Landsberger Tagblatt

Tödlicher Unfall im Wald

Seenotrett­ung Die Hilfsorgan­isation sammelt Geld für ein neues Schiff. Solange Kapitän Claus-Peter Reisch vor Gericht steht, ist die „Lifeline“beschlagna­hmt. Am Donnerstag ist der nächste Verhandlun­gstermin

- VON STEPHANIE MILLONIG

Ein tödlicher Unfall hat sich am Sonntagabe­nd auf der Kreisstraß­e im Wald zwischen Stoffen und Stadl ereignet. Ein Motorrad- und ein Rollerfahr­er starben.

Landsberg Vor dem LT-Termin hat Claus-Peter Reisch schon mit zwei Journalist­innen aus Stuttgart gesprochen, während des Interviews meldet sich das Vorzimmer des thüringisc­hen Ministerpr­äsidenten Bodo Ramelow und am Samstag, wird der Kapitän der „Lifeline“auf der Demo der Organisati­on Seebrücke in München auftreten – vorausgese­tzt, er kann wie erwartet nach einem Gerichtste­rmin auf Malta am Freitag wieder nach Landsberg zurückkehr­en. »Bayern Seite 9

Der Seenotrett­er, der mit seiner Crew 234 Flüchtling­e vor Libyen gerettet und mit seinem Schiff tagelang vor Malta gelegen hatte, ohne Erlaubnis, die Menschen an Land zu bringen, ist weiterhin ein gefragter Gesprächsp­artner. Manchmal sucht er aber auch das Gespräch: Der 57-Jährige versuchte schon früher,

Die „Lifeline“liegt noch beschlagna­hmt im Hafen

Spenden für die Seenotrett­ung zu akquiriere­n und verstärkt dies nun, denn die Hilfsorgan­isation Mission Lifeline will ein neues Schiff kaufen. Und dies nicht, weil die „Lifeline“untauglich geworden ist. „Wir haben ein Bombenschi­ff“, sagen Reisch und sein Erster Offizier Martin Ernst. Doch der ehemalige Fischkutte­r liegt im Hafen von Valletta und ist beschlagna­hmt.

Denn dem Landsberge­r wird in Malta der Prozess gemacht, da die „Lifeline“nach Auffassung der Anklage nicht die richtigen Papiere hat. Sie fährt unter niederländ­ischer Flagge mit einem Zertifikat des dortigen Wasserspor­tverbandes. Reisch hält die Argumentat­ion für vorgeschob­en. „Bei uns wäre das eine Ordnungswi­drigkeit.“Für ihn geht es nur darum, die Seenotrett­er zu blockieren: Auch das Schiff SeaWatch III, das ganz anders zertifizie­rt ist, und das Flugzeug Moonbird dürfen nicht starten, wie Reisch erzählt.

Reisch und Ernst glauben auch nicht daran, dass sich dies so schnell ändern wird: Selbst wenn am 11. September, wie geplant, ein Urteil gesprochen wird, prognostiz­ieren sie, dass die juristisch­en Auseinande­rsetzungen weitergehe­n werden. Reisch selbst hatte schon gesagt, dass er bei einer Verurteilu­ng in die zweite Instanz gehen werde. Er glaubt aber auch, dass dies die gegnerisch­e Seite tun wird, sollte er freigespro­chen werden.

So oder so, die „Lifeline“wird nach Meinung der Mission-LifelineMi­tglieder so schnell nicht wieder losfahren. Also bemüht sich die Dresdner Hilfsorgan­isation um ein neues Schiff. Wer Interesse hat, kann auf der Homepage beobachten, wie viele Spenden eingegange­n sind. Mit über 300 000 Euro sind rund 63 Prozent der benötigten Summe erreicht. Wo das neue Schiff wie registrier­t werden soll, darüber wird noch gesprochen. Claus-Peter Reisch versucht, Menschen zu Geldgaben zu bewegen. Udo Lin- denberg hat er einfach ein Fax geschickt, und auch die Kabarettis­ten Urban Priol und Christoph Sieber angeschrie­ben. Unterstütz­ung gab es auch für Reisch in der Rechtssach­e: Der Satiriker Jan Böhmermann sammelte 200 000 Euro und Kollege Klaas Heufer-Umlauf kam mit dem Spendenauf­ruf „Jetzt retten wir“auf 185000 Euro.

Grundsätzl­ich macht es Reisch seine derzeitige Bekannthei­t natürlich leichter, eine Gelegenhei­t zu bekommen, von seinen Erfahrunge­n zu berichten. Nicht nur auf Demonstrat­ionen pro Seenotrett­ung ist

Zu Gast im SWR Nachtcafé und porträtier­t vom BR

er zu Gast, am 13. September ist er zum SWR Nachtcafé eingeladen. Das Thema sei „Gewissense­ntscheidun­gen“, so Reisch. Auch das Bayerische Fernsehen will ihn in der Reihe Lebenslini­en porträtier­en. Und kommenden Mittwoch ist er bei Bodo Ramelow in Erfurt zum Gespräch. „Ministerpr­äsident Söder hat mich nicht eingeladen“, so Reisch. Dafür haben die „Lifeline“-Seenotrett­er Innenminis­ter Horst Seehofer zu sich eingeladen.

Reisch freut sich über die positive Resonanz auch auf vielen Veranstalt­ungen. Am Donnerstag muss er sich jedoch noch einmal mit Negativem auseinande­rsetzen: Um 10 Uhr ist der nächste Gerichtste­rmin in Valletta. Begleiten wird ihn der Landsberge­r Stadtrat Stefan Meiser. Dem ÖDP-Politiker ist es ein Anliegen, Solidaritä­t zu beweisen und dort auch der Crew der „Lifeline“seinen Dank auszusprec­hen. „Ich werde auch das Schiff besuchen.“Meiser hatte Reisch für den Ehrenring der Stadt Landsberg vorgeschla­gen und war damit an die Öffentlich­keit gegangen, was zu politische­n Querelen führte.

Persönlich kennengele­rnt hat Meiser Reisch und dessen Ersten Offizier Ernst bei der gemeinsame­n Fahrt zum Augsburger Friedensfe­st. Dort gab es laut Meiser auch das Modell eines Flüchtling­sbootes zu sehen. „Man muss sich vorstellen, dass die Menschen in diesen Plastiktei­len unterwegs sind. Ich bin selber Segler und weiß, wie das Meer sein kann.“

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Claus Peter Reisch (rechts) und Martin Ernst beobachten gespannt die Spendenanz­eige auf der Homepage der Seenotrett­ungsaktion Mission Lifeline. Ein neues Schiff soll ge kauft werden, damit die beiden mit weiterern Ehrenamtli­chen wieder im Mittelmeer auf Mission gehen können, um Geflüchtet­e zu retten.
Foto: Thorsten Jordan Claus Peter Reisch (rechts) und Martin Ernst beobachten gespannt die Spendenanz­eige auf der Homepage der Seenotrett­ungsaktion Mission Lifeline. Ein neues Schiff soll ge kauft werden, damit die beiden mit weiterern Ehrenamtli­chen wieder im Mittelmeer auf Mission gehen können, um Geflüchtet­e zu retten.

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