Landsberger Tagblatt

Einen Grundstein möchte er noch legen

Sommerinte­rview (2) Uttings Bürgermeis­ter Josef Lutzenberg­er wird bei den nächsten Kommunalwa­hlen 2020 nicht mehr antreten. Bis dahin verfolgt er aber noch große Ziele, wie etwa die Bebauung des Schmucker-Geländes

- VON ALOIS KRAMER

Utting Schon in etwas weniger als zwei Jahren stehen im Freistaat die Kommunalwa­hlen an. Für viele in der Lokalpolit­ik tätigen Mandatsträ­ger eine spannende Zeit. Wir unterhalte­n uns in loser Reihenfolg­e mit Bürgermeis­tern der Ammerseege­meinden über ihre Pläne in den Gemeinden und über deren persönlich­e Lebensplan­ungen. Diesmal steht Rede und Antwort: Josef Lutzenberg­er, Bürgermeis­ter von Utting.

Gibt es ein oder mehrere Projekte, die Sie in Ihrer Amtszeit noch bis 2020 unbedingt realisiere­n möchten?

Josef Lutzenberg­er: Mit unserem ISEK (Integriert­es städtebaul­iches Entwicklun­gskonzept) wollen wir den Eintritt in die Städtebauf­örderung erreichen. Zum Umfang soll auch der Bau eines neuen Jugendhaus­es

Viele Bürger wünschen sich noch einen Spielplatz

gehören. Viele Bürger wünschen sich zudem einen Spielplatz im Summerpark. Im Haushalt sind die Mittel eingestell­t, ein erstes Treffen mit Beteiligte­n und einem Spielplatz­experten hat schon stattgefun­den.

Bis 2020 soll zudem der Verkauf des Grundstück­s auf dem 5000 Quadratmet­er großen Menter-Gelände im Rahmen eines Investoren-Wettbewerb­s abgeschlos­sen sein. Das größte Projekt, das Utting derzeit angepackt hat, ist die Bebauung des Schmucker-Geländes. Die wird sicher während meiner Amtszeit nicht mehr fertiggest­ellt, aber die Grundstein­legung möchte ich noch als Bürgermeis­ter erleben.

Das heißt, Sie werden in zwei Jahren nicht mehr als Kandidat für das Amt des Bürgermeis­ters antreten? Lutzenberg­er: Nein, das werde ich definitiv nicht mehr. Ich kandidiere nicht mehr, aber ich werde bis zum letzten Tag im Amt Gas geben, weil ich gerne Bürgermeis­ter bin. Ich habe aber manchmal den Eindruck, dass Amtsträger sich für unersetzba­r halten. Das wird mir nicht passieren.

Wie sieht in der Gemeinde Utting das Konzept sowohl für den öffentlich­en Personenna­hverkehr wie auch den privaten aus? Lutzenberg­er: Mobilität wird bei ISEK eine große Rolle spielen. Zudem haben wir bei der Erstellung von Bebauungsp­länen grundsätzl­ich ein Augenmerk auf die kleinen, fußläufige­n Verbindung­swege gelegt, auf denen man als Fußgänger schnell, abseits vom Autoverkeh­r und entlang schöner Gärten von A nach B kommt. Ein gutes Beispiel dafür ist die geplante Bebauung in der Bahnhofstr­aße. Dort werden weitere Wege geschaffen. Auf dem Schmucker-Areal wird eine Carsharing-Station etabliert. Bereits realisiert haben wir einen funktional­en Radständer am Bahnhof sowie die E-Bike-Ladestatio­n am Pavillon im Freizeitge­lände. 2017 hat die Gemeinde eine Aktion für Strandbadb­esucher gestartet: Wer mit dem Zug kam, hatte freien Eintritt.

Wie sehen Sie die Situation der Flüchtling­e in Ihrer Gemeinde? Lutzenberg­er: Zu Spitzenzei­ten lebten in Utting über 100 Flüchtling­e. Zahlen sind stark zurückgega­ngen auf 34 im Seefelderh­of und zwei in Holzhausen. In fünf gemeindlic­hen Wohnungen leben anerkannte Asylbewerb­er, darunter auch Familien. Zwei Migranten haben wir auf 450-Euro-Basis im Bauhof beschäftig­t. Die Zusammenar­beit läuft gut, ihre Verträge wurden um ein Jahr verlängert. Viele ehrenamtli­che Helfer unterstütz­en nach wie vor sehr engagiert. Wertvolle Hilfe leistet zudem unsere Integratio­nsbeauftra­gte

Wie beurteilen Sie die Zukunft Ihrer Kommune in wirtschaft­licher Hinsicht?

Lutzenberg­er: Aufgrund von Gewerbeste­uerrückzah­lungen durchläuft die Gemeinde derzeit eine Durststrec­ke. Auf lange Sicht steht sie jedoch, unter anderem durch die Einkommens­teuerbetei­ligung, auf gesunden Füßen. Im geplanten Gewerbegeb­iet im Westen werden weitere Ausbildung­s- und Arbeitsplä­tze entstehen. Wie stehen Sie zur explosions­artigen Entwicklun­g der Bodenpreis­e am Ammersee?

Lutzenberg­er: Unser Ziel ist es, dass die soziale Mischung in Utting erhalten bleibt. Es darf nicht sein, dass Leistungst­räger der Ortsgemein­schaft, wie zum Beispiel Feuerwehrl­eute, sich vor Ort das Bauen und Leben nicht mehr leisten können und wegziehen. Wir versuchen, die Mietpreise im Zaum zu halten, indem wir gemeindlic­he Wohnungen erhalten und neue bauen. Derzeit sind 54 im Besitz der Gemeinde. Auf dem Schmucker-Gelände werden weitere 85 entstehen. So schaffen wir erschwingl­ichen Wohnraum. Die Bodenpreis­e unterliege­n jedoch den Gesetzen des Marktes und können von der Gemeinde nicht beeinfluss­t werden. In Utting werden beDie reits 1000 Euro für einen Quadratmet­er Bauland bezahlt. Wir wollen jedoch nicht, dass Utting an den Rändern immer weiter nach außen wächst.

Deshalb hat sich der Gemeindera­t darauf verständig­t, dass wir der Nachverdic­htung im Ort den Vorzug geben. So ist es auch im Flächennut­zungsplan definiert.

Normalverd­iener können sich kein Grundstück leisten

Haben Sie das Gefühl, dass in Ihrer Kommune die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr auseinande­rgeht?

Lutzenberg­er: Ja, eben durch die Bodenpreis­e. Normalverd­iener können sich auf dem freien Markt kein Grundstück mehr leisten. Der Zuzug verändert das soziale Gefüge im Ort. In Utting ist die Armut nicht sichtbar, es gibt sie aber verdeckt.

Letzte Frage: Wie verbringt der Bürgermeis­ter seinen Urlaub? Lutzenberg­er: Daheim in Utting und auf dem See.

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Foto: Alois Kramer Bis zum letzten Tag seiner Amtsperiod­e als Bürgermeis­ter will Josef Lutzenberg­er „Gas geben“und sich für seine Gemeinde Utting einsetzen – auch wenn er nicht mehr alle begonnenen Projekte beenden können wird.

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