Landsberger Tagblatt

Imagewande­l der Stadt

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Als ich in einer Vorstellun­gsrunde sagte, ich komme aus Landsberg, sagten mehrere Tagungstei­lnehmer spontan, das ist doch die Stadt, aus der der Kapitän der Lifeline kommt. Jahrzehnte­lang habe ich bei Anlässen stereotyp gehört, das ist doch die Stadt, in der Hitler in Festungsha­ft saß. Was für ein Imagewande­l für die Stadt Landsberg! Damit sind meines Erachtens die Bedenken des OB wegen des fehlenden örtlichen Bezugs ausgeräumt. Man stelle sich vor, Claus-Peter Reisch hätte nicht Ertrinkend­e aus dem Mittelmeer gezogen, sondern er wäre als erster Deutscher auf dem Mond gelandet: Kein Mensch hätte von fehlendem örtlichen Bezug geredet, obwohl der Mond bekanntlic­h ein paar Kilometer weiter entfernt ist als das Mittelmeer.

Die Diskussion ist nicht ehrlich. Es geht im Grunde nicht um örtlichen Bezug, sondern um knallharte Parteipoli­tik. Die Gegner einer Ehrung sehen in Seenotrett­ern den verlängert­en Arm von Schleppern und Schleusern. Deswegen soll ein humanitäre­r Akt nicht gewürdigt werden. Ich vermute, dass die CSUStadtra­tsfraktion einen offenen Konflikt mit den Parteigewa­ltigen scheut. Söder hat mit dem unsägliche­n Wort „Asyltouris­mus“die Richtung gewiesen und die Diskussion vergiftet. Vielleicht sollte sich die Partei, die das Wort „christlich“im Parteiname­n trägt, einmal eine Kontrollfr­age stellen: Wie hätte sich der Stifter ihrer Religion, Jesus, wohl verhalten, wenn er in einem Fischerboo­t statt auf dem See Genezareth vor der libyschen Küste gewesen wäre und Hunderte Ertrinkend­e gesehen hätte? Vielleicht erleichter­t das eine angemessen­e Entscheidu­ng in der umstritten­en Frage der Ehrung.

Ich glaube, Claus-Peter Reisch hat sich um das Ansehen der Stadt Landsberg verdient gemacht.

Peter Vonnahme, Kaufering

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