Reisch will unter deutscher Flagge fahren
Politik Der Landsberger Kapitän der Lifeline spricht bei einer Großdemo in München
München Claus-Peter Reisch hat einst Horst Seehofer gewählt, jetzt kritisiert der Landsberger die Politik der CSU. Am Samstag war der Kapitän des Seenotrettungsschiffes Lifeline bei einer Veranstaltung in Freiburg zu erleben, am gestrigen Sonntag bei einer Großdemonstration in München, zu der laut Veranstalter zwischen 35000 und 40000 Menschen auf den Königsplatz gekommen waren. Inhaltlich ging es unter dem Motto „Bayern ist bunt“und „#ausgehetzt“gegen die Asylpolitik und die Wortwahl der CSU sowie das Polizeiaufgabengesetz. Demonstriert wurde für mehr soziale Gerechtigkeit und eine offene Gesellschaft.
„Unsere Schiffe müssen wieder fahren“, sagte Claus-Peter Reisch in München. Wie berichtet musste er mit 234 Flüchtlingen an Bord sechs Tage vor Malta ausharren, bis er die Erlaubnis hatte, in einen Hafen einzufahren. Auf Malta erwartet ihn am 30. Juli wieder ein Gerichtstermin wegen der Schiffsregistrierung. Reisch forderte gestern, dass die Seenotretter, die im Augenblick nicht auslaufen dürfen, ebenso wieder in Einsatz gehen können wie zwei Suchflugzeuge. Der Landsberger wandte sich direkt an Bundeskanzlerin Angela Merkel, die in einem privaten Gespräch mit Journalisten Flagge für die Seenotrettung gezeigt haben soll. Sie solle eine Konferenz mit dem Münchner Erzbischof Karl Marx und dem evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sowie vier Seenotrettungsorganisationen einberufen, um eine Lösung zu finden, damit die Seenotretter unter deutsche Flagge fahren können und nicht mehr angreifbar sind. Dann könnten die Schiffe wieder in See stechen. Dies ist die Forderung von Claus-Peter Reisch, die er gestern bei der Großdemonstration in München äußerte.
Zu der Veranstaltung hatten über 130 Gruppierungen aus dem kirchlichen und gewerkschaftlichen Bereich aufgerufen, aus Parteien sowie gesellschaftlichen Organisationen. Auch eine Reihe von Helferkreisen aus der Region war am Königsplatz – unter anderem aus Geltendorf und Greifenberg. Der Helferkreis Geltendorf war nach Auskunft der Koordinatorin Regine Schuster mit rund zehn Personen nach München gefahren. In Geltendorf gebe es derzeit rund 60 Afghanen und Afrikaner, die im Verfahren sind. Gut ein Dutzend Syrer würden noch in der Unterkunft leben. Zur Demonstration kamen auch sieben Personen des Helferkreises Vilgertshofen. Wie Rita Selvi dem LT sagte, kümmere man sich dort um 50 Asylbewerber und Flüchtlinge.
Allen diesen Gruppierungen stößt die Politik und die Wortwahl der vergangenen Wochen Monate auf. Vor allem dass Flüchtlinge kriminalisiert und Flüchtlingshelfer diskriminiert würden, wurde bei der Großveranstaltung am Königsplatz in München kritisiert.