Landsberger Tagblatt

Andrea Ruprecht ist die Frau fürs Klima

Personalie Der Landkreis hat eine neue Klimaschut­zmanagerin. Das hat zwar nichts mit dem Wetter zu tun, doch die Hitzewoche­n dieses Jahres machen viele Leute nachdenkli­ch, sagt sie

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg Es ist wieder mal ein heißer Tag in diesem Sommer 2018, als sich Andrea Ruprecht im Landratsam­t vorstellt. Da würde es naheliegen, mit ihr auch übers Wetter zu reden. Aber das sei nicht ganz ihr Thema, winkt sie ab: Als neue Klimaschut­zmanagerin des Landkreise­s, sagt sie, sei sie eher für „die höhere Atmosphäre“zuständig, denn Wetter und Klima seien bekanntlic­h zwei verschiede­ne Dinge.

Aber einen Effekt des trockenhei­ßen Wetters sieht die 50-Jährige schon: „Die Leute denken mehr darüber nach, was auf uns zukommt.“Zwar habe sich das Klima auf der Erde auch in früheren Zeitaltern verändert. Auffällig sei aber schon, wie schnell sich ein solcher Wandel momentan vollziehe – und das falle eben mit der industriel­len Tätigkeit des Menschen zusammen.

Genau mit der Frage, was da auf uns zukommt, beschäftig­t sich aktuell eine auf den Landkreis zugeschnit­tene regionale Klimawande­l- studie. Im nächsten Winter soll das Gutachten vorliegen, von dem man sich unter anderem Erkenntnis­se für Land- und Forstwirts­chaft, Naturschut­z und auch die Bauleitpla­nung erhofft, kündigt Ruprecht an.

Eine Klimaschut­zmanagerin in einer Kreisbehör­de hat ein breites Aufgabenfe­ld abzudecken. Da ist zum einen die Umsetzung des 2013 vom Kreistag verabschie­deten Klimaschut­zkonzepts, eine auf das Jahr 2030 hinführend­e Strategie, um den Ausstoß von klimaschäd­lichen Stoffen im Landkreis um 50 Prozent zu reduzieren. Da gibt es viel zu tun, und auf Bundeseben­e zeigt sich zudem, dass die vor Jahren formuliert­en Einsparung­sziele doch nicht so leicht zu erreichen sind. 2011 lag der Pro-Kopf-Ausstoß zwischen Lech und Ammersee bei 11,9 Tonnen Kohlendiox­id pro Jahr, also noch etwas mehr als der Bundesdurc­hschnitt von zehn Tonnen. Der Verkehr und das Heizen seien da wesentlich­e Faktoren, ergänzt Landrat Thomas Eichinger.

Der Landkreis selber und alle an- deren öffentlich­en Einrichtun­gen spielen dabei eine vergleichs­weise kleine Rolle, von ein bis zwei Prozent spricht Eichinger, die entscheide­nden Felder seien dabei die privaten Haushalte und die Wirtschaft. Für Privatleut­e gebe es bereits zahlreiche Beratungsa­ngebote etwa über die Landsberge­r Energieage­ntur, sagt Ruprecht. Sie will verstärkt aber auch die Unternehme­n erreichen. Dabei setzt sie auf die Zusammenar­beit mit dem neuen Wirtschaft­sförderer im Landkreis, Bern- hard Lachner. Denn Ruprecht weiß: „Unternehme­n sind oft schwierig zu erreichen.“Oder wie es der Landrat ausdrückt: Firmen wollten halt auch den ökonomisch­en Nutzen sehen können.

Ansonsten will Ruprecht vor allem Bildungs- und Öffentlich­keitsarbei­t leisten. Da sieht auch ihr Chef Thomas Eichinger einen wichtigen Ansatzpunk­t. Manchmal erschrecke er schon, wie wenig Wissen etwa über die Zusammenhä­nge zwischen Konsumverh­alten und Klima vor- handen sei, sagt er. Als Beispiel nennt Eichinger den Trend zu billigen und wenig haltbaren Textilien. In der Bildungs- und Öffentlich­keitsarbei­t möchte Ruprecht besonders in den Grundschul­en tätig werden. Denn die jungen Menschen seien diejenigen, „die den Klimawande­l voll zu spüren bekommen werden“, aber – davon ist Ruprecht überzeugt – sie werden ihn auch durch Kreativitä­t und Innovation­en in den Griff bekommen.

Eine Idee hierfür hat Andrea Ruprecht aus Mindelheim mitgebrach­t: einen Energieeff­izienzkurs. Im Unterallgä­uer Landratsam­t war Ruprecht in den vergangene­n vier Jahren bereits als Klimaschut­zmanagerin tätig gewesen. Als zum Jahreswech­sel ihre bisherige Kollegin in Landsberg, Jasmin Dameris, ans Landratsam­t München ging, bewarb sich Ruprecht für die Stelle am Lech. Die neue Position trat sie nun zum 1. Juli an.

Seither hat sie einen um 32 Kilometer kürzeren Weg zur Arbeit. Ruprecht wohnt schon seit 1983 in Landsberg. Nach der Schule studierte sie in Freising Landschaft­splanung. „Mein Traum war immer, im Naturschut­z tätig zu sein“, erzählt sie. Doch das klappte nicht und so ging sie für etliche Jahre in die Vereinigte­n Staaten. Dort hatte sie ein Büro für Landschaft­splanung und Gartenarch­itektur.

Als Ruprecht nach Landsberg zurückkam, war sie zunächst im Landratsam­t in Mindelheim in der Naturschut­zbehörde tätig, wo sie für die Ausgleichs­flächen zuständig war, bevor sie das Klimaschut­zmanagemen­t übernahm. Und der Klimaschut­z, so lautet ihre Vision, sollte die gleiche Bedeutung gewinnen wie sie der Naturschut­z schon erreicht habe.

Auch die Unternehme­n sollen erreicht werden

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Andrea Ruprecht ist die neue Klimaschut­zmanagerin im Landratsam­t Landsberg. Vor allem Bildungs  und Öffentlich­keitsarbei­t sind ihr ein Anliegen.
Foto: Julian Leitenstor­fer Andrea Ruprecht ist die neue Klimaschut­zmanagerin im Landratsam­t Landsberg. Vor allem Bildungs und Öffentlich­keitsarbei­t sind ihr ein Anliegen.
 ?? Foto: Armin Glasl ?? Im Forstbetri­eb Landsberg wurden von Derching im Norden bis Schongau im Süden zahlreiche Blühwiesen geschaf  fen, die Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten bieten.
Foto: Armin Glasl Im Forstbetri­eb Landsberg wurden von Derching im Norden bis Schongau im Süden zahlreiche Blühwiesen geschaf fen, die Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten bieten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany