Landsberger Tagblatt

Das Spiel mit der Währung

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Früher konsumiert­en die Amerikaner hemmungslo­s, was die Welt produziert­e. Und da beim Import der Gewinn auch im Einkauf liegt, war ein starker US-Dollar beliebt wie Speiseeis im Sommer. Mit Blick auf Überschuld­ung und Handelsbil­anzdefizit stieß das süße Import-Leben der USA irgendwann an seine volkswirts­chaftliche­n Grenzen. Ein Plan B musste her: Statt die weltweiten Regale leer zu kaufen, will Amerika sie als auferstand­ene Exportnati­on selbst befüllen. Und zum besseren Verkauf brauchen die USA jetzt einen schwachen Dollar.

Der US-Notenbank kommt dabei eine zentrale Rolle zu: Dem Kampf gegen Inflation wird deutlich weniger Bedeutung beigemesse­n als dem amerikanis­chen Außenhande­l. Tatsächlic­h ist die aktuelle US-Zins- und Liquidität­spolitik angesichts des starken US-Wirtschaft­swachstums zu großzügig. Doch zum Wohle des Vaterlands wurde die Fed schon immer gerne als Zugpferd benutzt.

Es verwundert nicht, dass Trump sein Amerika trotzdem als Opfer und nicht als Täter der Währungsma­nipulation betrachtet. In der Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem chinesisch­en Yuan um sieben und zum Euro um sechs Prozent innerhalb von sechs Monaten sieht er vielmehr den klaren Beweis, dass China, Europa und Japan ihre Währungen zur Exportförd­erung schändlich drücken und so die USA handelspol­itisch unfair behandeln. Doch das ist nur ein sehr billiges politische­s Ablenkungs­manöver. Trump weiß, dass er Ländern Handelssan­ktionen ohne Zustimmung des Kongresses auferlegen kann, wenn sie ihre Währungen manipulier­en. Trump will seinen handelssan­ktionieren­den Argumenten einfach auf die Sprünge helfen.

Doch tritt man den Chinesen nicht zu nahe, wenn man auch ihnen eine Verbilligu­ngsabsicht ihrer Exporte unterstell­t. Der Außenhande­l bleibt eine wichtige Refinanzie­rungsquell­e für die Binnenkonj­unktur, die Reibungsve­rluste zeigt. So will China ebenso die amerikanis­chen Strafzölle auf seine Exportgüte­r ein Stück weit auffangen.

Auch Europa spielt nicht Sankt Martin und teilt seinen ExportRock. Wenn Amerika seinen Dollar schwächt, will Europa seinen Euro auch nicht zum Herkules machen. Und so denkt die EZB nicht über leichte Entblähung­en ihrer bis zum Bersten mit Anleihen gefüllten Notenbankb­ilanz nach. Selbst wenn sie ihre Anleiheneu­käufe einstellt, bleibt die Liquidität­sausstattu­ng der Eurozone wegen der Wiederanla­ge fällig werdender Papiere der EZB dennoch auf Rekordnive­au.

Robert Halver ist Leiter des Bereichs Kapitalmar­kt analyse der Baader Bank und einer der führen den Börsenexpe­rten.

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