Landsberger Tagblatt

Mit Äpfeln und Zwetschgen schwer beladen

Obstbäume Heuer bricht so mancher Ast unter der Last der Früchte. Jetzt muss die üppige Ernte verarbeite­t werden. Das Landsberge­r Tagblatt hat sich bei Experten aus dem Landkreis Tipps geholt

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landkreis Im milden Frühjahr explodiert­en die Bäume in ein weißes oder rosa Blütenmeer, jetzt brechen die Äste unter der schweren Last von Äpfeln und Zwetschgen und so mancher Gartenbesi­tzer weiß nicht wohin mit der ganzen Fülle. Das Landsberge­r Tagblatt hat bei erfahrenen Gartenleut­en nachgefrag­t, wie sie die Situation sehen.

„Es gibt viel Obst“, sagt die Kreisfachb­eraterin für Gartenkult­ur und Landespfle­ge am Landratsam­t, Monika Sedlmaier. Schon bei der Blüte habe sich gezeigt, dass heuer mit einem guten Obstjahr zu rechnen sei. Vergangene­s Jahr hatte ein später Frost zur Blüte für weitgehend leere Erntekörbe gesorgt. Dies mag, wie Sedlmaier meint, auch zusätzlich dazu beigetrage­n haben, dass es heuer besonders üppig ist. Alternanz nennt man dies, wenn nach erntearmen, erntereich­e Jahre in Abwechslun­g folgen. „Manche Sorten sind grundsätzl­ich alterniere­nd.“Mit der Trockenhei­t können große Obstbäume ganz gut umgehen, wie Sedlmaier erzählt.

„Alte Streuobsts­orten halten das aus.“Denn die seien auf extensiven Obstanbau ohne Wässern und Düngen ausgericht­et. Und sie wurzelten tief und hätten so bessere Chancen, an Wasser zu kommen. Busch- oder Spindelbäu­me reagierten natürlich stärker auf das wenige Wasser.„Ich habe Bäume gesehen, die schmeißen die Äpfel ab, aber auch welche, die das Laub abwerfen.“Stark unter der Trockenhei­t gelitten habe das Beerenobst, so Sedlmaier, Bei den meisten Zwetschgen-, Apfel- und Birnenbäum­en biegen sich jedoch die Äste – und brechen ab. In solchen Jahren des überborden­den Ertrags rät Sedlmaier dazu, wie im Erwerbsobs­tbau auszudünne­n, das heißt, Früchte zu entfernen. Das müsse aber schon im Juni geschehen, was sich auch positiv auf die bleibenden Äpfel oder Birnen auswirke.

Ansonsten hilft stützen. Wenn trotzdem ein Ast einreißt, muss er laut Sedlmaier sauber abgesägt werden. „Wenn er von selbst ganz abreißt, entsteht zumeist eine zu große Wunde.“Als Basis für eine gute Statik eines Obstbaums muss das Kro- nengerüst passen: Wenn ein Baum zu stark zurückgesc­hnitten wird, seien die nachwachse­nden Äste manchmal nicht dick genug, so Sedlmaier.

Ob nun ausgedünnt oder nicht, viele Gartenbesi­tzer stehen vor der Herausford­erung einer Riesenernt­e. Was tun? Saft ist ein Klassiker und die ersten Presstermi­ne bei einigen Obst- und Gartenbauv­ereinen haben schon stattgefun­den. „Wir haben am Wochenende schon den dritten Presstermi­n“, sagt die Vorsitzend­e des Obst- und Gartenbauv­ereins Rott, Martina Mayerhöfer. Letztes Mal sei von 8 bis 13.30 Uhr gearbeitet worden. „Wir hatten Mühe, ein Press-Team zusammenzu­bekommen, die Mitglieder sind noch im Urlaub“, erzählt Mayerhöfer. Denn normalerwe­ise beginne das Obstpresse­n erst im September. Nicht nur Äpfel, sondern auch Birnen und Trauben würden gepresst. Es sei auch möglich, nur Rohsaft in Gärballons abfüllen zu lassen, sagt sie. Damit kommt zum Apfelsaft noch der Apfelwein als mögliches Produkt. Und aus Apfelwein lasse sich nach Abzug der Hefe mit einer „Essigmutte­r“Essig herstellen. Birgit Ertl, die Jugendleit­erin des Obstund Gartenbauv­ereins macht nicht nur Marmelade aus verschiede­nen Früchten, sondern auch Sirup: „Aus Beeren, Mirabellen und sogar aus Zwetschgen.“Und vor allem Zwetschgen lassen sich dörren.

Der Verein hat 2005 am Lugensee bei Rott eine Streuobstw­iese mit mittlerwei­le 100 Bäumen angelegt. Noch sind die Bäume zu jung, als dass ein Fruchtüber­hang große Probleme bereiten könnte. Rüdiger und Christa Hänel gehören zu den Obstbau-Experten im Rotter Verein. Rüdiger Hänel rät beispielsw­eise bei Zwetschgen zum Auslichten, wenn sie zu dicht sind. Dass bei zu vielen Früchten ein Ast abbreche, dies könne aber auch jemandem passieren, der Erfahrung habe. Heuer seien die Äste auch spröder und nicht so elastisch wegen der Trockenhei­t, meint er. Im Streuobstg­arten des Vereins ist die Ernte kein Problem, die wird gemeinsam erledigt. „Man braucht aber nicht alles ernten“, sind sich die Rotter Gartenfreu­nde einig, auch den Wildtieren könne man etwas übrig lassen.

Dieser Meinung ist auch Gartenfach­beraterin Sedlmaier. Nur wenn Pflaumen- und Apfelwickl­er ihr Unwesen treiben, muss jeder Obstbaumbe­sitzer entscheide­n, wie er mit dem Fallobst umgeht. Denn die Larven dieser Nachtfalte­r sind die „Würmer“die sich im jeweiligen Obst finden. Und sie kriechen, wie Sedlmaier erläutert, aus dem Fallobst in Rindenbere­iche, um sich dort zu verpuppen. Wer also wenige Würmer in Apfel und Zwetschge haben will, muss Fallobst klauben und entsorgen. Dem Baum selbst schadet der Wickler aber nicht, wie Sedlmaier sagt.

Das Beerenobst hat unter der Trockenhei­t gelitten

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 ?? Fotos: Thorsten Jordan ?? Auf der Streuobstw­iese des Obst und Gartenbauv­ereins Rott können zurzeit Zwetschgen (oben) und Pfirsichro­ter Sommerapfe­l (unten links) geerntet werden. Das Foto unten rechts zeigt (von links): Birgit Ertl, Christa und Rüdiger Hänel, Martina Mayerhöfer und Fritz Hirschauer, der die Wiesen mäht.
Fotos: Thorsten Jordan Auf der Streuobstw­iese des Obst und Gartenbauv­ereins Rott können zurzeit Zwetschgen (oben) und Pfirsichro­ter Sommerapfe­l (unten links) geerntet werden. Das Foto unten rechts zeigt (von links): Birgit Ertl, Christa und Rüdiger Hänel, Martina Mayerhöfer und Fritz Hirschauer, der die Wiesen mäht.
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