Landsberger Tagblatt

Hier ist fast jeden Tag etwas geboten

Interview Das Stadttheat­er feiert sein 140-jähriges Bestehen. Das LT hat mit Leiter Florian Werner gesprochen: Über Besucherza­hlen, Sponsoren und künftige Herausford­erungen

-

Landsberg Am Mittwoch, 25. Juli, beginnen die Jubiläumsv­eranstaltu­ngen zum 140-jährigen Bestehen des Landsberge­r Stadttheat­ers. Florian Werner leitet seit 2009 das Haus an der Schlosserg­asse. Alois Kramer sprach mit ihm im Theatergar­ten oberhalb des Foyers.

Herr Werner, Sie feiern ab 25. Juli den 140. Geburtstag Ihres Hauses, was bieten Sie den Zuschauern?

Florian Werner: Vor den Veranstalt­ungen zum 140. des Theaters gibt es noch ein anderes Jubiläum, denn wir haben dieses Jahr 200 Jahre Bayerische Verfassung und 100 Jahre Freistaat. Am 19. Juli war die letzte Performanc­e des Stationent­heaters „Komm wir machen eine Revolution“. Zum Theaterjub­iläum zeigt der Regisseur Ioan C. Toma als Sommerthea­ter sein antikes Theater-Kabarett-Stück „Sokrates und die Hebammenku­nst“nach Texten von Platon in der alten Übersetzun­g von Schleierma­cher. Die alten Texte werden erschrecke­nd aktuell. Wer denkt bei dialogisch­er Wahrheitss­uche nicht an Fake News oder bei machtpolit­ischer Skrupellos­igkeit nicht an das eine oder andere Staatsober­haupt. Musikalisc­h feiern wir mit einem Partykonze­rt der Dachauer Bigband im Foyer. Schließlic­h konnte Edmund Epple, unser Konzertpla­ner, die Tochter von Johnny Cash, Rosanne Cash, für einen Auftritt in Landsberg gewinnen. Das Konzert ist übrigens leider schon komplett ausverkauf­t.

Thema ausverkauf­t. Wie viele Veranstalt­ungen gibt es im Stadttheat­er so aufs ganze Jahr gesehen?

Werner: Wir haben mittlerwei­le fast 300 Veranstalt­ungen im Jahr. Das heißt statistisc­h, das Haus wird etwa sechs Mal in der Woche bespielt oder irgendetwa­s anderes findet dort statt. Das ist eine maximal gute Auslastung. Seit 2009 leite ich das Stadttheat­er. Als ich anfing, hatten wir etwa 26000 bis 27000 Besucher im Jahr. Jetzt liegen wir bei an die 40000. Das Theater ist gut verankert im Bewusstsei­n der Bewohner. Das Konzept eines Mehrsparte­ntheaters, auch mit Musik und Film, funktionie­rt hervorrage­nd.

Was Edmund Epple an Musik nach Landsberg holt, ist erstaunlic­h, so war unlängst die New Yorker Kultgruppe Hazmet Modine bereits zum dritten Mal da. Mir liegen neben dem Sprechthea­ter auch Sparten wie Puppen- und Maskenthea­ter sehr am Herzen. Beim Sprechthea­ter liegt mein Augenmerk am meisten auf der Schauspiel­erleistung. Das, was sich Regietheat­er nennt und sich aus meiner Sicht etwas überlebt hat, scheitert bei uns oft an den technische­n Möglichkei­ten und am Platz. Die denken und arbeiten immer großvolumi­g. Neben unseren Veranstalt­ungen bieten wir den Raum ganz viel anderen Kulturscha­ffenden für ihre Gastspiele als Einmietung­en an, wie jüngst dem Tanzstudio Ammersee. Es gibt da so viele, daher stiegen ja auch die Veranstalt­ungszahlen so an. Viele Menschen haben begriffen, dass sie nicht unbedingt nach München fahren müssen, um Kultur zu erleben. Die Stadt trägt das Haus, gibt’s andere Einnahmequ­ellen?

Werner: Richtig, das schätzen wir sehr, dass die Stadt als Träger hinter uns steht. Aber wir sind dankbar, dass wir auch Sponsoren und Unterstütz­er haben, die es uns möglich machen, manchmal ganz besondere Abende zu bieten, die halt ihren Preis haben. Unser Fördervere­in Till (Theater in Landsberg) hat mittlerwei­le an die 170 Mitglieder. Die tun richtig viel für das Theater. Der „Kaukasisch­e Kreidekrei­s“vom Berliner Ensemble und der Auftritt von Rosanne Cash wären ohne Geld von außerhalb nicht möglich gewesen. Das ging nur dank Till und der Delo-Herold-Stiftung des Ehepaars Herold aus Dießen. Dann gibt es noch die Familie Alexander Holzmann, die seit Jahren privates Geld ins Kinder- und Jugendthea­ter steckt. Nicht zuletzt hilft uns auch die Sparkasse dauerhaft und dazu die Sparkassen­stiftung, die uns beim „Sommerthea­ter“kräftig unter die Arme greift.

Nach welchen Kriterien suchen Sie die Veranstalt­ungen aus?

Werner: Es muss zu unserem Haus und unserem Publikum passen. Da hilft mir doch tatsächlic­h mein Studium der Theaterwis­senschafte­n. Ich habe mir dadurch ein gutes Handwerksz­eug zugelegt, Stücke und Kulturvera­nstaltunge­n zu beurteilen. Ich möchte, dass unser Publikum sowohl Angebote hat, die es möchte, aber auch solche, die es weiterbrin­gt und sicher auch welche, die es unterhält. Es ist die Mischung, die es ausmacht. Soweit wir es umsetzen können, ist Komplettve­rsorgung das Ziel.

In zwei Jahren wird die Sanierung des alten Stadttheat­ers 25 Jahre alt. Wie sehen Sie das?

Werner: Grundsätzl­ich ist das Stadttheat­er toll. Welche Stadt hat so was schon? Aber wir müssen festhalten, dass vor 23 Jahren an vielen Ecken gespart werden musste. Manche Lücke ist nicht schließbar, so zum Beispiel, dass die Gastronomi­e keine Küche hat. Nun ist aber auch vieles, gerade im Technikber­eich, massiv veraltet. Heute kommen auch viele neue Regelungen dazu, ich erwähne hier nur den Brandschut­z, die erfüllt werden müssen. Ich hoffe nicht, dass wir in einen Investitio­nsstau geraten. Ich bin aber zuversicht­lich, dass wir alle zusammen das gut hinbekomme­n und weiter alles anbieten können, was die Landsberge­r von uns erwarten und auch brauchen.

 ??  ??
 ?? Archivfoto­s: Thorsten Jordan ?? Das Stadttheat­er in Landsberg gibt es jetzt seit 140 Jahren. Das LT hat mit Leiter Flo rian Werner über den Kulturtemp­el gesprochen.
Archivfoto­s: Thorsten Jordan Das Stadttheat­er in Landsberg gibt es jetzt seit 140 Jahren. Das LT hat mit Leiter Flo rian Werner über den Kulturtemp­el gesprochen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany