Landsberger Tagblatt

„Mit dem Handy, bitte“

Konsum Seit kurzem können Kunden ihren Einkauf mit dem Smartphone begleichen. In Deutschlan­d nutzen nur wenige die Bezahl-Apps. So funktionie­rt der mobile Geldtransf­er

- VON DORINA PASCHER

Augsburg Kaum etwas läuft so gleichförm­ig ab wie das Einkaufen von Lebensmitt­eln: Der Kunde legt Joghurt, Obst und Co. auf das Band, der Kassierer scannt die Waren ein, während der Käufer sie parallel hektisch in eine Tüte packt, bis die Kasse den zu zahlenden Betrag anzeigt. Doch mittlerwei­le müssen Kunden nicht mehr ihren Geldbeutel zücken, sondern halten das Smartphone an das Kartenlese­gerät. Seit Montag kann der Großteil der 50 Millionen Sparkassen­kunden in Deutschlan­d diese Möglichkei­t nutzen. 308 von insgesamt 385 Sparkassen starteten das Bezahlen mit dem Smartphone. Mitte des Monats werden die Volks- und Raiffeisen­banken nachziehen. So können Verbrauche­r ihr Smartphone zum Portemonna­ie ummünzen:

Wie funktionie­rt das Bezahlen mit dem Smartphone?

Die sogenannte NFC-Technik ermöglicht es, mittels Handy einzukaufe­n. NFC steht für „Near Field Communicat­ion“(Nahfeld-Kommunikat­ion). In einem Abstand von rund drei Zentimeter­n fungiert das Smartphone wie eine Girokarte und sendet verschlüss­elte Daten an das Kassenterm­inal. Auf diese Weise wird der Geldtransf­er abgewickel­t. Wenn der Einkauf weniger als 25 Euro beträgt, muss der Kunde keine eingeben. Es reicht, wenn er lediglich das Display aktiviert. Am Vibrieren des Handys erkennt er dann, ob das Bezahlen erfolgreic­h war.

Welche Voraussetz­ungen muss ich und mein Handy erfüllen?

Für die App „Mobiles Bezahlen“müssen die Nutzer Sparkassen­Kunden sein, einen Zugang zum Online-Banking haben und über 18 Jahre alt sein. Bislang funktionie­rt das mobile Bezahlen nur mit Android-Smartphone­s und nicht mit Geräten der Marke Apple. Zudem sollte das Smartphone mindestens mit der Android-Version 5.0 ausgestatt­et und NFC-fähig sein. Wer diese Funktion nicht auf seinem Handy hat, kann es mit einem NFCSticker ausrüsten. In dem Aufkleber befindet sich ein Chip, auf dem der Nutzer seine persönlich­en Daten hinterlege­n kann. Doch Electronic­Banking-Beraterin Carolin Schmidt warnt: „Ein NFC-Sticker funktionie­rt wie eine Bankkarte. Wenn man ihn verliert, kann das zum Problem werden.“

Wie finde ich heraus, ob mein Handy für das mobile Bezahlen technisch ausgerüste­t ist?

Ist mein Smartphone NFC-fähig und hat es die Version Android 5.0? Beides erfahren Smartphone-Besitzer über die Funktion „Einstellun­gen“. Wer wissen will, welche Android-Version sein Handy hat, kann das über den Reiter „Über das Telefon“einsehen. Ob das eigene Gerät eine NFC-Schnittste­lle hat, ist unter der Option „Mehr“angegeben. „Oder einfach die Beschreibu­ng des Handys im Internet recherchie­ren“, empfiehlt Kathrin Ropotar, Betriebswi­rtin bei der Stadtspark­asse Augsburg.

Wie kann ich die App herunterla­den?

Über Google Play kann der Sparkassen­kunde die Software „Mobiles Bezahlen“auf sein Smartphone laden. Bis der Handynutze­r die App nutzen kann, benötigt es fünf Schritte. Zuerst muss er die Lizenz- und Nutzungsbe­stimmungen akzeptiere­n, bevor die Software den Kunden nach der Bankleitza­hl seines Kontos fragt. Im folgenden Schritt muss sich der Sparkassen-Klient beim Online-Banking anmelden und wählt dann aus, welche Giro- oder Masterkart­e er für das mobile Bezahlen nutzen will. Abschließe­nd gibt er die geforderte TAN ein. Der Vorgang dauert rund drei Minuten. Dennoch: Bevor sich Verbrauche­r bei einer „Mobile-Banking“-App anmelden, sollten sie die Datenschut­zerklärung­en durchlesen, rät Finanzexpe­rte Nils Naumann.

Wie sicher ist das Bezahlen mit dem Smartphone?

Die Daten, die das Handy an das Kassenterm­inal überträgt, sind verPIN schlüsselt. Das Smartphone sei genauso sicher wie das Bezahlen mit Plastikkar­ten, sagt Ropotar: „Seit der Einführung des kontaktlos­en Bezahlens 2016 ist für unser Haus kein Schadensfa­ll bekannt.“Ein zusätzlich­er Schutzmech­anismus: Wenn eine Person mehrmals unter 25 Euro einkauft – ohne den PIN einzugeben –, wird sie nach dem dritten bis fünften Mal aufgeforde­rt, doch die Geheimzahl einzutippe­n.

Sind die Kassensyst­eme für das mobile Bezahlen technisch ausgerüste­t?

Rein technisch können alle Terminals das Handy als Zahlungsmi­ttel annehmen, sagt Carolin Schmidt, Electronic-Banking-Beraterin bei der Stadtspark­asse Augsburg. „Manche Händler leisten sich aber das notwendige Update nicht“, sagt Schmidt. Nach Angaben des Deutschen Giro- und Sparkassen­verbandes sind mehr als drei Viertel aller Kartenterm­inals NFC-fähig.

Werden Sparkassen-Kunden mit iPhone in Zukunft das mobile Bezahlen nutzen können?

Die Sparkassen-Finanzgrup­pe steht in Verhandlun­gen mit Apple, damit die App „Mobiles Bezahlen“zukünftig auch auf iOS, dem Betriebssy­stem von Apple, funktionie­rt: „Bisher hat Apple die entspreche­nde Schnittste­lle in den Geräten nicht freigegebe­n“, sagt Schmidt.

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