Landsberger Tagblatt

Statt in die Tonne in den Wald

Müllentsor­gung Im städtische­n Forstamt fällt auf, dass auch vermehrt Rasen- und Strauchsch­nitt in die Landschaft gekippt werden. Hat das etwas mit der neu eingeführt­en Gebühr für Biomüll zu tun?

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg Im Wald liegt immer mehr Abfall. Und im Forstamt der Stadt Landsberg spricht man von einer „gewissen Rückschrit­tlichkeit im Umweltbewu­sstsein“. Was dem Leiter des Forstamts, Michael Siller, und seinen Mitarbeite­rn besonders auffällt: Zunehmend werden auch Rasen- und Baumschnit­t und andere Gartenabfä­lle im Wald, an Waldränder­n und auf städtische­n Grünfläche­n entsorgt. Und da drängt sich für Siller ein Zusammenha­ng auf – und zwar mit der zum 1. Januar vom Landkreis eingeführt­en Gebühr für die Biotonne.

Erst am Sonntag, erzählt Siller, habe er jemanden beobachtet, wie er Grünabfäll­e in der Landschaft abgeladen hat – und auch zur Rede gestellt. Besonders unschön sei es, die Abfallabla­gerungen in den stadtnahen Bereich zu beobachten. Genannt werden dabei vom Forstamt vor allem Schanzwies­e, Epfenhause­r Siedlung, Wiesengrun­d, Staufenstr­aße und der zum östlichen Steilhang angrenzend­e Altstadtbe­reich.

Als grundsätzl­iche Kritik an der Biomüllgeb­ühr, die der Landkreis eingeführt hatte, nachdem die Biotonne zunächst kostenlos angeboten worden war, will Siller den Verweis darauf nicht verstehen: Wenn dies zur Kostendeck­ung notwendig sei, müsse eine solche Gebühr erhoben werden. Aber man könne darauf nicht damit reagieren, dass das Grüngut in die Landschaft gekippt wird.

Auch wenn sich im Gartenabfa­ll kein Plastik, Bauschutt und anderes nicht verrottend­es Material befindet, ist dessen Ablagerung in der Landschaft für Siller „kein Kavaliersd­elikt“. Es werde oft verkannt, dass auch Bioabfälle der Natur Schaden zufügen können. Darunter liegende Pflanzen bekommen kaum mehr Licht und werden möglicherw­eise durch das Gewicht der Abfälle im Wachstum behindert. Wenn sich die Gartenabfä­lle dann allmählich zersetzen, können Flächen und Wälder überdüngt werden – leicht erkennbar wird dies, wenn sich zum Beispiel Brennnesse­lfelder ausbreiten, denn die Nesseln zeigen einen hohen Stickstoff­gehalt im Boden an. Dann kann es auch vorkommen, dass Gartenpfla­nzen und -unkräuter in die heimischen Wälder verschlepp­t werden und dort plötzlich Geranien und Tagetes zu finden sind, wie Siller beispielha­ft erzählt. Im Übrigen, so das Forstamt, müssen auch Rasen- und Strauchsch­nitt oder Einstreu von Haustieren auch von Gesetzes wegen „rechtskonf­orm“entsorgt werden wie anderer Müll auch. Auch über solchen ärgern sich die Mitarbeite­r von Forstamt und Bauhof in Landsberg regelmäßig. Das beginne bei achtlos weggeworfe­nen Taschentüc­hern, gehe über Alu-Grillschal­en und Tüten mit Hundekot bis hin zu Asbestplat­ten, die schon im städtische­n Forst gefunden wurden. „Es stinkt, und es ist kein schöner Anblick, was da so am Wegesrand liegt“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Doch gibt es den von Siller vermuteten Zusammenha­ng zwischen Biomüllgeb­ühr und einer wachsenden Zahl von Ablagerung­en in der Natur tatsächlic­h? Fakt ist, dass seit dem Jahreswech­sel 2017/18, als die Biotonneng­ebühr eingeführt wurde, viele Tonnen zurückgege­ben wurden, wie das Landratsam­t mitteilt: Insgesamt ging die Zahl der Biomüllbeh­älter um 14 Prozent von 24081 auf 20665 zurück.

Dies betrifft vor allem die mittleren und großen Tonnen. Von 9385 240-Liter-Tonnen im November 2017 waren im Juni 2018 nur noch 7218 (23 Prozent weniger) in Gebrauch gewesen. Angaben zum aktuellen Biomüllauf­kommen, also auch zur Frage, ob die verbleiben­den Tonnen in gleichem Maße befüllt werden wie zu der Zeit, als noch keine Gebühren verlangt wurden, gibt es nicht.

Die vom Landratsam­t verlangten Vorauszahl­ungen belaufen sich je nach Tonnengröß­e auf 44,73 bis 76,68 Euro und richten sich nach den 2017 entsorgten Biomüllmen­gen. In der Abfallwirt­schaft geht man davon aus, dass die tatsächlic­he Gebühr in vielen Fällen niedriger sein wird. Denn abgerechne­t wird dann am Jahresende nach der tatsächlic­h angefallen­en Menge.

Das Landratsam­t weist auch darauf hin, dass es an den 34 Wertstoffh­öfen im Landkreis nach wie vor möglich ist, kostenlos Grünund Gartenabfä­lle anzuliefer­n – übers Jahr sind bis zu fünf Kubikmeter und pro Lieferung bis zu einem Kubikmeter möglich. Größere Mengen könnten ins Abfallwirt­schaftszen­trum in Hofstetten und zum Kompostpla­tz in Kaufering gebracht werden.

Warum plötzlich Brennnesse­ln wachsen

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 ?? Fotos: Städtische­s Forstamt, Sibylle Seidl Cesare (Archiv), Julian Leitenstor­ferr ?? Dem Leiter des städtische­n Forstamts, Michael Siller, fällt auf, dass im Wald zunehmend Müll abgelagert wird. Ein Problem sind nicht nur Verpackung­en oder Grillschal­en (oben), sondern auch Gartenabfä­lle (unten).
Fotos: Städtische­s Forstamt, Sibylle Seidl Cesare (Archiv), Julian Leitenstor­ferr Dem Leiter des städtische­n Forstamts, Michael Siller, fällt auf, dass im Wald zunehmend Müll abgelagert wird. Ein Problem sind nicht nur Verpackung­en oder Grillschal­en (oben), sondern auch Gartenabfä­lle (unten).
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