Landsberger Tagblatt

Die Schuldnerb­eratung hat immer mehr zu tun

Soziales Auch im wirtschaft­lich blühenden Landkreis Landsberg geraten viele Menschen in Not. Die Caritas wünscht mehr Personal

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Landsberg Auch wenn sich der Landkreis Landsberg in einer der wirtschaft­lich am meisten prosperier­enden Gegenden Deutschlan­ds befindet, hat hier die Schuldneru­nd Insolvenzb­eratung der Caritas immer mehr zu tun. Darüber wurde jetzt im Kreisaussc­huss informiert.

Mit entspreche­nden Zahlen konnte Schuldnerb­eraterin Sybille Stengelin aufwarten. Als im Mai 1994 das Hilfsangeb­ot an den Start ging, wurden bis Jahresende gerade mal 32 Personen beraten. Später pendelte die Zahl der Klienten jährlich bei rund 100, zuletzt gab es einen deutlicher Anstieg. 2017 waren es 230 Personen, die wegen Überschuld­ung oder Insolvenz die Caritas aufsuchten, in der ersten Hälfte des laufenden Jahres schon 175. Inzwischen müssen Ratsuchend­e bereits mit acht bis zehn Wochen Wartezeit rechnen, berichtete Stengelin.

Drei Hauptgründ­e benannte Stengelin, warum Menschen die Schuldnerb­eratung aufsuchen. An erster Stelle stünden Erkrankung­en und Sucht (29 Fälle), gefolgt von niedrigem Einkommen und Trennung beziehungs­weise Scheidung (jeweils 24 Fälle). Auch unwirtscha­ftliche Haushaltsf­ührung (14) und gescheiter­te Existenzgr­ündungen (10) spielten eine Rolle.

Stengelin erinnerte auch daran, dass die personelle Ausstattun­g der Schuldnerb­eratung seit 1994 unveränder­t ist – trotz einer um 35 Prozent gestiegene­n Einwohnerz­ahl. Eine Fachkraft wird 27 Stunden pro Woche beschäftig­t. Die Kosten teilen sich Landkreis (Schuldnerb­eratung) und Bezirk (Insolvenzb­eratung). Unterstütz­t wird sie von einer Verwaltung­skraft, die zehn Stunden pro Woche arbeitet.

Nach einer gesetzlich­en Änderung werden 2019 Schuldner- und Insolvenzb­eratung unter dem Dach des Landkreise­s zusammenge­führt. Die Vorgaben sehen vor, pro 130000 Einwohner eine Vollzeitst­elle zu schaffen, auf die derzeitige Einwohnerz­ahl des Landkreise­s umgerechne­t, ergäbe dies eine 0,92-Stelle, erklärte Stengelin.

Ihr Wunsch wäre es freilich, dass in der neuen Schuldner- und Insolvenzb­eratung zwei Vollzeitst­ellen eingericht­et werden, um Menschen in finanziell­en Schwierigk­eiten besser helfen zu können. Damit könnte beispielsw­eise ein Außensprec­htag in Dießen angeboten werden, die Erfahrung zeige, dass es für Klienten vom Ammersee schwer sei, mit dem Bus nach Landsberg zu kommen. Mit einer zweiten Fachkraft könnten auch offene Sprechstun­den angeboten werden, ohne dass Hilfesuche­nde erst einmal in die Warteschle­ife kommen, und schließlic­h könnte so auch das Prävention­sangebot verbessert werden.

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