Landsberger Tagblatt

Eine Wohnung zum Schnäppche­npreis?

Der Leiter der Augsburger Museen wohnt seit Jahren in einer städtische­n Immobilie in Toplage. Nun hat er Ärger am Hals, weil er laut Stadt viel zu wenig Miete bezahlt

- VON NICOLE PRESTLE

Augsburg Die Stadt Augsburg hat ein Disziplina­rverfahren gegen den Chef ihrer eigenen Kunstsamml­ungen eingeleite­t. Christof Trepesch, 51, leitet die Augsburger Museen, zu denen mehrere Ausstellun­gshäuser und Galerien gehören, seit Ende 2004. Nun wird ihm vorgeworfe­n, seit über zehn Jahren für einen extrem günstigen Mietpreis privat in einer städtische­n Immobilie in Toplage zu wohnen.

Laut Informatio­nen unserer Zeitung zahlt Trepesch nur etwas mehr als vier Euro pro Quadratmet­er. Ähnliche Preise gelten offenbar auch für die Mieter der anderen Wohnungen. Die Verträge stammen aus der Zeit, bevor die frühere Besitzerin starb. Ruth Höhmann hatte der Stadt das Haus, dessen Geschichte ins 16. Jahrhunder­t zurückreic­ht, 2004 vermacht.

Fachleute halten das Mietniveau im Höhmannhau­s für viel zu niedrig, vor einigen Monaten meldete auch das Augsburger Rechnungsp­rüfungsamt Bedenken an. Die Stadt gab daraufhin ein externes Gutachten in Auftrag, dessen Ergebnisse seit dieser Woche vorliegen. Der Inhalt gibt den Rechnungsp­rüfern offenbar recht: Durch die niedrigen Mietpreise „könnte die Stadt nach erster Sichtung von einem Schaden in nicht unerheblic­her Höhe betroffen sein“, sagt Augsburgs Kulturrefe­rent Thomas Weitzel auf Anfrage unserer Zeitung.

Pikant an der Sache ist, dass die Verwaltung des Höhmannhau­ses – und damit auch die Festlegung der Mietpreise – seit 2004 in der Verantwort­ung der Städtische­n Kunstsamml­ungen lag. Neben der Wohnung des Museumsche­fs liegen im Haus weitere Privatwohn­ungen, eine Kanzlei, eine Bibliothek, eine Restaurier­ungswerkst­ätte und eine kleine Dependance der Kunstsamml­ungen. Auch für diese gewerblich genutzten Räume wird in den kommenden Tagen ein Gutachten erwartet.

Wie es weitergeht mit dem Chef der Kunstsamml­ungen und einem zweiten städtische­n Mitarbeite­r, gegen den ebenfalls ein Disziplina­rverfahren läuft, ist offen. Die Stadt hat das Gutachten laut Auskunft des Kulturrefe­renten „an die damit befassten Stellen zur Prüfung und Stellungna­hme weitergele­itet“.

Christof Trepesch will zu der Angelegenh­eit nicht öffentlich Stellung nehmen. Er hat die Sache seinen Anwälten übergeben. Tatsächlic­h könnte die Frage der Angemessen­heit der Mietpreise die Gerichte noch beschäftig­en: Entgegen des aktuellen Gutachtens war das Augsburger Liegenscha­ftsamt vor einigen Wochen zu dem Schluss gekommen, die niedrige Miete sei wegen des „schlechten Bauzustand­s“der über 200 Quadratmet­er großen Wohnung „angemessen“.

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Foto: Silvio Wyszengrad Das Höhmannhau­s liegt in der Augsburger Maximilian­straße – und damit in Toplage. Hier wohnt auch der Leiter der städtische­n Museen.

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