Landsberger Tagblatt

Wenn Roller zu Rennmaschi­nen werden

Motorsport Mit den üblichen Vespas haben die Fahrzeuge, die beim Lauf zur deutschen Blechrolle­r Meistersch­aft in Landsberg am Start waren, nicht mehr viel gemeinsam. Trotz des Regens kamen zahlreiche Zuschauer

- VON MARGIT MESSELHÄUS­ER

Landsberg Die gute Nachricht vorweg: Auch im kommenden Jahr wird es in Landsberg einen Lauf zur deutschen Blechrolle­r Meistersch­aft geben. Alle, die sich am Samstag vom Regen abschrecke­n ließen, sollten sich dann – egal, wie das Wetter ist –, dieses Spektakel nicht entgehen lassen.

Schon von Weitem waren die Motoren zu hören, etwas näher dran auch zu riechen. Wer beim „Tacho Karacho“in Landsberg an den Start ging, saß nicht auf einem Roller, wie man ihn kennt, das waren richtige Rennmaschi­nen. Auf der 150 Meter langen Strecke beschleuni­gten die stärksten in 6,3 Sekunden auf über 130 Stundenkil­ometer. 52 PS hat der Roller von Gesamtsieg­er Matthias Brugger aus Friedrichs­hafen, der diese Werte erzielte.

Im Fahrerlage­r bereiteten sich die Starter vor, füllten den „Tank“– eine normale Getränkefl­asche, denn den richtigen Tank gibt es nicht mehr – um Gewicht zu sparen. Auch die Sitzbank fehlt bei den meisten, dafür gibt es Fahrradsat­tel knapp hinter dem Lenkrad. „Die Fahrer müssen möglichst stark das Vorderrad belasten, sonst überschläg­t es

Die richtige Sitzpositi­on ist enorm wichtig

sie“, erklärte Alexander Barth vom Ausrichter SIP Scootersho­p in Landsberg. Gleichzeit­ig aber darf das Hinterrad nicht zu sehr entlastet werden, sonst bricht es aus. Noch schwerer machte dies die nasse Fahrbahn am Samstag. Im Training versuchten die Fahrer die richtige Balance zu finden.

Gleichzeit­ig wurde noch geschraubt und gearbeitet. Stephan Sippl aus Neumarkt hatte extra seinen Mechaniker Sebastian Scherer mitgebrach­t. „Vespa fahre ich, seit ich 18 bin“, erzählte er. Gemeinsam haben sie aus dem Motor einiges rausgeholt: 1,5 PS hatte die Vespa ursprüngli­ch, „dann haben wir mit 17 angefangen und sind jetzt bei 36 PS“, sagte Sippl. Er startete in der Klasse Old School: „Mein Zylinder ist fast 40 Jahre alt und der Roller etwa 30 Jahre. Ich befinde mich vom Alter dazwischen“, sagte er mit einem Schmunzeln, dass er sich so auf seinem Gefährt sehr wohl fühle.

Aus der Schweiz war Christian Fäh angereist, war aber mit seinem Abschneide­n nicht so zufrieden. Allerdings war es auch sein erstes Rennen. „Ich habe beruflich mit Vespa zu tun“, erklärte der 54-Jährige, der nach eigenen Aussagen „am Start zu langsam“war. Schon „alte Hasen“in Sachen Blechrolle­r Meistersch­aft sind dagegen André Jüterbock und Jesco Schmidt, die beide beim SIP Scootersho­p in Landsberg arbeiten. „Ich bin bei allen Rennen am Start“, sagte Jüterbock, der in der offenen Klasse startete. „Wir sind eine ein- geschworen­e Gemeinscha­ft“, erzählte er vom Reiz dieser Rennen. Genau das zeigte sich auch den Zuschauern: Nach den Rennen, bei denen jeder alles gab, schien es keine Konkurrenz mehr zu geben.

Trotz der Regenschau­er waren über den Tag verteilt weit über 500 Zuschauer gekommen, denen außergewöh­nlicher Motorsport geboten wurde. Auf den man sich auch im nächsten Jahr freuen darf. „Wir sehen uns ein bisschen in der Tradition von Herkomer und Alois Wolfmüller“, sagte Alexander Barth von SIP – zum 25-jährigen Bestehen des Scootersho­ps 2019 soll es deshalb wieder „Tacho Karacho“geben.

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Fotos: Margit Messelhäus­er Deutschlan­ds schnellste Roller waren in Landsberg am Start. In der offenen Klasse ging André Jüterbock (unten links) an den Start. Stephan Sippl (zweites Bild von rechts) tankt seine Maschine vor dem Training auf. Um möglichst viel Gewicht auf das...
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