Pflücken ohne Bücken
Natur Nach der Erdbeersaison hat auch im Landkreis Landsberg die Himbeerzeit begonnen. Bei Igling und Pestenacker gibt es Felder, auf denen man selbst ernten kann. Das Landsberger Tagblatt hat sie besucht
Landkreis Zum Sommer gehören frische Beeren einfach dazu. Die Erdbeersaison ist jetzt schon vorbei, aber im Juli ist Himbeerzeit. Und am besten schmecken die natürlich frisch von der Rute gepflückt. In der näheren Umgebung findet man zwei Himbeerfelder zum Selbstpflücken. Eines vor Igling von der Familie Storz und eines bei Pestenacker von der Familie Schmid („Himbeerund Tannenland“). „Es ist ein Naturerlebnis, das man mittlerweile auch einfach wieder zu schätzen weiß“, sagt Wilhelm Storz. Er baut zudem Erdbeeren an. Bei Himbeeren sei der Vorteil, dass man sich nicht bücken muss, sondern aufrecht ernten kann. Vor allem für Familien mit kleinen Kindern sei es attraktiv, Himbeeren pflücken zu gehen, sagt Leonhard Schmid.
Auch Mandy Dietl ist heute mit ihrer dreijährigen Tochter auf dem Himbeeracker bei Igling. „Natürlich hätte ich die jetzt auch kaufen können, aber so macht es einfach mehr Spaß, und meiner Tochter schmeckt’s auch“, sagt sie. Die hat ihre eigene kleine Dose dabei, in der allerdings keine Himbeeren mehr sind, schon alle vernascht. Auch die Freundinnen Isabella Storhas und Carina Rieder sind mit ihren Kindern da. „Es ist für die Kinder auch interessant zu sehen, wie die Früchte wachsen“, so Storhas. Sie gehe so ein- bis zweimal in der Woche zum Himbeerpflücken. „Meistens kaufen wir so ein halbes Kilo, das ist dann aber meistens schon an demselben Tag wieder weg“, sagt die 24-jährige Mutter. Viel länger als zwei Tage könne man die Früchte sowieso nicht aufbewahren. In der Regel verbringe sie eine halbe Stunde mit dem Beerenpflücken. Mandy Dietl sagt: „Das Pflücken ist zwar ein bisschen mühselig, aber ich gehe, wenn die Dose voll ist. Es muss sich ja auch lohnen“, so die 38-Jährige. Sie wolle aus den fri- schen Himbeeren Marmelade kochen.
Auf den drei Anlagen von Wilhelm Storz gibt es zwei Himbeersorten. Einmal die zweijährigen Sommerhimbeeren und die einjährigen, gegen Krankheiten resistenteren Herbsthimbeeren. „Bei der Sommerhimbeere wachsen im ersten Jahr die Ruten, im zweiten bildet sich die Frucht“, erklärt Wilhelm Storz. Das berge natürlich auch ein Risiko, denn die Ruten müssen den Winter ohne Frostschaden überstehen. Weniger Risiko bestehe bei den Herbsthimbeeren, sie wachsen im Frühling und Sommer. „Im besten Fall sind die Herbsthimbeeren reif, wenn die Saison für die Sommerhimbeeren endet“, sagt Storz. Dadurch könnte man von Anfang Juli bis Mitte September im fließenden Übergang Himbeeren ernten. Aber in Zukunft werde er doch mehr auf die Sommerhimbeeren setzen. „Im September sinkt auch einfach die Nachfrage nach den Früchten“, so Storz. Bei ihm sei die Ernte besser gewesen als erwartet. „Ein paar Ruten sind erfroren, weil es im Februar Nächte mit Minus 17 Grad Celsius gab“, so Storz. Die Grenze seien Minus 15 Grad Celsius.
Sein Kollege Leonhard Schmid pflanzt nur Sommerhimbeeren an. „Der Geschmack ist einfach besser und die Leute wollen auch im Juli Himbeeren und nicht erst im September“, so Schmid. Es sei ja eine Sommerfrucht. Der ehemalige Landwirt baut seit mittlerweile 16 Jahren Himbeeren auf dem Feld an. „Wir haben vier Hektar mit Himbeeren und ein bisschen schwarzen Johannisbeeren“, so Schmid. Dieses Jahr sei die Ernte aufgrund des milden Winters sehr gut. Es gebe aber immer auch große Schwankungen in den Jahren, je nach Wetter.
Auch Wilhelm Storz kultiviert auf rund vier Hektar das Obst. „Mittlerweile experimentiere ich seit gut 30 Jahren mit Himbeeren herum“, so Storz. Der Anbau der eigentlich in lichten Waldstellen und in Hecken wachsenden Beeren berge nämlich einige Schwierigkeiten, unter anderem muss die Lage stimmen. Himbeeren wollen es windge-
Für die Kinder interessant, wie die Früchte wachsen
schützt, und es darf keine Senke vorhanden sein. Die Früchte seien aber nur ein Zusatz zu den Erdbeeren, um ein breiteres Angebot zu schaffen. Ebenso möge er die Herausforderung, die der Anbau mit sich bringe. Es sei auch etwas Besonderes, da es nicht so viele Himbeeranlagen in der Umgebung gebe.
Der Himbeeranbau ist mit viel Handarbeit verbunden. „Das Gerüst, an dem die Himbeeren festgemacht werden, muss aufgestellt werden. Dann müssen ja auch noch die Ruten festgeklammert werden“, sagt Storz. Und nach der Ernte müssten die Ruten auch wieder ausgeschnitten werden. Für diese Arbeit braucht er über die Saison verteilt im Schnitt 30 Saisonarbeiter.