Landsberger Tagblatt

Bei den Gelbs spielen die Schweine im Stroh

Serie Die Schweinemä­ster aus Steinach haben den Anspruch, die Tiere möglichst artgerecht zu halten. Das kostet zwar alles etwas mehr, doch gerade handwerkli­che Metzger legen Wert auf Tierwohl und Qualität

- VON JANET IROEZI

Steinach Im Stroh spielen, sich mit Wasser berieseln lassen und bei Föhnwetter die Berge vom überdachte­n Freibereic­h aus sehen können. Die Strohschwe­ine in Merching führen ein wahres Luxusleben. Ziel des Konzepts „Strohschwe­ine“ist es, den Schweinen ein möglichst stressfrei­es Leben zu ermögliche­n. Seit zwei Jahren stehen dahinter auch Josef Gelb senior und junior aus Steinach. In seinem Stall leben momentan ungefähr 1300 Schweine. „Für mich steht das Tierwohl an erster Stelle“, sagt er. Von der Geburt bis zur Fahrt zum Schlachter sind die Tiere auf dem Hof in Steinach.

Seine Schweine haben mit 1,4 Quadratmet­er pro Tier knapp doppelt so viel Platz wie andere Mastschwei­ne in konvention­eller Haltung. Außerdem haben sie einen frei zugänglich­en, überdachte­n Freibereic­h. Dort können sie jetzt, bei den hohen Temperatur­en, auch eine erfrischen­de Dusche genießen. „Da Schweine ja nicht schwitzen können, ist es für sie momentan eine der wenigen Möglichkei­ten sich abzukühlen“, erklärt Gelb. Auch beim Futter spart er nicht: Zehn Euro mehr kostet ihn das pro Schweinele­ben. „Ich achte darauf, nur gentechnik­freies Soja aus Europa zu verfüttern“, sagt Gelb. Zudem haben die Schweine durch das Stroh ständig die Möglichkei­t Rohfaser aufzunehme­n, was gut für den Darm ist.

Auch versuche er den Stress vor der Schlachtun­g möglichst gering zu halten, indem sie möglichst in der Nähe geschlacht­et werden. „Es wäre schon sehr belastend für die Tiere, wenn sie noch 100 bis 200 Kilometer zum Schlachtho­f fahren müssten“, meint er. Der Landwirt fährt seine Schweine auch immer selber zum Schlachten. „Mich kennen sie, dann ist es für sie weniger stressig“, erzählt er. „In den zwei Jahren, in denen ich den Stall jetzt betreibe, musste ich noch nie Antibiotik­a verabreich­en“, sagt er. Ein Zeichen dafür, dass sein Konzept erfolgreic­h sei.

All diese Faktoren führen insgesamt zu einer besseren Qualität des Fleisches. Das kostet aber auch mehr. 40 Euro pro Schwein verlange

100 Gramm Wurst sind dann vier Cent teurer

er mehr als herkömmlic­he Betriebe. „Es wird dann natürlich auch schwierige­r, einen Abnehmer zu finden. Vielen Metzgereie­n geht es nur ums Geld, und die Qualität ist egal“, sagt Gelb. Er habe auch schon Abnehmer gehabt, die nach einigen Wochen der Belieferun­g meinten, es sei ihnen zu teuer. „Bei einer 100Gramm-Wurst sind das für den Verbrauche­r nur vier Cent mehr, ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz, wie das zu teuer sein kann“, sagt Josef Gelb.

Deswegen sei er jetzt auch sehr froh, die Metzgerei Moser als neuen Partner gewonnen zu haben. „Es ist eine in die Zukunft schauende Metzgerei, die weiß, wie wichtig das Tierwohl für die Fleischqua­lität ist“, sagt er. Neben Moser bezieht auch die Metzgerei und der Gasthof Eberl in Hattenhofe­n zu 100 Prozent von ihm. Daneben hat er noch vier weitere Metzgereie­n, die er zum Teil beliefere. „Man muss es schaffen, ein Nischenpro­dukt zu haben, dessen Qualität ein Alleinstel­lungsmerkm­al ist. Dann ist der Preis egal“, meint Gelb.

 ?? Archivfoto: Eva Weizenegge­r ?? Die Landwirte Josef Gelb senior und junior in Steinach bei Merching wollen ihre Mastschwei­ne artgerecht halten. Die Tiere haben mehr Platz und leben auf einer Strohunter­lage.
Archivfoto: Eva Weizenegge­r Die Landwirte Josef Gelb senior und junior in Steinach bei Merching wollen ihre Mastschwei­ne artgerecht halten. Die Tiere haben mehr Platz und leben auf einer Strohunter­lage.

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