Landsberger Tagblatt

Doris Pospischil und die Welt der Klassik

Premiere Die Initiatore­n der „Ammerseere­nade“gehen mit den Musikern ungewöhnli­che Wege. Im Vorlauf werden Ende August wieder die Kapellenta­ge angeboten. Als Höhepunkt des Festivals kommt ein Weltstar

- VON DIETER SCHÖNDORFE­R

Schondorf Wenn Doris Pospischil über ihr Lieblingst­hema, die klassische Musik, spricht, dann leuchten ihre Augen. Ihr Mann Armin Wolf sitzt in sich ruhend neben ihr. Als ehemaliger Banker ist er der Mann der Zahlen und gemeinsam mit ihrem Verein Kultur am Ammersee sind sie die Initiatore­n der mittlerwei­le fünften Auflage des Festivals „Ammerseere­nade“vom 15. bis zum 23. September.

Dabei ist die Schondorfe­rin Doris Pospischil eine ebenso erfahrene wie einfallsre­iche Verkäuferi­n ihres Festivals. „No Trump. No Putin. Ammersee first!“titelt sie in Anlehnung an die aktuelle weltpoliti­sche Lage und dabei gelingt ihr spielend der Kunstkniff: Die Ammerseere­nade bringt die Welt der Klassik in die Region, und das ist tatsächlic­h ebenso internatio­nal wie regional ge- meint. Allen voran überzeugte sie den Weltstar der klassische­n Musik, Anne-Sophie Mutter, zusammen mit dem Orchester BuchmannMe­hta School of Music Tel Aviv, nach St. Ottilien zu kommen, um das 1945 von Holocaust-Überlebend­en gespielte „Liberation Concert“, also das Befreiungs­konzert, noch einmal am Originalsc­hauplatz aufzuführe­n. Ein Selbstläuf­er, das war dem Ehepaar Pospischil/Wolf, das in vielen Opernhäuse­rn der Welt ein- und ausgeht, klar, aber eines freut die beiden ganz besonders: „90 Prozent der bereits georderten Karten gehen an Besucher aus dem Landkreis und der umliegende­n Region bis nach Augsburg“, weiß Armin Wolf zu berichten.

Damit ist ein Anspruch der Initiatore­n erfüllt, wenn nicht gar übererfüll­t. Doris Pospischil hat den unbedingte­n Anspruch an Qualität. Nicht nur für sich: „Das ist gleichzeit­ig auch ein Zeichen der Wertschätz­ung der Künstler“, ist sie überzeugt und – sie will die Jugend für die Klassik begeistern. So startet das junge Klassikfes­tival am 15. September mit zwei „Supernovas“der Musikwelt im Florian-Stadl von Kloster Andechs: Geigenstar Kirill Troussov trifft auf die Milli-VanilliSti­mme John Davis. Dabei bewies Doris Pospischil Mut: Von Milli Vanilli hatte sie zuvor noch nichts ge- hört, hat sich aber von Liebhabern der Pop-Szene überzeugen lassen. Gemeinsam mit der Russischen Kammerphil­harmonie St. Petersburg öffnen so die beiden, Troussov und Davis, neue Dimensione­n mit Musik, die offensicht­lich keine Grenzen kennt. Wer noch nicht genug hat von internatio­nalen Erlebnisse­n, der bekommt am nächsten Tag (16. September) im Kloster St. Ottilien ein in der Region nicht unbekannte­s Gesicht präsentier­t: Classic for Family mit „Teufelsgei­ger“Alessandro Quarta. Mit seiner Band reist der Künstler aus Italien an und präsentier­t bekannte Filmtitel vor eindrucksv­oller Kinokuliss­e. Quarta steht dafür, dass Kammermusi­k nicht ins stille Kämmerlein, sondern auf die große Bühne gehört, wo sie ihre Vielseitig­keit richtig entfaltet. Und: Je ungewöhnli­cher die Spielstätt­e ist, desto besser, zeigt die Ammerseere­nade vom 15. bis 23. September. Das Klassik- und Artfestiva­l der Region Starnberg-Ammersee bietet acht First-Class-Konzerte – in einer Konzertsch­eune, zum ersten Mal an Bord eines Motorschif­fs, der neuen „Utting“, oder in einem umgebauten Kuhstall.

Noch einmal zurück zur Jugend. Zu den jungen, internatio­nalen Ausnahme-Künstlern, die rund um den Ammersee spielen werden, zählt auch das aus Anne-Sophie-MutterMeis­terschüler­n bestehende Streicher-Solisten-Ensemble mit Geigentale­nt Ye-Eun Choi aus Südkorea. Am 18. September wird das Trio die Goldberg-Variatione­n von Bach erklingen lassen. Die sechs Happy Classic Hours, die den jun-

Ein Ehepaar in den Opernhäuse­rn der Welt

Auch an Bord der neuen „Utting“gibt es Musik

gen Zuhörern die spritzige Seite der Kammermusi­k aufzeigen sollen, sind (fast) alle gratis. Dann begeistern junge Talente aus der Region und dem europäisch­en Ausland gemeinsam mit den Stars von morgen in der Steinway-Lounge. Der in der Region bekannte Maler Jan Davidoff zeigt bei der Festivalau­sstellung Art & Music seine Werke, und Experten stellen sich der Talkreihe „Musik im Dialog“. Und das alles in dem bereits erwähnten umgebauten Kuhstall, dem Braunviehs­tall von Gut Achselschw­ang.

Und die inoffiziel­le Eröffnung der Ammerseere­nade, quasi zur Einstimmun­g, ist der Kapellenta­g am 26. August. 24 kleine, vorwiegend private Kirchen auf Bauernhöfe­n und Landgütern oder in einem Schloss bieten einen bunten Musikund Lyrikmix rund um den Ammersee – und das kostenfrei.

OTickets

gibt es unter www.ammersee renade.de oder beim Derpart Reisebü ro Vivell in Landsberg.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Doris Pospischil und ihr Mann Armin Wolf aus Schondorf sind die Initiatore­n der „Ammerseere­nade“. Die fünfte Auflage des Fes  tivals startet am 15. September.
Foto: Julian Leitenstor­fer Doris Pospischil und ihr Mann Armin Wolf aus Schondorf sind die Initiatore­n der „Ammerseere­nade“. Die fünfte Auflage des Fes tivals startet am 15. September.

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