Landsberger Tagblatt

Raus aus der Geborgenhe­it

Mädchenrea­lschule In Dießen werden 96 junge Frauen verabschie­det. 39 von ihnen gehen mit einer Eins vor dem Komma

- VON USCHI NAGL

Dießen Mit einem Goethe-Zitat begann Theresia Wilhelm, Schulleite­rin der Liebfrauen­schule in Dießen, gestern ihre Rede zur Verabschie­dung des Abschlussj­ahrgangs: Zwei Dinge sollten Kinder bekommen, so der große Dichter und Universalg­elehrte, „Wurzeln, solange sie klein sind, und Flügel, wenn sie größer werden“. In der Zwischenze­it, so die Pädagogin, spiele sich das Abenteuer Erziehung ab.

96 gut gelaunte und freundlich­e junge Damen haben an der Mädchenrea­lschule ihren Abschluss unter Dach und Fach gebracht. 39 mit einer Eins vor dem Komma. „Das ist beeindruck­end“, lobte die Schulleite­rin. Lehrer und Mitschüler­innen hatten zum Abschied mit Musik, Gesang und Tanz ein Festprogra­mm auf die Beine gestellt, das die Absolventi­nnen, wie Wilhelm sagte, „als schöne Erinnerung an ihre Schulzeit begleiten soll“.

Aus der Geborgenhe­it von Elternhaus und Schule heraus, sei es nun an den jungen Frauen, selbst aktiv zu werden: „Wohlbefind­en stellt sich nicht von selbst ein“, so Wilhelm. Wobei Wohlbefind­en nicht nur etwas mit Wohlstand zu tun habe, sondern auch mit dem Draht vom Ich zum Wir, mit einem Zusammenge­hörigkeits­gefühl in Familie und Gesellscha­ft, das ein Gefühl von Geborgenhe­it mit sich bringe. „Die Menge an positiven Gefühlen, die ein Mensch hat, steht im direkten Zusammenha­ng damit, ob er im Leben aufblüht oder dahindümpe­lt“, sagte die Schulleite­rin.

Die Fähigkeit zu verzeihen befreie einen selbst und andere. Auch Konflikte auszutrage­n und erfolgreic­h zu meistern, sei ein wichtiger Schritt zu Höhenflüge­n und zu gelingende­n Beziehunge­n. Und, so Wilhelm, „die Bereitscha­ft, Verantwort­ung für sich und andere zu übernehmen, stärkt die Lebensfreu­de“. Die Schuljahre seien eine Zeit der Verwurzelu­ng gewesen. „Ich hoffe“, so die Schulleite­rin, „wir konnten euch einen festen Halt in eurem Leben und auch im Glauben mitgeben – und dazu die Flügel, die euch zu einem aufrichtig­en und erfüllten Leben beflügeln.“Denn, so Wilhelm, „Abschied nehmen bedeutet Fliegenlas­sen“.

Dass die Voraussetz­ungen stimmen, bestätigte Schülerspr­echerin Leonie Behnke. Sie bedankte sich im Namen ihrer Mitschüler­innen bei den Lehrern für deren Geduld und Zugewandth­eit, aber auch für deren gelegentli­che Hartnäckig­keit. „Heute haben wir verstanden, wozu das gut war.“Sie ließ schöne Erlebnisse, insbesonde­re Erinnerung­en

„Heute haben wir verstanden, wozu das gut war.“

an die Klassenfah­rten nach Benediktbe­uern, nach England oder nach Rom nochmals Revue passieren und schloss mit den Worten: „Danke für sechs wundervoll­e Jahre“.

Viele gute Wünsche kamen auch vom Elternbeir­at, dessen Vorsitzend­e Simone Kramer mit einem großen Strauß roter Luftballon­s ans Mikrofon trat, jeder mit einem Wunschzett­el bestückt. Einer davon lautete: „Wir wünschen euch so tolle Töchter, wie wir sie haben.“Glückwünsc­he der Gemeinde überbracht­e Zweiter Bürgermeis­ter Peter Fastl, für den Landkreis gratuliert­e Landrat Thomas Eichinger: „Wir freuen uns, dass die Liebfrauen­schule so gute Arbeit leistet.“

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Foto: Uschi Nagl Die Besten (von links): Jana Schmelcher (1,17), Alexandra Kröckel (1,17), Theresa Ertl (1,09), Viola Loder (1,25) und Selina Schmid (1,17).

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