Eine Wohnung zum Schnäppchenpreis?
Der Leiter der Augsburger Museen wohnt seit Jahren in einer städtischen Immobilie in Toplage. Nun hat er Ärger am Hals, weil er laut Stadt viel zu wenig Miete bezahlt
Augsburg Die Stadt Augsburg hat ein Disziplinarverfahren gegen den Chef ihrer eigenen Kunstsammlungen eingeleitet. Christof Trepesch, 51, leitet die Augsburger Museen, zu denen mehrere Ausstellungshäuser und Galerien gehören, seit Ende 2004. Nun wird ihm vorgeworfen, seit über zehn Jahren für einen extrem günstigen Mietpreis privat in einer städtischen Immobilie in Toplage zu wohnen.
Laut Informationen unserer Zeitung zahlt Trepesch nur etwas mehr als vier Euro pro Quadratmeter. Ähnliche Preise gelten offenbar auch für die Mieter der anderen Wohnungen. Die Verträge stammen aus der Zeit, bevor die frühere Besitzerin starb. Ruth Höhmann hatte der Stadt das Haus, dessen Geschichte ins 16. Jahrhundert zurückreicht, 2004 vermacht.
Fachleute halten das Mietniveau im Höhmannhaus für viel zu niedrig, vor einigen Monaten meldete auch das Augsburger Rechnungsprüfungsamt Bedenken an. Die Stadt gab daraufhin ein externes Gutachten in Auftrag, dessen Ergebnisse seit dieser Woche vorliegen. Der Inhalt gibt den Rechnungsprüfern offenbar recht: Durch die niedrigen Mietpreise „könnte die Stadt nach erster Sichtung von einem Schaden in nicht unerheblicher Höhe betroffen sein“, sagt Augsburgs Kulturreferent Thomas Weitzel auf Anfrage unserer Zeitung.
Pikant an der Sache ist, dass die Verwaltung des Höhmannhauses – und damit auch die Festlegung der Mietpreise – seit 2004 in der Verantwortung der Städtischen Kunstsammlungen lag. Neben der Wohnung des Museumschefs liegen im Haus weitere Privatwohnungen, eine Kanzlei, eine Bibliothek, eine Restaurierungswerkstätte und eine kleine Dependance der Kunstsammlungen. Auch für diese gewerblich genutzten Räume wird in den kommenden Tagen ein Gutachten erwartet.
Wie es weitergeht mit dem Chef der Kunstsammlungen und einem zweiten städtischen Mitarbeiter, gegen den ebenfalls ein Disziplinarverfahren läuft, ist offen. Die Stadt hat das Gutachten laut Auskunft des Kulturreferenten „an die damit befassten Stellen zur Prüfung und Stellungnahme weitergeleitet“.
Christof Trepesch will zu der Angelegenheit nicht öffentlich Stellung nehmen. Er hat die Sache seinen Anwälten übergeben. Tatsächlich könnte die Frage der Angemessenheit der Mietpreise die Gerichte noch beschäftigen: Entgegen des aktuellen Gutachtens war das Augsburger Liegenschaftsamt vor einigen Wochen zu dem Schluss gekommen, die niedrige Miete sei wegen des „schlechten Bauzustands“der über 200 Quadratmeter großen Wohnung „angemessen“.