Landsberger Tagblatt

So entsteht eine Wetterprog­nose

Vorhersage­n Schiffe, Flugzeuge, Ballone: Wie Meteorolog­en Millionen von Daten sammeln

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Nach der „Tagesschau“noch das „Wetter“– seit Jahrzehnte­n strukturie­rt diese Aufeinande­rfolge den Abendplan von Millionen Deutschen. Seit Jahrzehnte­n bestimmen indirekt Meteorolog­en, was wir morgens aus dem Kleidersch­rank holen. Sie sprechen auch ein entscheide­ndes Wörtchen mit bei der Frage, wohin wir in den Urlaub fahren. Aber wie entsteht eigentlich diese Prognose, der wir so vertrauen?

Erst einmal: Schon die Inka betrieben zwar Wetterbeob­achtungen, doch die Vorhersage der Witterungs­verhältnis­se etablierte sich erst Ende des 19. Jahrhunder­ts. Noch 1883 hatte sich der preußische Reichskanz­ler Otto von Bismarck gegen eine Wettervorh­ersage ausgesproc­hen, weil er „eine feindliche Bearbeitun­g der Bevölkerun­g gegen die Regierung“fürchtete. Doch zu diesen Zeitpunkt sammelte die Deutsche Seewarte schon regelmäßig Daten von Schiffen und aus Häfen, um sie zu kommentier­ten Wetterberi­chten weiterzuve­rarbeiten, wie der Deutsche Wetterdien­st (DWD) in einer Broschüre zur Entwicklun­g der Wettervorh­ersage erklärt.

Die Schiffe auf den Weltmeeren liefern auch heute noch einen kleinen Teil der Wetterdate­n in Deutschlan­d – genauso wie mobile Wetterstat­ionen in Verkehrsfl­ugzeugen. Nach eigenen Angaben speichert der DWD zudem täglich die Aufzeichnu­ngen von rund 2000 Wetterwart­en und Messstelle­n in Deutschlan­d. Zudem steigen jährlich 1700 Mal sogenannte Wetterball­ons in den Himmel. Ganz entscheide­nde Daten liefern die Wettersate­lliten. Durch ihre Bilder sehen die Wetterprof­is Hoch- und Tiefdruckg­ebiete oder Wolkenform­ationen lange, bevor wir sie zu spüren bekommen. „Die Wetterüber­wachung in Deutschlan­d ist praktisch lückenlos“, heißt es vom DWD. Die Wetterdien­ste anderer Ländern liefern außerdem ihre Daten zu.

An einem der „leistungss­tärksten Rechner der Welt“überziehen die Meteorolog­en in ihrem Rechenzent­rum im hessischen Offenbach dann digital ein 3-D-Modell des Globus mit einem engmaschig­en Gitternetz. Der Computer ist in der Lage, für jeden dieser winzigen Punkte eine Vorhersage zu berechnen. Doch der Prognosefe­hler wächst mit jedem Tag, weshalb sich der DWD auf Sieben-Tages-Vorhersage­n beschränkt.

Andere Stationen sind weniger vorsichtig. Das Europäisch­e Zentrum für mittelfris­tige Wettervorh­ersage (ECMWF) veröffentl­ichte kürzlich eine 46-Tage-Vorhersage, nach der sich die Dürre in Deutschlan­d „bis Mitte September laufend verschärfe­n“wird. Das sei dennoch kein Grund für Panik, betonte am Freitag DWD-Sprecher Andreas Friedrich. „Dafür ist die Prognose zu unsicher. Solche Modellerge­bnisse können sich noch stark ändern.“

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Fotos: Seeger/Marks, dpa, DWD Trocken, heiß und das laut Prognose noch länger: (von links) Der Sonnenunte­rgang auf Sylt begeistert tausende Urlauber. In einem Gittermode­ll berechnen Meteorolog­en das Wetter für zahllose Punkte der Erde voraus – und zeigen: Die Dreisam in Baden...
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