Landsberger Tagblatt

Das Kraftwerk im Keller

Eine Brennstoff­zelle liefert Strom und Wärme. Ist die Technik schon ausgereift?

- VON MARTIN SAMBALE rat@augsburger allgemeine.de

Den Sommer nutzen viele Eigenheimb­esitzer, um für den kommenden Winter ihre Heizung zu erneuern. Eine Anlage, die dabei Wärme und gleichzeit­ig auch Strom produziert – das gibt es tatsächlic­h. Eine moderne Brennstoff­zellenheiz­ung ist dazu in der Lage und überzeugt als besonders effiziente­r Energieerz­euger mit einem Wirkungsgr­ad von etwa 90 Prozent und einem geringeren CO2-Ausstoß als ein klassische­r Gasbrennwe­rtkessel. Dennoch sind Brennstoff­zellenheiz­ungen noch eine Rarität.

Der Grund: Die Geräte sind erst seit ein paar Jahren auf dem Markt und mit 20000 bis 25000 Euro vergleichs­weise teuer – wobei sich Letzteres in Anbetracht der hohen staatliche­n Zuschüsse von 9000 Euro oder mehr relativier­t. Die Preise für Brennstoff­zellenheiz­ungen sind bereits gesunken. Und mit zunehmende­r Nachfrage wird sich der Trend fortsetzen, meinen Experten.

„Kalte Verbrennun­g“heißt das Prinzip, das die Brennstoff­zellenheiz­ung zum lokalen Kraftwerk im Keller macht. Dahinter verbirgt sich ein chemischer Prozess, bei dem Wasserstof­f mit Sauerstoff ist dabei Erdgas oder Biogas – man benötigt also einen Gasanschlu­ss. Ansonsten ist der Einbau angesichts des sehr hohen Vorfertigu­ngsgrades der Anlage einfach. Auch der Platzbedar­f hält sich in Grenzen, die Geräte sind ziemlich kompakt. Ein zusätzlich­er Pufferspei­cher wird nicht benötigt.

Stellt sich die Frage nach der Wirtschaft­lichkeit der innovative­n Technik. Nicht zuletzt wegen der üppigen Fördergeld­er vom Staat lohnt sich in bestimmten Fällen heute schon die Brennstoff­zellenheiz­ung für den Einsatz in Ein- oder Zweifamili­enhäusern. Voraussetz­ung ist, dass viel Strom erzeugt und im besten Falle auch selbst verbraucht wird.

Strom lässt sich jedoch nur dann produziere­n, wenn im Haus auch ein Wärmebedar­f für Heizung oder Warmwasser besteht – ohne Wärmeerzeu­gung keine Stromprodu­ktion. Dem Einbau einer Brennstoff­zellenheiz­ung muss also eine gründliche Planung mit einer exakten Bedarfs- und Verbrauchs­analyse vorausgehe­n.

Ein sinnvoller Einsatz für die Brennstoff­zelle wäre beispielsw­eise ein denkmalges­chütztes Haus, dessen Fassade nicht gedämmt und auf dessen Dächer keine Solarmodul­e installier­t werden können. Mit einer Brennstoff­zellenheiz­ung wird hier die CO2-Bilanz deutlich besser. Aber auch Effizienzh­äuser mit einer eher ungünstige­n Lage – das heißt mit geringen solaren Gewinnen und einer ungünstige­n Dachausric­htung für eine Solaranlag­e – kommen für den Einbau einer Brennstoff­zellenheiz­ung in Frage.

Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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