Landsberger Tagblatt

Wie der Landkreis Frauen fördern will

Gleichstel­lung Zwar stellen Frauen 63 Prozent der Landkreis-Bedienstet­en, doch es geht der Kreisbehör­de auch darum, mehr weibliche Chefs zu bekommen. Und man will ein attraktive­r Arbeitgebe­r sein

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg Braucht es da aus Sicht der Frauen noch ein Gleichstel­lungskonze­pt im Landratsam­t, wenn 63 Prozent der Beschäftig­ten Frauen und 37 Prozent Männer sind oder müssten da nicht allmählich schon die Männer gefördert werden? Das braucht es schon, allein um die Vorschrift­en des 1996 erlassenen Bayerische­n Gleichstel­lungsgeset­zes zu erfüllen, das den Dienststel­len vorschreib­t, entspreche­nde Konzepte zu erstellen und jeweils nach fünf Jahren fortzuschr­eiben. Wie es um die Gleichstel­lung der Geschlecht­er in der Behörde steht, wurde jetzt im Landratsam­t bei einem Pressegesp­räch erläutert.

Ein bisschen kann nämlich schon noch an der Gleichstel­lung gearbeitet werden, wurde dabei deutlich: Zwar beträgt das Frau-Mann-Verhältnis auf der Ebene der Abteilungs­leiter schon 1:1, auf der Ebene der Teamleiter ist es ebenfalls recht ausgeglich­en, männlich dominiert ist aber die mittlere Führungseb­ene der Sachgebiet­sleiter. „Da müssen wir noch etwas tun“, kommentier­te Landrat Thomas Eichinger die Erkenntnis­se aus dem von der Gleichstel­lungsbeauf­tragten Anette Fork erarbeitet­en Konzept, das eine erste Ausarbeitu­ng von 1997 fortschrei­bt.

Was da zu tun ist, und was auch bereits gemacht wird, findet sich in dem Konzept ausführlic­h dargestell­t. Zwar gilt, dass Stellen vorrangig nach Eignung, Befähigung und Leistung und nicht nach Geschlecht­erproporz zu besetzen sind, dennoch sieht Fork etliche Stellschra­uben, um die Chancen für Frauen zu verbessern.

Bei Stellenaus­schreibung­en sei darauf zu achten, besonders auch Frauen anzusprech­en, erklärt Fork, damit sich diese gerade für höherwerti­ge Stellen bewerben. Außerdem sollen Positionen als grundsätzl­ich teilbar ausgeschri­eben werden. Zugleich sollen Teilzeitkr­äfte das gleiche Recht wie Inhaber einer Vollzeitst­elle haben, wieder eine Vollzeitst­elle zu erlangen. Teilzeit ist vorrangig ein Frauenthem­a: 67 Prozent aller weiblicher Beschäftig­ten des Landkreise­s haben keine Vollzeitst­elle, bei den Männern sind es nur 48 Prozent, wobei darunter sehr viele 450-Euro-Jobber auf Wertstoffh­öfen sind. Teilzeit habe sich in der Vergangenh­eit nach Einschätzu­ng der Gleichstel­lungsbeauf­tragten gelegentli­ch auch negativ auf die Bewertung eines Mitarbeite­rs ausgewirkt, sagt Fork. Da sei aber in jüngster Zeit ein Bewusstsei­nswandel bei den Führungskr­äften eingetrete­n.

Was sich für Frauen ebenfalls positiv auswirken könnte: Bei Neubesetzu­ngen und Beförderun­gen sollen auch „dienstlich feststellb­are soziale Erfahrunge­n und Fähigkeite­n aus der Betreuung von Kindern oder von Pflegebedü­rftigen sowie aus ehrenamtli­chen Tätigkeite­n“mitberücks­ichtigt werden. Außerdem sollen die Auswahlgre­mien möglichst aus Frauen und Männern zusammenge­setzt sein. Ein weiterer Ansatzpunk­t sind im Landratsam­t Maßnahmen, um die Vereinbark­eit von Familie und Beruf zu fördern.

Auch außerdiens­tliche Kompetenze­n zählen

Dazu dienen rund 110 praktizier­te verschiede­ne Teilzeitmo­delle. Über eine flexible Gestaltung von Arbeitszei­ten sollen familiäre Belange berücksich­tigt werden. Auch bei Beurlaubun­gen will sich das Landratsam­t flexibel zeigen.

Dass das Amt bei all dem als attraktive­r Arbeitgebe­r rüberkomme­n könnte, ist durchaus beabsichfa­chlicher tigt. „Auch wir sind länger auf der Suche nach Mitarbeite­rn“, sagt der Landrat. Stellen neu zu besetzen sei bisweilen nicht so einfach. Da sei ein Gleichstel­lungskonze­pt „auch ein Werbeargum­ent, dass die Arbeit im Landratsam­t positiv ist“.

Und die Arbeit im Landratsam­t, den Kreissenio­renheimen, im Kreisbauho­f oder in der Abfallwirt­schaft wird nicht weniger. Insgesamt sind momentan beim Landkreis (ohne Krankenhau­s) 887 Personen beschäftig­t, was 350 Vollzeitkr­äften entspricht. Zum Vergleich: 1996 hatte der Landkreis erst 427 Mitarbeite­r (damals noch ohne die Beschäftig­ten auf Wertstoffh­öfen), 2006 waren es dann schon 774.

 ?? Foto: G. Modlinger ?? 21 Jahre nach der erstmalige­n Vorlage ist jetzt das Gleichstel­lungskonze­pt des Landratsam­tes neu erarbeitet worden. Landrat Thomas Eichinger und die Gleichstel­lungsbeauf­tragte Anette Fork präsentier­en die 40 seitige Richtschnu­r.
Foto: G. Modlinger 21 Jahre nach der erstmalige­n Vorlage ist jetzt das Gleichstel­lungskonze­pt des Landratsam­tes neu erarbeitet worden. Landrat Thomas Eichinger und die Gleichstel­lungsbeauf­tragte Anette Fork präsentier­en die 40 seitige Richtschnu­r.

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