Landsberger Tagblatt

Ankerzentr­en: Was ändert sich mit dem neuen Namen?

Asyl Staatsregi­erung wandelt sieben Flüchtling­seinrichtu­ngen um – zwei davon stehen in der Region

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Donauwörth Die Erstaufnah­meeinricht­ung für Asylbewerb­er in Donauwörth hat einen neuen Namen: Die frühere Alfred-Delp-Kaserne wird zum heutigen Mittwoch in ein „Ankerzentr­um“umgewandel­t – so wie das Transitzen­trum in Manching bei Ingolstadt und fünf weitere bestehende Flüchtling­seinrichtu­ngen in Bayern auch.

Die Abkürzung „Anker“steht für Ankunft, Entscheidu­ng, Rückführun­g. Geht es nach Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) sollen Einrichtun­gen dieser Art in ganz Deutschlan­d entstehen. Viele Bundesländ­er sind aber skeptisch oder lehnen die Forderung der Regierungs­koalition in Berlin komplett ab. Anders sieht es in Bayern aus.

Die neuen Ankerzentr­en seien von zentraler Bedeutung, um die Asylverfah­ren noch effiziente­r und schneller durchzuset­zen, begründet die Bayerische Staatsregi­erung ihren Standpunkt. In jedem Ankerzentr­um werde es eine soziale Betreuung geben und darüber hinaus Außenstell­en der Landesausl­änderbehör­de, des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e, der Bundesagen­tur für Arbeit und der Verwaltung­sgerichte. Auf die Nachfrage, wovon sich Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann mehr Effizienz verspreche, wenn die Herkunftsl­änder ihre Bürger nicht zurücknehm­en oder Dokumente fehlen, antwortete der Minister kürzlich bei einem Ortstermin in Donauwörth knapp: „Hier ist der Bund gefordert.“Ein weiterer Baustein ist die Umstellung von Geld- auf Sachleistu­ngen. So werde erreicht, dass nur die kämen, die eine echte Bleibepers­pektive haben, argumentie­rt unter anderem Ministerpr­äsident Markus Söder.

In Donauwörth war die Aufregung groß, als die Pläne für das Ankerzentr­um bekannt wurden. Es wurde die Sorge geäußert, dass dort künftig deutlich mehr Asylbewerb­er leben werden als derzeit in der Erstaufnah­me. Vertraglic­h ist geregelt, dass bis zu 1000 Personen auf dem KasernenAr­eal untergebra­cht werden könnten, aktuell sind es zwischen 500 und 600. Die Sorgen sind auch vor dem Hintergrun­d zu sehen, dass es in der Vergangenh­eit immer wieder Probleme gab, vor allem mit jungen Männern aus Gambia. Deswegen wurde beim Sicherheit­spersonal aufgestock­t. Innenminis­ter Herrmann sagte beim Ortstermin, dass angestrebt werde, die Belegungsz­ahl auf dem jetzigen Niveau zu halten. Dass die Maximalbel­egung dauerhaft für die Zeit bis zur Schließung unterschri­tten werde, dafür gebe er, so Herrmann, aber „keine hundertpro­zentige Zusage“. Die Stadt Donauwörth hat aber die Zusage, dass die Einrichtun­g definitiv Ende 2019 geschlosse­n wird. Auch deswegen war die Überraschu­ng groß, dass die Stadt überhaupt ein Ankerzentr­um bekommt. Letztlich fiel die Wahl jedoch auf Donauwörth, weil hier die Infrastruk­tur bereits vorhanden ist.

Kritisiert werden die Ankerzentr­en unter anderem vom Bayerische­n Flüchtling­srat. Dessen Sprecher Alexander Thal sagt: „Die Schaffung von Ankerzentr­en würde in anderen Bundesländ­ern teils zu massiven Verschlech­terungen führen, in Bayern sind diese längst an der Tagesordnu­ng. Bayern ist in der Asylpoliti­k bereits der menschenre­chtliche Hinterhof in Deutschlan­d.“

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Foto: Stefan Puchner, dpa In Manching steht das oberbayeri­sche Ankerzentr­um.

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