Mit Äpfeln und Zwetschgen schwer beladen
Obstbäume Heuer bricht so mancher Ast unter der Last der Früchte. Jetzt muss die üppige Ernte verarbeitet werden. Das Landsberger Tagblatt hat sich bei Experten aus dem Landkreis Tipps geholt
Landkreis Im milden Frühjahr explodierten die Bäume in ein weißes oder rosa Blütenmeer, jetzt brechen die Äste unter der schweren Last von Äpfeln und Zwetschgen und so mancher Gartenbesitzer weiß nicht wohin mit der ganzen Fülle. Das Landsberger Tagblatt hat bei erfahrenen Gartenleuten nachgefragt, wie sie die Situation sehen.
„Es gibt viel Obst“, sagt die Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt, Monika Sedlmaier. Schon bei der Blüte habe sich gezeigt, dass heuer mit einem guten Obstjahr zu rechnen sei. Vergangenes Jahr hatte ein später Frost zur Blüte für weitgehend leere Erntekörbe gesorgt. Dies mag, wie Sedlmaier meint, auch zusätzlich dazu beigetragen haben, dass es heuer besonders üppig ist. Alternanz nennt man dies, wenn nach erntearmen, erntereiche Jahre in Abwechslung folgen. „Manche Sorten sind grundsätzlich alternierend.“Mit der Trockenheit können große Obstbäume ganz gut umgehen, wie Sedlmaier erzählt.
„Alte Streuobstsorten halten das aus.“Denn die seien auf extensiven Obstanbau ohne Wässern und Düngen ausgerichtet. Und sie wurzelten tief und hätten so bessere Chancen, an Wasser zu kommen. Busch- oder Spindelbäume reagierten natürlich stärker auf das wenige Wasser.„Ich habe Bäume gesehen, die schmeißen die Äpfel ab, aber auch welche, die das Laub abwerfen.“Stark unter der Trockenheit gelitten habe das Beerenobst, so Sedlmaier, Bei den meisten Zwetschgen-, Apfel- und Birnenbäumen biegen sich jedoch die Äste – und brechen ab. In solchen Jahren des überbordenden Ertrags rät Sedlmaier dazu, wie im Erwerbsobstbau auszudünnen, das heißt, Früchte zu entfernen. Das müsse aber schon im Juni geschehen, was sich auch positiv auf die bleibenden Äpfel oder Birnen auswirke.
Ansonsten hilft stützen. Wenn trotzdem ein Ast einreißt, muss er laut Sedlmaier sauber abgesägt werden. „Wenn er von selbst ganz abreißt, entsteht zumeist eine zu große Wunde.“Als Basis für eine gute Statik eines Obstbaums muss das Kro- nengerüst passen: Wenn ein Baum zu stark zurückgeschnitten wird, seien die nachwachsenden Äste manchmal nicht dick genug, so Sedlmaier.
Ob nun ausgedünnt oder nicht, viele Gartenbesitzer stehen vor der Herausforderung einer Riesenernte. Was tun? Saft ist ein Klassiker und die ersten Presstermine bei einigen Obst- und Gartenbauvereinen haben schon stattgefunden. „Wir haben am Wochenende schon den dritten Presstermin“, sagt die Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Rott, Martina Mayerhöfer. Letztes Mal sei von 8 bis 13.30 Uhr gearbeitet worden. „Wir hatten Mühe, ein Press-Team zusammenzubekommen, die Mitglieder sind noch im Urlaub“, erzählt Mayerhöfer. Denn normalerweise beginne das Obstpressen erst im September. Nicht nur Äpfel, sondern auch Birnen und Trauben würden gepresst. Es sei auch möglich, nur Rohsaft in Gärballons abfüllen zu lassen, sagt sie. Damit kommt zum Apfelsaft noch der Apfelwein als mögliches Produkt. Und aus Apfelwein lasse sich nach Abzug der Hefe mit einer „Essigmutter“Essig herstellen. Birgit Ertl, die Jugendleiterin des Obstund Gartenbauvereins macht nicht nur Marmelade aus verschiedenen Früchten, sondern auch Sirup: „Aus Beeren, Mirabellen und sogar aus Zwetschgen.“Und vor allem Zwetschgen lassen sich dörren.
Der Verein hat 2005 am Lugensee bei Rott eine Streuobstwiese mit mittlerweile 100 Bäumen angelegt. Noch sind die Bäume zu jung, als dass ein Fruchtüberhang große Probleme bereiten könnte. Rüdiger und Christa Hänel gehören zu den Obstbau-Experten im Rotter Verein. Rüdiger Hänel rät beispielsweise bei Zwetschgen zum Auslichten, wenn sie zu dicht sind. Dass bei zu vielen Früchten ein Ast abbreche, dies könne aber auch jemandem passieren, der Erfahrung habe. Heuer seien die Äste auch spröder und nicht so elastisch wegen der Trockenheit, meint er. Im Streuobstgarten des Vereins ist die Ernte kein Problem, die wird gemeinsam erledigt. „Man braucht aber nicht alles ernten“, sind sich die Rotter Gartenfreunde einig, auch den Wildtieren könne man etwas übrig lassen.
Dieser Meinung ist auch Gartenfachberaterin Sedlmaier. Nur wenn Pflaumen- und Apfelwickler ihr Unwesen treiben, muss jeder Obstbaumbesitzer entscheiden, wie er mit dem Fallobst umgeht. Denn die Larven dieser Nachtfalter sind die „Würmer“die sich im jeweiligen Obst finden. Und sie kriechen, wie Sedlmaier erläutert, aus dem Fallobst in Rindenbereiche, um sich dort zu verpuppen. Wer also wenige Würmer in Apfel und Zwetschge haben will, muss Fallobst klauben und entsorgen. Dem Baum selbst schadet der Wickler aber nicht, wie Sedlmaier sagt.
Das Beerenobst hat unter der Trockenheit gelitten