Viel getrunken und gekifft
Amtsgericht Cannabis-Anbauer kommt noch einmal mit einer Bewährungsstrafe davon
Landsberg Sechs Halbe Bier und eine Flasche Wodka pro Tag – außerdem fünf bis sieben Gramm Marihuana aus der eigenen „Produktion“: Das waren von April bis November 2017 täglich die Begleiter eines Mannes, 48, aus einer Gemeinde im Südwesten des Landkreises. Nach Meinung des Schöffengerichts unter Vorsitz von Alexander Kessler muss sich das grundlegend ändern, wenn er nicht in nächster Zukunft im Knast landen will. Jetzt kam er, gewissermaßen als letzte Chance, vor dem Amtsgericht nochmals mit einer Bewährung davon: Diese wurde auf ein Jahr und acht Monate festgesetzt. Mit der Auflage, dass er vier Jahre nichts anstellen darf.
Ihm wurde der unerlaubte Besitz von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge und der unerlaubte Anbau zur Last gelegt. Der Beschuldigte, der rundum geständig war, kündigte an, dass er alle Kraft mobilisieren will, um sein Drogen- und sein Alkoholproblem in den Griff zu bekommen. Das wird er auch müssen. Denn eine der gegen ihn verhängten Auflagen besagt, dass er ab 2. November die Therapie für beide Bereiche aufnehmen und dem Gericht nachweisen muss, dass er weder kifft noch trinkt.
Seit November lässt der Beschuldigte nach seinen Worten die Hände weg von Marihuana. Damals schaute die Polizei in seiner Wohnung vorbei. Die Beamten stießen bei ihm auf eine CannabisAufzuchtanlage in seinem Schlafzimmer. Für die Cannabis-Produktion mussten zwei Kleiderschränke und ein kleines Zelt herhalten, das der Mann neben den Schränken aufgebaut hatte. Sichergestellt wurde Rohmaterial mit einem Gewicht von 351,16 Gramm, das sich in einem Einmachglas, im Gefrierfach, im Schreibtisch, im Zelt und in Schränken befand, wie in der Verhandlung vorgetragen wurde. Der THC-Gehalt, der die berauschende Wirkung auslöst, wurde mit 32,8 Gramm angegeben.
Doch wie kam die Polizei dem Mann auf die Schliche? Er musste morgens zum Jobcenter, verschlief aber. Dann kam Besuch, der nicht wissen sollte, dass er seit 30 Jahren ein Freund der „weichen Droge“war. So konnte der Angeklagte ein Einmachglas mit 94,9 Gramm Marihuana nicht wie geplant in der Garage verstecken, sondern er packte das Glas in den Rucksack, den er mit in einen Kaufmarkt in Landsberg nahm. Ein Security-Mitarbeiter schöpfte Verdacht. Er rief die Polizei. Die Beamten nahmen den Mann, den Rucksack und das Einmachglas mit. Nur wenige Stunden später stießen die Polizisten bei einer Durchsuchung seiner Wohnung auf die für die Cannabis-Produktion üblichen Utensilien. Und stellten diese als Beweismittel sicher.
Er habe nicht nur der Droge seit fast einem Jahr abgeschworen, sondern trinke mittlerweile nur noch ein Bier pro Tag, sagte er vor Gericht. Er müsse sein Leben ändern, und vor allem lernen, mit Lebenskrisen umzugehen, meinte seine Rechtsanwältin Dr. Silke Ackermann. Der Mann habe die Chance zur Bewährung verdient. Sein Plan für die nächste Zukunft – eine nicht mehr vermeidbare Operation, eine intensive Arbeitsplatzsuche sowie eine ernsthafte Alkohol- und Drogentherapie – wäre ganz in ihrem Sinne. Sie beantragte eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten. Zwei Jahre Haft auf Bewährung und eine Geldauflage von 6000 Euro forderte Staatsanwältin Julia Ehlert für den Mann, der elf Vorstrafen hat, die großteils weit zurückliegen. Ihm wird, so Richter Kessler, für vier Jahre ein Bewährungshelfer zur Seite gestellt. Überdies muss er binnen sechs Monaten 120 Sozialstunden ableisten.
Im Supermarkt wurden die Drogen entdeckt