Landsberger Tagblatt

Adelhelm Bals liegen die Menschen am Herzen

Porträt Der Pfarrer feiert am Sonntag das Goldene Priesterju­biläum. Er hält launige Faschingsa­nsprachen und ist bekannt für klare Statements

- VON ROMI LÖBHARD

Holzhausen „Ich habe meinen Beruf immer gern gemacht, auch wenn es manchmal schwierige, schlimme Situatione­n gab.“Wer Pfarrer Adelhelm Bals kennt, wer seine Kindergott­esdienste mitgefeier­t und seine launigen, gereimten Faschingsa­nsprachen, zuweilen auch kurzen Predigten mit oft flammenden Statements gehört hat, wer ihm gegenübers­itzt und in seine blitzenden Augen schaut, der weiß: Bals ist ein leidenscha­ftlicher Priester, für den Gott wichtig ist, und dem der Mensch am Herzen liegt.

„Anständig und menschlich handeln“stand und steht für ihn im Mittelpunk­t, nicht die Frage, ist das jetzt liturgisch richtig? Am heutigen Samstag werden es 50 Jahre, dass Adelhelm Bals zum Priester geweiht wurde. Das Goldene Jubiläum feiert er gemeinsam mit der Pfarrei Mariä Himmelfahr­t am morgigen Sonntag mit einem Dankgottes­dienst um 10.15 Uhr in der Stadtpfarr­kirche. Besondere Freude ist ihm dabei, dass sein Neffe mit am Altar steht: Simon Härting war am 1. Juli zum Priester geweiht worden und hatte am 8. Juli in Mariä Himmelfahr­t Primiz gefeiert.

Am 26. September 1941 kam Adelhelm Bals im Krankenhau­s Landsberg zur Welt. Er wuchs in Penzing zusammen mit sechs Geschwiste­rn auf – „drei von ihnen musste ich schon beerdigen“. Nach der fünften Klasse wechselte der Bub von der Volksschul­e Penzing ans Humanistis­che Gymnasium in St. Ottilien, was damals noch Abschied von zu Hause bedeutete, weil es eine reine Seminarsch­ule war. „In St. Ottilien war ich vor allem beeindruck­t von den Choralsäng­ern“, meint er schmunzeln­d, „so einer wollte ich als kleiner Bub immer werden.“In Penzing erlebte Bals die Primiz von Michael Walch, bei dem er hin und wieder ministrier­te. Nach dem Abitur trat Bals ins Kloster ein, absolviert­e ein Jahr Noviziat und drei Jahre zeitliche Profess – und sagte 1965 dem Klosterleb­en ade. „Der Kontakt dorthin“, betont Bals, „ist aber nie abgebroche­n, das Verhältnis war und ist stets gut.“

Für das folgende Theologies­tudium zog der Penzinger nach München ins Georgianum, eine herzöglich­e Stiftung für Priester und Priesteran­wärter direkt neben der LMU. „In München hatte ich tolle Professore­n, einer davon wollte, dass ich in Moraltheol­ogie promoviere.“Das aber wollte Bals nicht, zwischenze­itlich zweifelte er sogar an seiner Studienwah­l. „Mit dem damaligen Augsburger Bischof Josef Stimpfle hab’ ich darüber mehrere Gespräche geführt“, erinnert er sich. Die Zweifel konnten ausgeräumt und alle Vorweihen innerhalb eines Jahres nachgeholt werden. Am 21. Juli 1968 wurde Adelhelm Bals in München St. Ludwig von Stimpfle zum Priester geweiht. Die anschließe­nde Primiz fand natürlich in Penzing statt. Zur ersten Kaplanstel­le bei St. Lorenz in Kempten rückte Bals „mit Bart und roter Krawatte“an, was für leichte Irritation­en sorgte.

Der dortige Stadtpfarr­er sei noch eher einer vom alten Schlag gewesen, er habe den zwei Kaplänen viel übertragen und dabei freie Hand gelassen. „Wir haben im wöchentlic­hen Wechsel von Taufe bis Beerdigung alles gemacht.“Dazu habe auch gehört, morgens zum Mariaberg hinaufzura­deln und dort Gottesdien­st zu feiern. Zu den schöneren Dingen gehörte die Betreuung der Jugendgrup­pen, seinerzeit streng nach Geschlecht getrennt. Als die Mädchen nach Ende der Gruppenstu­nde immer noch sitzen blieben, weil sie auf ihre Verlobten warteten, bat Bals diese einfach herein. „Ich hab’ dort die erste gemischte Jugendgrup­pe gegründet“, meint er verschmitz­t. In dieser Gruppe entstanden Bande für das ganze Leben. Bals hat Paare getraut, Kinder getauft, erste Verstorben­e beerdigt. Seine Haushälter­in stammt ebenfalls aus dieser Gruppe. „Ich kenne Adelhelm Bals seit 50 Jahren, erzählt Gertrud Kraus. Sie habe zunächst hin und wieder geholfen, „seit elf Jahren, seit ich zu arbeiten aufgehört habe, bin ich ganz hier in Holzhausen.“Die Gertrud habe er getraut, ihre Kinder getauft und getraut, fügt Bals an. „Ihren Ehemann musste ich schon beerdigen.“Zweite Kaplanstel­le war in Memmingen St. Josef.

„Von dem dortigen Pfarrer Otto Lutz habe ich viel gelernt“, schwärmt der Priester. Danach ging es als Lehrer an die Berufsschu­le in Neu-Ulm. Nebenbei hat Bals, wie er fröhlich meint, nicht nur in Finningen in der Pfarrei mitgeholfe­n. „Ich hab’ auch die Wirtin unterstütz­t, bei der ich immer gegessen habe.“Zuweilen war dann für den geistliche­n Herrn Kartoffeln schälen oder Feldarbeit angesagt. Während der NeuUlmer Zeit war Bals einige Wochen in Zaire und schnappte Malaria auf. Eine größere, sportliche Rennradtou­r führte ihn gemeinsam mit Mitglieder­n eines Radfahrver­eins von Finningen nach Rom. „Über den dortigen Radsportve­rein haben wir einen Platz ganz vorn während der Papstaudie­nz bekommen.“Ab September 1980 wurde Adelhelm Bals an die Berufsschu­le Landsberg beordert. Und half auch hier sofort in den Pfarreien mit – zunächst in Heilig Engel, später in Mariä Himmelfahr­t. „Die Kindergott­esdienste“, Bals hat in Memmingen bereits jeden Sonntag Kindergott­esdienst gefeiert, „waren Highlights.“

Im Sommer vergangene­n Jahres hat er sie schweren Herzens aufgegeben. Nebenbei hat er sich gemeinsam mit der Familie um seinen Bruder Josef gekümmert. 1989 ereilte ihn ein Herzinfark­t; „mein Arzt hat mir dann bald geraten, den Schuldiens­t zu verlassen“. Seit 1995 wohnt Pfarrer Adelhelm Bals in Holzhausen und hilft auch dort nicht nur als Priester aus. Er findet sogar noch Zeit für Hobbys. So beschenkt er Freunde jedes Jahr mit klitzeklei­n bemalten Ostereiern, er hat Krippenfig­uren geschnitzt, ist viel gewandert. „Er kocht auch gern und gut“, berichtet Gertrud Kraus, was Bals aber ein wenig abtut. „Jetzt geht es eher mit dem E-Bike in die Natur.“

Auf die Frage nach Wünschen für seine Zukunft geht Bals zunächst auf die Zukunft der Kirche ein. „Ich bin kein Freund vom Zusammenle­gen und Schaffen immer größerer Pfarreien“, betont er. „Es sollten vielmehr andere Formen des Priestertu­ms und andere Wege dorthin eröffnet werden. Warum wird das Zölibat aufrechter­halten, warum können nicht auch Frauen das Amt ausüben?“Er verweigere keiner geschieden­en und wiederverh­eirateten Person die Sakramente. Bals ist immer noch mit Leib und Seele dabei, das wird bei solchen Gesprächen deutlich. Über seine eigene Zukunft sagt er deshalb auch: „Ich möchte mithelfen, so lang es geht.“Und meint schmunzeln­d: „So lang Gemeinde und Pfarrer mich noch ertragen. Ich möchte aber auch merken, wenn es Zeit ist aufzuhören.“

Anständig und menschlich handeln

Seine Haushälter­in stammt aus der Jugendgrup­pe

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Pfarrer Adelhelm Bals im Pfarrhof Mariä Himmelfahr­t. Er spricht auch über andere Formen des Priestertu­ms.
Foto: Thorsten Jordan Pfarrer Adelhelm Bals im Pfarrhof Mariä Himmelfahr­t. Er spricht auch über andere Formen des Priestertu­ms.

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