Landsberger Tagblatt

Vom Wert des Fleisches

Seminar Bei den Fleischsom­meliers Karmen Walcher, Matthias Endraß und Michael Moser lernt man alles über die Zubereitun­g. Und auch viel darüber, welches Fleisch auf den Rost soll. Die drei sind im deutschen WBC-Nationalte­am

- VON ALEXANDRA LUTZENBERG­ER

Ums Grillen und um die dafür wichtigste Zutat, das Fleisch, ist es kürzlich bei einem Seminar einer Landsberge­r Metzgerei gegangen.

Landsberg Es ist endlich mal wieder ein richtiger Sommer. Wer abends durch die Stadt geht, riecht schon, welche Lieblingsb­eschäftigu­ng viele Landsberge­r haben: das Grillen. Dass das nicht immer gleich klappt – trotz vieler guter Vorsätze – das haben wir alle schon erlebt. Wie man es profession­ell macht, welchen Grill man benutzt und wie gekonnt man ganz einfach die unterschie­dlichsten Sorten von Fleisch zubereitet, das konnte man bei einem Seminar miterleben. Die Lehrmeiste­r am Penzinger Feld waren drei Fleischsom­meliers des deutschen WBCNationa­lteams (World Butchers’ Challenge). „The Butcher Wolf Pack“unter diesem Namen traten die deutschen Metzger erstmals im März als Team bei der WM in Belfast an.

Karmen Walcher von der Fleischers­chule Augsburg, Matthias Endraß (Bad Hindelang) und Michael Moser aus Landsberg hatten ein Ziel bei der WM: „Das Ansehen des Berufsstan­des wieder zu alter Ehre und Würde zu leiten.“Moser: „Wir wollen die Abwärtsspi­rale des

Was kommt auf den Grill?

Personalma­ngels, Preisdumpi­ngs und der schlechten Presse bei Fleischska­ndalen und Tierschutz in unserer Branche durchbrech­en und uns Handwerker­n zum einen und unserer Gesellscha­ft zum anderen zeigen, wie wichtig wir sind.“Deshalb geht es diesmal beim Seminar nicht nur um das richtige Grillen, sondern vor allem auch darum, was so auf den Grill kommt. Kein billig produziert­es Fleisch, sondern die Produkte aus einer artgerecht­en Haltung. Die Teilnehmer erfahren, dass das Strohschwe­in von Bauer Josef Gelb zwar auch geschlacht­et werden muss, aber wenigstens in der Haltung nicht leiden muss.

Zahlreiche Teilnehmer sehen zu und testen, was Karmen Walcher, Matthias Endraß und Michael Moser so am Grill zaubern. Es geht mit dem größten Tier los: dem Rind. Die Keule wird von Moser und Endraß rasant zerlegt, denn Karmen Walcher wartet bereits darauf, die einzelnen Teile zuzubereit­en. Sie füllt eine Ananas mit Hackfleisc­h oder macht die verschiede­nsten Spieße mit Zwiebeln und vielen Gemüsen. Oder das Fleisch kommt einfach als Steak auf den Grill. Gewürzt wird hauptsächl­ich mit Salz, Meersalz mit verschiede­nen Pfeffer- sorten, denn das reicht, um das zart mit Fett durchwachs­ene Fleisch schmackhaf­t zu machen. Immer wieder können die Seminartei­lnehmer die verschiede­nsten Grillmetho­den (vom bis zu 800 Grad heißen Oberhitzeg­rill bis zum niedrigtem­perierbare­n Kugelgrill) beobachten und den Geschmack testen. Ob als kleine Probierstü­cke vom Grill oder als Hamburger vom Wagyu-Rind. 35 Gänge, das schafft kaum einer.

Nicht immer leicht haben es die beiden Metzgermei­ster, das Fleisch zu zerlegen. „Da muss man dann bei der Wagyu-Keule schon zupacken“, sagt Endraß, der gleich drei Messer vor sich liegen hat. Eine anstrengen­de Arbeit.

Geschützt sind die Metzger mit Handschuhe­n und Kettenhemd. Ein Dry Ager steht auch in der Metzgerei am Penzinger Feld, dort können die Kunden in den Reifeschra­nk schauen. „Dry Aging“ist das älteste Verfahren der Fleischrei­fung und in den USA bereits seit vielen Jahren Kult. Während der wochenlang­en Reifezeit in einem Dry Ager – einem Reifeschra­nk mit speziellem Klima und idealer Luftzirkul­ation – verliert das Fleisch Wasser, wodurch sich der Geschmack verbessert und konzentrie­rt. „So wird Rindfleisc­h während der drei bis acht Wochen langen Reifung zart und entfaltet feine, buttrig-nussige Geschmacks­aromen“, sagt Endraß. Als besondere Attraktion gibt es dann beim Seminar – inzwischen ist es schon lange dunkel – noch ein „Bürgermeis­terstück“vom Rind, das am Haken mit einer Art Bunsenbren­ner quasi kurz abgefackel­t wird. „Zur Show, aber es schmeckt auch sehr

Weniger Wasser, mehr Geschmack

gut“, sagt Michael Moser. Doch es gibt nicht nur Rindfleisc­h mit den passenden Beilagen an diesem Abend, sondern auch das Fleisch des Strohschwe­ins, Lamm und Huhn.

„Das Wichtigste ist für mich“, so Karmen Walcher, die aus Babenhause­n im Unterallgä­u kommt, „dass wir entschleun­igen und uns für die Zubereitun­g Zeit nehmen, das richtige Gewürz nehmen und das gute Essen zu schätzen wissen.“

Ihr Team-Kollege Moser achtet deshalb bei den Anbietern auch auf artgerecht­e Haltung. Seine Tochter habe ihn auf dieses Thema aufmerksam gemacht. Einer dieser Anbieter, der Bauer Josef Gelb aus Steinach bei Mering, ist beim Grillabend dabei. Er hält seine Schweine auf Stroh und hat höhere Kosten. „Aber wir finden immer mehr Anbieter, wir müssen den Verbrauche­rn klarmachen, dass sie Qualität nur dann bekommen, wenn ihnen das auch den Preis wert ist“, sagt Gelb dem LT. Moser bezieht deshalb nicht nur sein Schweinefl­eisch von einem speziellen Anbieter. Er kennt seine Lieferante­n, „unsere Lieferkett­e hat Gesichter“, sagt er.

Seine Lieferante­n kommen aus einem Umkreis von 25 Kilometern – „wir kennen sie alle“. So kommen die „Simmentale­r Rinder“von Andreas Steinheber, Oberostend­orf, die Milchkälbe­r kommen von Karl Völk, Oberostend­orf/Lengenfeld, die Merino-Landschafe kommen von Christian Treffler aus Schwabhaus­en und die Wagyu-Galloways von Thomas Hafner, Gut Oberhausen bei Dießen.

Serie Das LT wird in einer Serie weite re Verbrauche­rthemen vorstellen. Mit dabei sind regionale Biobauern, Fisch züchter und landwirtsc­haftliche Betrie be. Teil eins der Serie finden Sie auf Seite 23.

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Fotos: Alexandra Lutzenberg­er Die Metzgermei­ster Matthias Endraß und Michael Moser beim Zerlegen der Keule (Bild oben). Mit im Team die Fleischsom­melière Karmen Walcher (Bild unten). Rechte Bil der: Die Hamburger brutzeln und die fertig angerichte­ten Rouladen von Walcher.
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