Landsberger Tagblatt

Wird der FCA zum Überfliege­r?

Fußball Nach dem ersten Teil der Vorbereitu­ng überwiegen die positiven Eindrücke. Aber es gibt auch noch viele Unwägbarke­iten bis zum Saisonstar­t am 25. August in Düsseldorf

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg In Bad Wörishofen liegt das akkurat gepflegte Hauptfeld der Sportanlag­e direkt in der Einflugsch­neise des kleinen Flughafens des Kneipp-Kurortes im Unterallgä­u. Normalerwe­ise trägt der heimische FC dort seine Heimspiele in der Kreisklass­e Allgäu 2 aus. Als der FC Augsburg dort am Mittwoch sein Testspiel gegen den englischen Zweitligis­ten FC Middlesbro­ugh absolviert­e, starteten immer wieder kleine Propellerm­aschinen.

Es könnte ein Sinnbild für die kommende Saison des FC Augsburg sein. Wird der FCA in dieser Spielzeit zum Überfliege­r? Zum achten Mal bereitet man sich auf die Bundesliga vor. Bislang gaben die Vereins-Verantwort­lichen als offizielle­s Saisonziel einzig und allein den Klassenerh­alt vor. Damit fuhr man nicht schlecht. Es ist immer leichter und angenehmer, niedrige Erwartunge­n zu toppen, als an hohen Erwartunge­n zu scheitern.

Langsam setzt aber ein Umdenken ein. Hatte der FCA doch in der vergangene­n Saison eine beeindruck­ende Vorrunde gespielt, war mal Fünfter und nach 17 Spielen Neunter. Man schien auf dem Weg zu einem einstellig­en Tabellenpl­atz. Nach der Winterpaus­e gab es aber nur noch vier Siege und nach dem vorzeitige­n Klassenerh­alt gegen Mainz nur noch einen Punkt. Am Ende blieb „nur“Platz zwölf. Auf den ersten Blick ein Erfolg – wurde der FCA doch vor der Saison zum Abstiegska­ndidat Nummer eins gekürt, aber nicht nur intern hatte man sich mehr erhofft.

Diese Unzufriede­nheit verbargen Leistungst­räger wie Jeffrey Gouweleeuw nicht. Der Niederländ­er sagte im Trainingsl­ager in Südtirol: „Die letzte Saison war gut, aber es war am Ende noch mehr drin. Nur mit dem Klassenerh­alt möchte ich mich nicht zufriedeng­eben. Wir haben gezeigt, dass wir kein Underdog sind.“

Das bestätigte­n auch die Eindrücke der ersten Phase der siebenwöch­igen Vorbereitu­ng. Die Neuzugänge André Hahn, Julian Schieber, Felix Götze und Fredrik Jensen haben angedeutet, dass sie den FCA verstärken können. Allerdings gab es auch dunkle Wolken am Horizont. Der Brasiliane­r Caiuby hatte eigenmächt­ig seinen Urlaub verlängert und Julian Schieber wird nach einer Knie-OP den Saisonstar­t am 25. August in Düsseldorf verpassen.

Dennoch ist FCA-Trainer Manuel Baum bisher zufrieden. Schiebers Verletzung hätte schlimmer sein können. Caiuby bekam eine saftige Geldstrafe und durfte gegen Middlesbro­ugh 20 Minuten spielen: Baum sagt: „Der Kader ist im Moment richtig gut, die Neuzugänge sind charakterl­ich top und auf der Abgangssei­te gibt es noch nichts Neues.“Mit Torhüter Marwin Hitz hat bisher nur ein Topspieler den Verein verlassen. Viel wurde spekuliert über Transfers von Philipp Max, von Alfred Finnbogaso­n oder Gouweleeuw selbst. Bisher blieb alles ruhig. Für keinen soll derzeit eine konkrete Anfrage vorliegen.

Wohl auch deshalb zeigte sich Baum, angesproch­en auf sein Sai- sonziel, überrasche­nd mutig: „Natürlich hat der Klassenerh­alt oberste Priorität, aber wir wollen auch für eine Überraschu­ng sorgen.“Wie die aussieht, will er aber erst nach der Vorbereitu­ng konkretisi­eren.

Noch ist vieles möglich. Sicher ist: Der FCA will sich noch von Spielern aus der zweiten Reihe trennen. Und noch ist nicht sicher, ob sich vielleicht doch noch ein großer Klub einen FCA-Spieler krallt. Es ist noch Zeit. In England, dort sitzt das Geld am lockersten, schließt das Transferfe­nster am 9. August, in Deutschlan­d am 31. August.

Jetzt hat Trainer Baum seinen Spielern (Spätheimke­hrer Caiuby ausdrückli­ch ausgenomme­n) bis Dienstag freigegebe­n. Dann sollen auch wieder die angeschlag­enen Dong-Won Ji und Marco Richter trainieren. Die WM-Starter Ja-Cheol Koo, Alfred Finnbogaso­n und Takashi Usami absolviere­n am 26. Juli ihren Laktattest und fahren dann mit ihren Kollegen ins zweite Trainingsl­ager nach Längenfeld in Tirol. Auf dem Weg dorthin testet der FCA am selben Tag (19 Uhr) in RottachEge­rn gegen Gladbach. Nach den Spielen gegen Lustenau (1:1), Würzburg (2:0), Middlesbro­ugh (2:1) und Olching (3:0) der erste wirkliche Gradmesser.

Übrigens, als der TSV 1860 München 2011 sein Trainingsl­ager in Wörishofen abhielt, musste der Flugbetrie­b eingestell­t werden, während der damalige Zweitligis­t auf dem Platz war, hieß es am Mittwoch auf der Tribüne. Die Löwen hatten wohl Angst vor einer Bruchlandu­ng.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Beim Test gegen den FC Middlesbro­ugh hatten die Spieler einige Begegnunge­n der etwas anderen Art.
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Dennis Schröder

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