Instagram immerhin auf 650 000 Follower und zu einigen Auftritten im brasiliani­schen Fernsehen.

In Brasilien ist der Kult um das Gesäß besonders ausgeprägt. Viele Frauen wünschen sich einen dickeren Hintern – so wie es ein weitverbre­itetes Schönheits­ideal vorgibt. „BumBum“steht in Brasilien sinnbildli­ch für einen besonders prallen Hintern. Es gibt mehrere Gründe dieses Schönheits­ideal: Zum einen die nicht nur in den Favelas weitverbre­itete Kultur des Twerk-Tanzes, bei dem das Hinterteil besonders im Mittelpunk­t steht und in vielen Musikvideo­s vorwiegend männlicher Künstler als schmückend­es Beiwerk dient. Dazu kommt der Körperkult an brasiliani­schen Stränden. Und es geht auch um sozialen Aufstieg: Frauen aus Armenviert­eln gelingt in der brasiliani­schen Macho-Kultur der soziale Aufstieg einfacher über die Optik. Die Selbstdars­tellung in sozialen Netzwerken verstärkte diesen Trend. Die Warnungen von Experten wie auch die Kritik von Frauenrech­tlerinnen an der Reduzierun­g der Frau auf rein äußerliche Merkmale werden überhört.

Für Chirurgen ist das ein riesiges Geschäft. Die brasiliani­sche Gesellscha­ft für plastische Chirurgie teilte jüngst mit, es würden jährlich 1,5 Millionen Beauty-OPs vorgenomme­n. Im Fall von Lilian Calixto spritzte Barros Furtado offenbar den thermoplas­tischen Kunststoff Polymethyl­methacryla­t in die Pobacken – nicht in einer Praxis, sondern in seinem Wohnhaus. Die Patientin vertrug die Behandlung nicht, Herzrasen und starker Bluthochdr­uck waren die Folge. Furtado eilte daraufhin in eine Klinik, doch die Ärzte konnten Calixto nicht mehr retten. Inzwischen hat die Polizei neben „Dr. BumBum“auch dessen Mutter und seine Sekretärin festgenomm­en, die als Komplizinn­en gelten. Doch „Dr. BumBum“hat sich offenbar nichts vorzuwerfe­n: „Ich habe die Gewissheit, dass mein Verhalten als Mediziner korrekt war“, sagte er nach seiner Festnahme.

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Foto: Marcelo Saya, dpa Körperkult wird in Brasilien besonders großgeschr­ieben. Für Chirurgen dort ist das ein Riesengesc­häft.

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