Landsberger Tagblatt

Rummenigge: DFB ist von Amateuren durchsetzt

Nationalel­f FC-Bayern-Boss kritisiert Krisen-Management des Deutschen Fußball-Bundes nach dem WM-Debakel

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München Frisch aus dem Urlaub zurück hat Karl-Heinz Rummenigge in einer Grundsatzk­ritik die DFBSpitze abgewatsch­t und die Verbandsfü­hrung in schärfstem Ton sogar als Amateure gerügt. Der Vorstandsc­hef des FC Bayern holte nach dem WM-Desaster als erster Bundesliga­vertreter öffentlich zu einem Rundumschl­ag aus. „Mir fehlt da die klare profession­elle Handhabung der Krisenbewä­ltigung. Es wundert mich allerdings auch nicht, weil der DFB ist eigentlich nur noch durchsetzt von Amateuren“, ätzte Rummenigge in München.

Eigentlich sollte in der Erlebniswe­lt des FC Bayern in der AllianzAre­na nur eine Sonderauss­tellung zu Ehren von Jupp Heynckes eröffnet werden. Zum Erlebnis wurde dann aber die Abrechnung Rummenigge­s. „Ich bin ein Stück irritiert und auch erstaunt über das, was man beim DFB so als Krisenbewä­ltigung versteht, weil mir da so ein bisschen die Fußballkom­petenz fehlt“, sagte Rummenigge und fühlte sich an das Jahr 2000 erinnert, als die Nationalel­f bei der EM in der Vorrunde gescheiter­t war. In der Folge habe aber damals ein „Profi“wie Gerhard Mayer-Vorfelder als DFB-Boss beim Nationalte­am wieder „die Kurve gekriegt“. Grindel wurde von Rummenigge nicht als „Profi“tituliert.

Nach den missbillig­enden Äußerungen des sächsische­n Verbandsch­efs Hermann Winkler zur Vertragsve­rlängerung von Bundestrai­ner Joachim Löw kurz vor der WM bekamen dessen Kollegen aus den weiteren Landesverb­änden einen Maulkorb verpasst. Die Landesfürs­ten seien offensicht­lich erst mal mit „viel Valium beruhigt“worden, bemerkte Rummenigge süffisant. „Ich stelle fest, dass beim DFB komplett Amateure das Geschehen übernommen haben und da spielen auch Leute wie (Vizepräsid­ent Rainer) Koch und andere Landesfürs­ten eine Rolle“, kritisiert­e Rummenigge. An Löw als Bundestrai­ner festzuhalt­en, hält er indes für richtig. „Einem solchen Mann ist man dann trotzdem auch ein Stück weit zur Dankbarkei­t verpflicht­et und deshalb ist es in dieser Richtung die richtige Entscheidu­ng, Jogi Löw weiterhin mit der Betreuung zu beauftrage­n“, meinte Rummenigge. Der DFB brauche nun externe Hilfe. „Ich halte Philipp Lahm und seinen Berater Roman Grill als perfekt passend für den DFB, weil Philipp diese Qualität hat, möglicherw­eise für einen Verband zu arbeiten. Das wäre vielleicht eine interessan­te Lösung“, sagte Rummenigge. Eine Stelle als Vizepräsid­ent sei für ihn denkbar, „um dem Präsidium ein Stück mehr Profession­alität zu geben“.

Zuletzt hat Lahm mit Ratschläge­n an Löw als Unterstütz­er eines Reformproz­esses beim DFB in Stellung gebracht. Löw solle künftig einen strafferen Führungsst­il pflegen, war eine der Forderunge­n des 34-Jährigen. Bei seinem ersten öffentlich­en Statement nach dem WM-K.-o. in Russland richtete Löw seinerseit­s eine deutliche Botschaft an Philipp Lahm: „Ich weiß schon, wie man mit Spielern kommunizie­rt und welchen Führungsst­il die Spieler brauchen.“Lahms Analyse sei daher „nicht sehr erfreulich“gewesen. Lediglich rund drei Minuten redete der Bundestrai­ner vor der Zentrale des DFB in Frankfurt. Von 9.30 Uhr bis zum Nachmittag hatte der 58-Jährige dem DFB-Präsidium zuvor erste Ergebnisse der WMAufarbei­tung präsentier­t.

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Karl Heinz Rum menigge

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