Die Frage der Woche Billige Sonnenbrillen tragen?
Dieser Tage kam „mit sommerlichen Grüßen“Werbepost von meinem Augenoptiker. „Wie wäre es mit einem Sommerschnäppchen für Ihre Augen?“Tja, wie wäre es?
Doch um preisreduzierte Marken-Sonnenbrillen von Porsche, Rodenstock oder Valentino geht’s an dieser Stelle ja wohl kaum. Das Bekenntnis, das hier erwartet wird, ist dieses: Der trägt also Sonnenbrillen von
Aldi oder vom DrogeriemarktStraßenständer. Preisspanne
3,99 bis 14,99. Ja, trägt er. Auch.
Ich habe schon viele Sonnenbrillen aller Preisklassen verlegt, verschrammt, verloren, aber gleichwohl noch einige übrig und in Gebrauch. Die gute, teure (die nicht mal ein OptikerSommerschnäppchen für meine Augen war) im gefütterten Etui kommt hin und wieder zum Einsatz. Aber eben auch Sonnenbrillen, denen man ansieht, dass sie unter traurigen Umständen in China gemacht und mit 999 000 weiteren im Schiffscontainer hier angelandet sind. Manchmal kleben auf den Billigbrillen auch so UV-Siegel – ich schaue mir das nicht an, verstehe nichts davon. Fahrlässig, klar. Aber am Strand kaufst du eben lieber schnell für ein paar Münzen ein missratenes Ray-Ban-Fake-Teil von der Decke, bevor du fünf Stunden blinzeln musst. Und im Auto greift man einfach ins Seitenfach und zieht eine Sonnenbrille hervor, wenn die Sonne blöd steht. Praktisch. Gelegentlich bin ich schon erschrocken, wenn mein Blick nach dem Einsatz auf eine grellgelb glänzende Kinderschaufelplastik-Fassung fiel. Bin ich dafür nicht zu alt? Erstaunlich, dass man praktisch nie auf seine peinlichen Billigsonnenbrillen angesprochen wird. Immerhin: Jenes irre Modell vom Flohmarkt für auch bloß drei Euro hat durchaus schon den einen oder bewundernden Seitenblick angezogen.
Huhu, hier spricht die Vernunft! Und die ist gerade nicht für Geschmacksfragen zuständig. Soll also jeder und jede tragen, was ihm und ihr gefällt, mögen die sommerlich sonnendurchfluteten Straßen allerorten bevölkert sein von Fliegen und Piloten, John Lennons und Janis Joplins, Blues Brothers und Men In Black. Von Regenbogen-Psychedelik bis mafiös blickdicht, Plastik, Horn oder Stahl – total egal!
Wo die Vernunft aber mit ihrem Gewissenswispern anhebt, da ist ein Sprichwort nicht weit. Wer um etwas ganz besonders Sorge trägt, der hütet es ja nicht zufällig wie seinen Augapfel. Der nämlich ist von all unseren Sinnesorganen das sensibelste. Wer alle seine Sinne beisammen hat, der wird also kaum auf die Idee kommen, sein eigenes Augenlicht wie einen Feind heimtückisch hinters Licht zu führen. Die Fiesheit ginge so: Man täuscht eine behagliche, geschützte Lage vor, auf dass sich das Täuschungsziel sicher fühlt, sich entspannt, öffnet – und genau dadurch wird das Opfer geschädigt. Wobei, und das ist das Blödeste daran: Der Täter hat hier selbst nicht mal einen richtigen Gewinn, sondern erleidet selbst den Schaden. Da wird das Wispern der Vernunft doch langsam zum deutlich gesprochenen Klartext werden müssen.
Also. Wer eine Sonnenbrille aufsetzt, signalisiert den Augen, sie seien vor der Sonne geschützt. Je dunkler die Gläser, desto mehr. Die Augen reagieren nicht mehr selbst schützend auf die Helligkeit; weshalb die schädigende UV-Strahlung freie Bahn hat; wenn die Brille keinen oder sehr wenig UV-Filter; und das hat sie bloß, weil sie dann billig in der Produktion und günstig im Verkauf sein kann. Huhu! Fies zu den eigenen Augen sein wegen ein paar Euros? Blendet da nicht was? Wird’s da nicht zappenduster? Das muss doch ins Auge stechen!