Vier Jahre Krieg – und dann ein Zusammenbruch
Der Erste Weltkrieg
Noch am 1. August 1918 hält Wilhelm II. eine Art Festrede. Es ist der vierte Jahrestag des Kriegsbeginns und gegen „defätistische Tendenzen“im eigenen Lager, die einen Sieg nicht mehr für möglich und einen Friedensschluss für überfällig halten, spricht der Kaiser salbungsvoll: „Dankbar die Hand verehrend, die gnädig über Deutschland waltet, dürfen wir stolz bekennen, daß wir nicht unwert der gewaltigen Aufgabe befunden wurden, vor die uns die Vorsehung gestellt hat… Was auch kommen mag, wir wissen, daß das Härteste hinter uns liegt.“Vor Deutschland liegt da aber der 8. August.
Es ist der Tag, an dem die Westfront zusammenbricht, der endgültige Wendepunkt zugunsten der Alliierten, die Deutschen nur noch fliehen können. Innerhalb eines vierstündigen Sturmangriffs gelingt es britischen und französischen Truppen (unterstützt von Amerikanern und Kanadiern) einen Keil tief in die deutsche Linie zwischen Albert und Montdidier zu treiben. Generalfeldmarschall Ludendorff erinnerte sich später: „…Ich gewann bereits in den Vormittagsstunden des 8. August ein vollständiges Bild der Lage. Es war sehr trübe… Ich hörte von Taten glänzender Tapferkeit, aber auch von Handlungen, die ich, ich muß es offen aussprechen, in der deutschen Armee für nicht möglich gehalten habe: wie sich unsere Mannschaften einzelnen Reitern, geschlossene Abteilungen Tanks ergaben! Einer frisch und tapfer angreifenden Division wurde von zurückgehenden Truppen ‚Streikbrecher‘ und ‚Kriegsverlängerer‘ zugerufen … Das Kriegführen nahm den Charakter eines Hazardspiels an… Der Krieg war zu beendigen.“
Als sich die Oberste Heeresleitung am 14. August mit der österreichischen Führungsspitze zu einem Krisengespräch trifft, gesteht die deutsche Seite zum ersten Mal gegenüber dem Bündnispartner ein, man sei „am Ende der Leistungsfähigkeit“. Doch im gleichen Zug heißt es, die Reichsführung halte an ihren Kriegszielen fest.