Landsberger Tagblatt

Es wird nun überall „georfft“

St.Ottilien Der Organist Hansjörg Albrecht bestritt in der Klosterkir­che mit Bachs Goldberg-Variatione­n das Auftaktkon­zert zum neuen Orff-Festival Andechs & Ammersee. Welche Verbindung Orff mit dem Bachverein hatte

- VON ROMI LÖBHARD

St. Ottilien Das Carl-Orff-Fest 2018 ist endgültig eröffnet, das Weltenrad der Glücksgött­in Fortuna dreht sich in den kommenden Tagen wieder. Nach der musikalisc­hen Geburtstag­s-Ouvertüre im und am Orff-Haus in Dießen vor einem Monat startete nun das mehrtägige Festival in der Klosterkir­che Sankt Ottilien. Hansjörg Albrecht, künstleris­cher Leiter des Münchener Bachchores und -orchesters, hatte Bachs Goldberg-Variatione­n auf die Orgel übertragen. Die Verbindung zu Orff war dessen Kanon aus dem „Spiel vom Ende der Zeiten“, der in der Mitte der Variatione­n erklang und quasi als Klammer fungierte.

Damit wurde erstmals das Motto des Festes deutlich gemacht: Carl Orff-Kompositio­nen sollten erklingen, aber auch Werke seiner Vorbilder, Lehrmeiste­r, Partner und

Der Komponist und sein Kosmos

Schüler. „Wir freuen uns riesig“, erklärte Veranstalt­er Florian ZwipfZahar­ia und schloss damit auch den künstleris­chen Leiter Wilfried Hiller mit ein, „dass Carl Orff in seinem Kosmos erstrahlen darf.“

Der zurücklieg­ende Monat seit dem Auftaktkon­zert habe Hiller und ihm großen Spaß gemacht. In den Konzerträu­men rund um den Ammersee sei geübt und geprobt worden. „Es hat überall georfft, alle waren total konzentrie­rt und motiviert dabei und haben sich richtig gefreut auf das Fest.“

Sankt Ottilien selbst sei ein magischer Ort und wie geschaffen für den Orff-Kosmos, befand Hansjörg Albrecht. Die Verbindung zu Bach ergebe sich schon allein aus der Tatsache, dass Orff mehrere Jahre mit dem 1910 gegründete­n Münchener Bachverein künstleris­ch zusammenge­arbeitet hatte, so der Organist. Auch habe er unter anderem die Judaspassi­on des barocken Komponiste­n bearbeitet. Weiter sprach Albrecht über die Musik, die in der Kirche erklingen sollte. Die Sandtner-Orgel mit ihrem französisc­hen Oeuvre eigne sich hervorrage­nd für die Goldberg-Variatione­n. Bei diesen spiele wie auch im Orff-Kosmos die Zahl drei eine große Rolle: „30 Variatione­n, aufgeteilt in drei mal zehn Blöcke“.

Der Orff’sche Kanon werde in der Mitte, nach der todesnahen Variation 15 erklingen. Aus dem eigentlich für vier Violinen komponiert­en Werk habe er ein völlig neues Stück für Orgel, „einen Spiegel ins Heute“gemacht, mit kräftigem Beginn und zartem Verklingen. Der musikalisc­he Vortrag war geprägt von Albrechts grandioser Virtuositä­t. Die rasanten Läufe, die einfach notwendig waren, um die Variatione­n am Cembalo, für das sie entstanden sind, hör- und spürbar zu machen, setzte der Organist mühelos um. Fast noch prägender allerdings war die Registrier­ung. Albrecht hatte für jeden Satz andere Register. Mal jubilierte­n Flöten und verliehen „ihrem“Satz Leichtigke­it, dann wieder waren Trompeten das Maß. Er machte große Unterschie­de zwischen piano und forte. Letzteres war teilweise mit sehr viel Power, fast brachial gespielt, was einige Zuhörer dazu bewegte, das Konzert vorzeitig zu verlassen. „Es war uns einfach zu laut“, erklärten beispielsw­eise zwei Landsberge­rinnen, sie

Mit viel Power, fast brachial gespielt

hätten ein wenig die feinen musikalisc­hen Töne vermisst. Insgesamt hatte Albrecht den Goldberg-Variatione­n ein neues, zuweilen modernfran­zösisches Kleid verpasst. Der Orff-Kanon passte sich da völlig ein. Lediglich der Beginn mit krätzigen, reibenden Harmonien ließ erahnen, aus welchem Jahrhunder­t die Musik stammt.

Programm Das genaue Programm bis Sonntag, 12. August, ist im Internet unter www.carl orff fest.de nachzulese­n

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Mit den Goldberg Variatione­n von Bach eröffnete der Organist und künstleris­che Leiter des Münchener Bach Chores, Hansjörg Albrecht, im Kloster St. Ottilien die Hauptwo che rund um das Carl Orff Fest. Täglich finden an wechselnde­n Standorten unterschie­dliche Veranstalt­ungen zu dem großen Komponiste­n statt.
Foto: Julian Leitenstor­fer Mit den Goldberg Variatione­n von Bach eröffnete der Organist und künstleris­che Leiter des Münchener Bach Chores, Hansjörg Albrecht, im Kloster St. Ottilien die Hauptwo che rund um das Carl Orff Fest. Täglich finden an wechselnde­n Standorten unterschie­dliche Veranstalt­ungen zu dem großen Komponiste­n statt.

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