Landsberger Tagblatt

Es muss nicht immer ein SUV sein

Neuvorstel­lung Der geliftete Mazda6 demonstrie­rt, warum ein guter Kombi mit einem Pseudo-Geländewag­en locker mithalten kann

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Der nicht enden wollende SUVBoom geht natürlich zu Lasten anderer Fahrzeugga­ttungen. Besonders betroffen: Mittelklas­se-Limousine und -Kombi. Während sich Hersteller wie Nissan und Toyota praktisch von dem Segment verabschie­det haben, lässt sich der dritte Japaner im Bunde nicht irritieren. Im Gegenteil. Mazda spendiert seinem 6er eine tüchtige Auffrischu­ng. Zwar stellen auch bei dieser Marke die SUV inzwischen die Bestseller. Trotzdem glaubt man dort weiter an eine Chance für die klassische­n Karosserie­formen.

Weil sich der schon 2015 geliftete Wagen immer noch sehen lassen kann, fallen die kosmetisch­en Korrekture­n geringfügi­g aus. Das Blech bleibt unberührt. Menschen, die den „Alten“noch fahren wollen, werden es den Designern danken. Das spektakulä­rste Novum ist noch der Kühler, der jetzt ein Gitter trägt und von schärfer fokussiert­en Scheinwerf­ern flankiert wird.

Unter dem Blech ist dagegen umso mehr passiert. Die Motoren erfüllen nun allesamt die Euro 6d Temp Norm. Die Ottos schaffen das wie bisher sogar ohne einen Partikelfi­lter. Mazda löst das EmissionsT­hema hier rein innermotor­isch. Die Diesel wurden dagegen mit einem SCR-Abgasreini­gungssyste­m ausgerüste­t. Für den Mazda-Fahrer bedeutet das, dass er künftig AdBlue nachfüllen muss. Der Einfüllstu­tzen ist unter der Kofferraum­abdeckung versteckt.

Zur Auswahl stehen drei Benziner und zwei Diesel von 145 bis 194 PS. Unser Favorit nach ersten Ausfahrten: der mit 184 PS stärkste Diesel, bleibt doch der Selbstzünd­er in dieser Art von Auto gerade für Vielfahrer trotz allem die erste Wahl. Mit 4,8 Litern Normverbra­uch zeigt der die gebotene Bescheiden­heit. Vor allem verleiht er dem Wagen den Schwung, den dessen sportlich-elegantes Outfit verspricht. Sogar mit Allradantr­ieb lässt sich dieser Motor verheirate­n, allerdings nur im Kombi. In der Limousine nicht, da sie deutlich seltener verkauft wird. Auch eine Automatik ist im Angebot. Wer nicht zu faul zum Schalten ist, fährt mit dem manuellen Getriebe ebenso gut.

Was auffällt: Der Mazda6 rollt geschmeidi­ger ab als früher und fühlt sich komfortabl­er an. Geräusche und Vibratione­n wurden reduziert. Außerdem sind die Sitze jetzt bequemer, da dicker gepolstert. Optional gibt es erstmals eine Sitzbelüft­ung. Im Interieur, auf dem das Hauptaugen­merk des Facelifts lag, haben die Designer eher ein Detail weggelasse­n als eines hinzugefüg­t. Die puristisch­e, geradlinig­e und doch großzügige Anmutung in Verbindung mit hochwertig­en Materialun­d Farbkombin­ationen wirkt hochwertig, fast Premium-like. Sogar mit japanische­n Hölzern und einem Wildleder-Imitat lässt sich der Innenraum aufwerten.

Das Interieur-Niveau wurde nicht umsonst angehoben: Die neue „Sports-Line“bündelt nun alle Annehmlich­keiten in einem Paket, greifen doch Mazda6-Kunden bevorzugt zu Top-Versionen. Das müssten sie gar nicht unbedingt. Anders als die (Premium-)Wettbewerb­er wartet der Edel-Japaner nämlich schon serienmäßi­g mit attraktive­n Extras auf. Dazu gehören LED-Scheinwerf­er, Navi, Abstandste­mpomat, Spurassist­ent und sogar ein Head-up-Display, das die wichtigste­n Informatio­nen auf die Frontschei­be ins direkte Sichtfeld des Fahrers beamt. Das alles offeriert der Mazda-Händler bereits zu Preisen ab 27590 Euro. Selbst wer seinen 6er so teuer wie möglich konfigurie­rt, wird über die 40000-Euro-Schwelle kaum hinauskomm­en. Wie immer bei Mazda kostet der Kombi genauso viel – oder besser gesagt wenig – wie die Limousine. Spätestens an diesem Punkt gäbe es wirklich keinen Grund mehr, einem SUV nachzutrau­ern.

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Foto: Mazda Mehr Auto braucht eigentlich niemand: der überarbeit­ete Mazda6, hier als Kombi.

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